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Steuern
Wann muss man Steuern nachzahlen?
Nach der Steuererklärung flattert so manches Mal eine Aufforderung zur Steuernachzahlung ins Haus. Was die Gründe dafür sind, erfahren Sie in diesem Artikel.
Wer 2020 Kurzarbeitergeld bekommen hat, muss in der Regel eine Steuererklärung machen. Ob es zu einer Nachzahlung oder Erstattung kommt, hängt vom Einzelfall ab. Foto: Benjamin Nolte/dpa-tmn       -  Trudelt eine Steuernachzahlung ins Haus, ist erst einmal rechnen angesagt.
Foto: Benjamin Nolte, dpa-tmn (Symbolbild) | Trudelt eine Steuernachzahlung ins Haus, ist erst einmal rechnen angesagt.
Ann-Katrin Hahner
 |  aktualisiert: 21.08.2024 10:50 Uhr

Eine Steuernachzahlung trifft die meisten Menschen recht unvorbereitet und sorgt regelmäßig für Stirnrunzeln. Denn jedes Jahr reichen Millionen von Menschen in Deutschland ihre Steuererklärung ein, in der Hoffnung, keine Fehler gemacht zu haben und eine Rückerstattung zu erhalten. Stattdessen ist nun eine weitere Zahlung an das Finanzamt angesagt. Dies kann verschiedene Gründe haben. In diesem Artikel nennen wir Beispiele, warum es zu einer Nachzahlung kommen kann und wie Sie darauf reagieren können.

Übrigens: 2024 hat die Ampel-Regierung einige Steuer-Entlastungen für die Bürgerinnen und Bürger geplant. Manch einem bleiben dann bis zu 1600 Euro mehr vom Gehalt. Dank Änderungen am Jahressteuergesetz konnten Steuerzahler in Deutschland in diesem Jahr bereits kräftig Geld sparen. 

Wie kommt es dazu, dass man Steuern nachzahlen muss?

Vereinfacht gesagt treten Steuernachzahlungen immer dann auf, wenn das Finanzamt nach der Überprüfung Ihrer Steuererklärung feststellt, dass Sie im Laufe des Jahres weniger Steuern gezahlt haben, als Sie eigentlich schulden. Wie auf der Website des Steuerprogramms WISO Steuer und der Website der Vereinigten Lohnsteuerhilfe festgestellt wird, gibt es mehrere, sehr unterschiedliche Gründe, warum es nach der Steuererklärung zu einer Nachzahlung kommen kann:

  1. Änderung der Lebensumstände: Eine Heirat, die Geburt eines Kindes oder der Verlust des Arbeitsplatzes, können Ihre Steuerschuld beeinflussen und gleichsam Ihre Steuernummer verändern. Die Steuer-ID bleibt dagegen ein Leben lang gleich. Wenn solche Änderungen nicht rechtzeitig oder korrekt in den Steuervorauszahlungen berücksichtigt wurden, kann es zu einer Nachzahlung kommen.

  2. Gestiegenes Einkommen: Ein höheres Einkommen führt zu einer höheren Einkommensteuer. Wenn Ihr Einkommen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist, kann dies immer auch eine Nachzahlung zur Folge haben.

  3. Nebeneinkünfte: Wenn Sie Nebeneinkünfte haben, die nicht über die Lohnsteuer abgerechnet werden (z.B. Mieteinnahmen, Kapitalerträge, freiberufliche Tätigkeiten), müssen diese in der Steuererklärung angegeben werden. Wurden darauf im Laufe des Jahres keine oder zu geringe Steuern gezahlt, kann dies in einer Nachzahlung resultieren.

  4. Veränderungen in den Werbungskosten oder außergewöhnlichen Belastungen: Wenn Sie als Arbeitnehmer/in normalerweise über die Werbungskostenpauschale kommen, aber aufgrund von Veränderungen wie kürzeren Pendelstrecken oder geringeren Ausgaben für Arbeitskleidung und Weiterbildungen unter diese Grenze fallen, kann dies zu einer geringeren Rückerstattung oder einer Nachzahlung führen. Ebenso können wegfallende außergewöhnliche Belastungen, wie Krankheits- oder Pflegekosten, Ihre Steuersituation beeinflussen.

  5. Fehler in der Steuererklärung: Fehlerhafte oder unvollständige Angaben in Ihrer Steuererklärung können dazu führen, dass das Finanzamt Ihre Steuerschuld nachträglich höher festsetzt.

  6. Änderungen im Steuerrecht: Gesetzesänderungen können ebenfalls Auswirkungen auf Ihre Steuerschuld haben. Wenn sich beispielsweise Steuersätze ändern oder bestimmte Absetzungsmöglichkeiten wegfallen, kann das zu einer Nachzahlung führen.

Wichtig: Die genannten Gründe sind einige der häufigsten Ursachen für Nachzahlungen bei der Steuer, aber sie sind keineswegs die einzigen. Das Steuersystem ist komplex, und es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die zu einer Nachzahlung führen können. Unsere Liste erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Wie erkenne ich ob ich Steuern nachzahlen muss?

Um zu erkennen, ob Sie Steuern nachzahlen müssen, sollten Sie Ihren Steuerbescheid sorgfältig prüfen. Die Vereinigte Lohnsteuerhilfe (VLH) empfiehlt dazu folgendes:

  1. Prüfung des Endbetrags: Schauen Sie sich den Endbetrag auf dem Steuerbescheid an. Dieser zeigt, ob Sie Steuern nachzahlen müssen oder ob Ihnen eine Rückerstattung zusteht. Ein positiver Betrag bedeutet in der Regel, dass Sie eine Nachzahlung leisten müssen, während ein negativer Betrag auf eine Rückerstattung hindeutet.

  2. Vergleich mit Vorauszahlungen: Vergleichen Sie den im Bescheid ausgewiesenen Betrag mit den Steuern, die Sie bereits im Laufe des Jahres gezahlt haben. Dies umfasst Lohnsteuer, Kapitalertragsteuer, geleistete Vorauszahlungen und eventuell einbehaltene Steuern auf andere Einkünfte.

  3. Erläuterungsteil des Bescheids: Im Erläuterungsteil des Steuerbescheids erklärt das Finanzamt, wie es zu dem Ergebnis gekommen ist. Hier finden Sie Informationen darüber, ob und warum das Finanzamt von Ihren Angaben in der Steuererklärung abgewichen ist. Dieser Teil kann Aufschluss darüber geben, warum eine Nachzahlung gefordert wird.

  4. Überprüfung der anerkannten Beträge: Überprüfen Sie, ob das Finanzamt alle Ihre Angaben, wie Werbungskosten, Sonderausgaben, außergewöhnliche Belastungen und andere abzugsfähige Posten, anerkannt hat. Unstimmigkeiten können zu einer höheren Steuerschuld führen.

  5. Kontrolle der Berechnungen: Überprüfen Sie die Berechnungen des Finanzamts. Fehler können auch hier vorkommen.

Was tun bei einer Steuernachzahlung?

Sollten Sie nach der Überprüfung feststellen, dass eine Nachzahlung fällig ist, Sie aber Zweifel an der Richtigkeit des Bescheids haben, können Sie immer Einspruch einlegen, wie die VLH erklärt. Dies muss allerdings immer innerhalb eines Monats nach Erhalt des Steuerbescheids geschehen. Sind die Zahlen korrekt, bleibt Ihnen allerdings nicht viel anderes übrig, als die Forderung zu begleichen. Bei komplexen Fragen sollten Sie allerdings immer einen Steuerberater oder einen Lohnsteuerhilfeverein konsultieren.

Übrigens: In der Steuererklärung können Sie einige Kosten absetzen von denen Sie nicht dachten, dass es geht. Beispielsweise können unter bestimmten Voraussetzungen Umzugskosten abgesetzt werden. Wer sich einen Hund hält, der als Diensthund oder als Wachhund für Geschäftsräume eingesetzt wird, kann die Kosten für den Hund unter Betriebs- oder Werbungskosten absetzen. Was viele Menschen nicht wissen: Auch auf Privatverkäufe bei eBay oder Etsy sowie beim Pfandflaschen-Sammeln, wenn es im gewerblichen Umfang geschieht, müssen Steuern gezahlt werden.

 
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