Elterngeld als finanzielle Unterstützung des Staats für frisch gebackene Papas und Mamas ist seit der Einführung im Jahr 2007 beliebt: Nach Angaben des Statistischen Bundesamts bezogen allein im Jahr 2023 rund 1,8 Millionen Frauen und Männer in Deutschland Elterngeld. Auch zum Elterngeld-Auftakt vor mehr als 15 Jahren nahmen das Angebot bereits viele Mütter wahr, was bei diesen zu längeren Auszeiten führte. Nur teilweise konnten die betroffenen Betriebe die dadurch entstandenen, größeren Beschäftigungslücken ausgleichen – das hat eine neue Studie herausgefunden. Darüber hinaus gibt es weitere Effekte.
Was bedeutet Elternzeit für den Arbeitgeber?
Auch wenn seit April 2024 weniger Eltern in Deutschland Anspruch auf Elterngeld nach der Geburt ihres Kindes haben, lohnt sich für viele Eltern nach wie vor der Griff zum Elterngeld. Schließlich gibt es mittlerweile dank ElterngeldPlus, Partnermonate, Kombinationen mit Teilzeitarbeit und ähnlichem viele Konstellationen, um auch ohne das bisherige Gehalt über die Runden zu kommen.
Doch wie sieht die Lage auf der Seite der Betriebe aus, die entsprechend auf ihren Angestellten vorerst verzichten müssen? Eine neue Studie des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden hat sich genau mit dieser Frage beschäftigt – und liefert eine klare Antwort.
Übrigens: Um überhaupt finanziell über die Runden zu kommen und nicht als arm zu gelten, bedarf es in Deutschland statistisch für ein Paar mit zwei Kindern unter 14 Jahren 2627 Euro pro Monat. Auch die Anzahl der Kinder hat Auswirkungen auf die Armut.
Welche Folgen hat Elternzeit für Betriebe?
Die Autoren der Studie betonen, dass bislang gar nicht so genau klar gewesen sei, wie sich Elternzeit eigentlich auf Unternehmen auswirke. Um eine Beschäftigungslücke zu füllen, hätten Betriebe jeher eine Reihe an Möglichkeiten: etwa neues Personal einzustellen, andere Beschäftigte mehr arbeiten zu lassen oder sicherzustellen, dass die Belegschaft den Betrieb nicht verlässt. Vor allem „kleine und mittelgroße Betriebe“ seien in dieser Hinsicht weniger flexibel und daher umso interessanter als Forschungsgegenstand.
Die Forscher richteten ihren Blick auf das Elterngeld, das 2007 eingeführt wurde und das bis dahin geltende Erziehungsgeld ablöste (300 Euro pro Monat, für Haushalte mit geringeren Einkommen bis zu 24 Monate). Die Einführung biete eine passende Gelegenheit, um die Effekte von längerer Abwesenheit zu untersuchen.
Gleich eine Reihe an Ergebnissen konnten die Studienautoren nun präsentieren. Die mitunter wichtigste Erkenntnis: Längere Elternzeiten haben langfristig keine negativen Auswirkungen auf die Betriebe. Zwar sei mit dem Elterngeld die Beschäftigung in den Betrieben im ersten Jahr um drei Prozent zurückgegangen – allerdings nur vorübergehend. Wie die Studie zeigt, kompensieren Neueinstellungen im Durchschnitt rund ein Drittel aller aufgrund von Elternzeit ausscheidenden Mütter. Als Elternzeitvertretung würden die Betriebe häufig „Personen mit ähnlichen demografischen Merkmalen“ anstellen, sprich insbesondere junge Frauen. Positiver Nebeneffekt: Die Vertretungen würden wiederum, so eine weitere Erkenntnis, deutlich länger im Betrieb bleiben, als es der Abwesenheitsvertretung entspräche.
Elternzeit: Gibt es Auswirkungen für den Arbeitsmarkt?
Feststellen konnte die Studie, dass Elterngeld jedoch tatsächlich zu einer längeren Abwesenheit führt, als es noch mit dem Erziehungsgeld der Fall gewesen sei: So kehrten einst rund 40 Prozent der Mütter innerhalb eines Jahres in den Betrieb zurück, mit dem Elterngeld seien es noch 20 Prozent.
Die Beschäftigungslücke schlossen die Betriebe allein durch Neueinstellungen jedoch nicht. Aber: „Mittel- und langfristig“, heißt es in der Studie, „hat die Elterngeldeinführung keine Effekte auf die Beschäftigung in den betroffenen Betrieben“. Denn die Auswirkungen längerer Elternzeiten würden sich für die Betriebe lediglich auf das erste Jahr nach der Geburt konzentrieren. „Die verbleibende Lücke hatte jedoch keine langfristig nachteiligen Auswirkungen auf die Betriebe.“ Entsprechend gebe es keine anhaltenden Auswirkungen auf die Beschäftigung, die Löhne in diesen Betrieben oder gar auf deren Fortbestand. Etwaige negative Effekte des Elterngelds für den Arbeitsmarkt würden sich „in Grenzen halten“.
Michael Oberfichtner, Leiter des Forschungsbereichs „Betriebe und Beschäftigung“ am IAB und Mitautor der Studie, erklärt: „Überproportionale Belastungen für Betriebe durch längere Elternzeiten scheinen somit kein stichhaltiges Argument gegen diese wichtige familienpolitische Maßnahme zu sein.“ Übrigens: Wie die Lage für die Betriebe aussieht, wenn Väter länger durch Elternzeit ausfallen, lasse sich aufgrund fehlender Informationen in den Daten nicht auswerten, so die Forscher.