
Obwohl Polyamorie in vielen Ländern legal ist, gibt es oft rechtliche Grenzen, da diese Form der Beziehung noch nicht umfassend geregelt ist. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die rechtliche Anerkennung von Polyamorie, sowohl in Deutschland als auch international.
Was ist Polyamorie?
Polyamorie ist eine Form der ethischen Nicht-Monogamie, bei der Beziehungen bewusst nicht exklusiv zwischen zwei Personen geführt werden. Dabei gehen Menschen mehrere gleichzeitige Beziehungen ein, die romantisch oder intim sein können - stets mit dem Einverständnis aller Beteiligten.
Polyamorie: Rechtlich anerkannt in Deutschland?
In Deutschland ist Polyamorie rechtlich weder anerkannt noch geregelt. Wie Deutschlandfunk berichtet, existiert im deutschen Rechtssystem keine gesetzliche Grundlage, die polyamore Beziehungen absichert oder berücksichtigt. Denn das Rechtssystem basiert laut Deutschlandfunk auf der Ehe als Institution, die ausschließlich für Zweierbeziehungen ausgelegt ist. Eine Ehe mit mehr als zwei Personen ist rechtlich nicht möglich und gesetzlich verboten.
In polyamoren Beziehungen kann daher also nur eine einzige Beziehung rechtlich anerkannt und abgesichert werden, selbst wenn eine Person gleichzeitig mit mehreren Partnern Verantwortung teilt oder wirtschaftlich zusammenarbeitet. Die gesetzliche Förderung durch steuerliche Vorteile, wie das Ehegattensplitting oder Absicherungen im Todesfall sind laut Deutschlandfunk ausschließlich verheirateten Paaren vorbehalten. Für polyamore Lebensgemeinschaften gibt es keine vergleichbaren Regelungen.
Zusätzliche Einschränkungen ergeben sich laut Deutschlandfunk für polyamore Menschen im Falle einer Trennung, wenn etwa eine Person in der Beziehung weniger Einkommen erzielt oder auf Karriere verzichtet hat, um sich um Kinder zu kümmern. Bestehende Modelle wie der Halbteilungsgrundsatz, die bei monogamen Paaren den Vermögensausgleich regeln, lassen sich auf polyamore Konstellationen nicht übertragen. Auch Fragen zu Rentenansprüchen oder der rechtlichen Absicherung im Familienalltag bleiben weitgehend ungeklärt. Kinder können in Deutschland rechtlich maximal zwei Elternteile haben, was in polyamoren Familien zu rechtlichen und finanziellen Ungleichheiten führt.
Rechtliche Anerkennung von Polyamorie international
Auch weltweit gibt es für polyamore Beziehungen nur wenige rechtliche Anerkennungen oder Regelungen, ähnlich wie in Deutschland. Wie Harvard Law Today berichtet, haben jedoch einige Regionen, insbesondere in den USA, Schritte unternommen, um polyamore Beziehungsstrukturen in begrenztem Umfang rechtlich zu berücksichtigen. In den Gemeinden Somerville, Cambridge und Arlington im Raum Boston wurde laut Harvard Law Today die Definition von „domestic partnerships“ in den Jahren 2020 und 2021 erweitert. Diese Anpassung erlaubt es, dass mehr als zwei Personen als Teil einer Partnerschaft anerkannt werden können.
Diese Maßnahmen bleiben jedoch auf lokale Regelungen beschränkt und bieten keinen umfassenden rechtlichen Schutz, der vergleichbar mit der Ehe wäre. Insgesamt ist die rechtliche Situation für polyamore Beziehungen weltweit nach wie vor begrenzt, und solche regionalen Änderungen stellen Ausnahmen dar. In den meisten Ländern gibt es keine gesetzlichen Anerkennungen oder spezifischen Schutzmechanismen für polyamore Partnerschaften.
Polyamorie und Polygamie: Wie Polygamie rechtlich berücksichtigt wird
Im Gegensatz zur Polyamorie, die weltweit kaum rechtlich berücksichtigt wird, ist die Polygamie - also die Ehe zwischen mehreren Personen - in manchen Ländern rechtlich anerkannt. Laut World Population Review ist Polygamie in den meisten Ländern jedoch verboten, darunter auch in Deutschland. Dennoch gibt es Regionen, in denen polygame Ehen akzeptiert oder unter bestimmten Bedingungen erlaubt sind.
In Nord- und Südamerika ist Polygamie laut World Population Review grundsätzlich strafbar, auch in den USA. Eine Ausnahme bildet Utah, wo die Strafen für einvernehmliche Polygamie im Jahr 2020 deutlich herabgesetzt wurden, sodass sie nur noch als geringfügiges Vergehen behandelt wird. In Europa und Ozeanien hingegen wird Polygamie fast überall abgelehnt. Eine Besonderheit stellen Länder wie Schweden oder die Schweiz dar, die polygame Ehen aus dem Ausland unter bestimmten Voraussetzungen anerkennen können.
In Asien gibt es Länder wie Indien, Malaysia und Indonesien, die Polygamie vor allem für muslimische Gemeinschaften erlauben, wie World Population Review berichtet. Besonders in Indonesien ist sie in bestimmten Regionen, darunter Bali und Papua, legal und tief in kulturellen und religiösen Traditionen verwurzelt. Ähnlich verhält es sich in einigen afrikanischen Staaten, wo das Gewohnheitsrecht Polygamie zulässt, auch wenn sie nach dem Zivilrecht oft untersagt ist. In Ländern wie Liberia oder Sierra Leone werden solche Ehen zwar kulturell anerkannt, jedoch nicht offiziell registriert.