Ursprünglich hatte Bulgarien geplant, zu Beginn des Jahres 2024 den Euro als Währung einzuführen. Im Februar 2023 musste dieser Plan allerdings aufgegeben werden, die damalige Finanzministerin Rossiza Welkowa begründete das mit der zu hohen Inflation und zu schlechter Vorbereitungen von Seiten Bulgariens auf den Beitritt, wie die Tagesschau damals berichtete.
Bulgarien hatte vorgehabt, bis Ende Februar 2023 einen sogenannten Konvergenzbericht abzugeben. Ein Konvergenzbericht muss mindestens alle zwei Jahre von Staaten veröffentlicht werden, die dem Euroraum beitreten möchten, wie die Europäische Zentralbank erklärt. Der Bericht beschreibt die Fortschritte, die nicht zum Euroraum gehörende Mitgliedstaaten bei der Erreichung der zur Einführung des Euro erforderlichen Kriterien erzielt haben. Dieser Bericht konnte von Bulgarien nicht fertiggestellt werden, also kam es zur Aufschiebung der geplanten Euro-Einführung.
Euro in Bulgarien: Wie geht es weiter?
Die damalige Regierung hatte angekündigt, den Konvergenzbericht bis Juli 2023 nachzureichen und somit einen Euro-Betritt bis spätestens zum 1. Januar 2025 zu erzielen. Seitdem wurden in dem ärmsten Land der Europäischen UnionParlamentswahlen abgehalten und eine neue Regierungskoalition gewählt, die pro-europäisch geprägt ist.
Die neue Regierung hält an dem Plan fest, bis Anfang 2025 den Euro als Währung einzuführen, hat jetzt aber noch einen weiteren Vorschlag gemacht, wie der Euro in Bulgarien Einzug finden könnte. Die Regierung um Ministerpräsident Nikolaj Denkow möchte den Euro als Parallel-Währung einführen, wie das Europapolitik-Portal euractiv.de berichtet.
In der Umsetzung würde das bedeuten, dass die Bürger Bulgariens die Wahl hätten, ob sie bei Transaktionen mit der bulgarischen Währung Lew zahlen möchten, oder mit dem Euro. Aktuell ist ein Lew etwa 51 Cent wert. Unternehmen in Bulgarien können bereits jetzt solche Transaktionen durchführen, Privatpersonen ist es bisher noch verboten.
Euro als Parallel-Währung in Bulgarien: Wird das klappen?
Ob die Einführung des Euro als Parallel-Währung funktionieren wird, hängt von der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank ab. Diese müssen ihre Zustimmung geben, damit der Euro auf diese Art und Weise eingeführt werden kann. Als Vorbilder können die Länder Kosovo und Montenegro dienen. Beide führten laut der Europäischen Zentralbank bereits 2002 den Euro als Parallel-Währung ein, sogar ohne Mitglied der EU zu sein. Bulgarien ist seit 2007 EU-Mitglied und versucht bereits seit Jahren, dem Euroraum beizutreten.
Dem sogenannten europäischen System fester Wechselkurse (ERM-2) gehört Bulgarien bereits an. Die Mitgliedschaft ist eine wichtige Vorstufe auf dem Weg zur Euro-Einführung. Sie soll sicherstellen, dass die Landeswährung nicht zu stark schwankt. Das scheint aber nur teilweise zu helfen, Bulgarien liegt mit 13 Prozent Inflation deutlich über dem EU-Durchschnitt.
Euro-Beitritt: Wieso will Bulgarien unbedingt den Euro?
Von einem Euroraum-Beitritt erhofft sich Bulgarien mehrere Dinge. Zum einen hofft das ärmste Mitgliedsland der EU, dass der Einführung des Euros mehr Investitionen und eine größere Kreditsicherheit folgen werden. Zum anderen gibt es in Bulgarien eine nennenswerte prorussisch-nationalistische Bewegung, die der EU sehr ablehnend gegenübersteht. Die aktuelle pro-europäische Regierung hofft, mit dem Euro-Beitritt eine politische Versicherung zu haben, um mögliche negative Folgen für das Land zu begrenzen, falls prorussische Parteien an die Macht kommen.
Übrigens: Im Kroatien-Urlaub ändert sich dieses Jahr einiges. Kuna kann nicht mehr überall umgetauscht werden, sodass Urlauber sich genau informieren sollten.