Wer am Ende seinen Führerschein in der Hand halten will, muss nicht nur für die Fahrstunden tief in die Tasche greifen – auch Prüfungsgebühren und Übungsmaterial kosten Geld. Wenn dann auch noch der erste Anlauf scheitert, wird auf dem Weg zum Führerschein ein kleines Vermögen fällig. Vier Fahrschulen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg berichten, warum die Führerscheinkosten in den letzten Jahren so angestiegen sind.
"Es ist ja alles teurer geworden, da muss ich natürlich meine Kosten auch decken können", erklärt Markus Schmidbauer von der Fahrschule Markus in Friedberg. Neben Diesel und Benzin wären auch die Kosten für Autos, Mieten und Heizen enorm angestiegen. Für eine Fahrstunde verlangt er momentan 80 Euro. Das sah vor zehn Jahren jedoch noch anders aus. "Damals waren es bestimmt 20 Euro weniger", sagt Schmidbauer.
Durchfallquote bei theoretischer und praktischer Prüfung hoch
"Wenn eine Fahrschule sagt: 'Bei uns bestehen alle', dann ist das eine Lüge", meint er. Die Durchfallquote sei bei beiden Prüfungen deutlich angestiegen. Der Grund dafür sei nicht allein die zehn Minuten längeren Fahrzeit bei der praktischen Prüfung seit 2021. "Man muss sich die Straßen nur mal anschauen: Es sind immer mehr Leute unterwegs, immer mehr Verkehr", gibt er zu bedenken.
"Für die praktische Prüfung kann ich die Prüfungsreife feststellen", erklärt Christian Heigermeir von Charly's Fahrschule aus Aichach. Er melde seine Schüler erst dann an, wenn sie bereit für die Prüfung sind. Bei der theoretischen Prüfung müsse das der Schüler jedoch selbst einschätzen. Dazu gibt es Lernapps mit Simulationen, die den Lernfortschritt anzeigen. "Die Leute sind aber oft einfach zu bequem", meint er.
Fahrschule Gruber Dasing: Nicht nur hohe Spritkosten problematisch
Jürgen Gruber hat im Fuhrpark seiner Fahrschule in Dasing momentan acht Pkws stehen. Die Autos müssen alle zwei Jahre gewechselt werden. "Nicht nur der Sprit wird teurer, es gibt noch so viele Kosten drumherum." Trotzdem habe er versucht, die Preise moderat zu erhöhen. "Ich habe selber Kinder, ich weiß, was ein Führerschein kostet und wie schwierig es ist, ihn zu bestehen", sagt er.
Dass höhere Kosten zu weniger Führerscheinen führen, ist jedoch nicht der Fall. Im Jahr 2021 wurde der Pkw Führerschein Klasse B 1261 Mal erteilt, im Jahr 2023 insgesamt 1271 Mal. Hier sei also laut Marleen Mittring von der Führerscheinstelle Aichach-Friedberg kein Rückgang zu verzeichnen. "Überraschend sind die Motorradführerscheine. Die sind auf dem steigenden Ast und es werden jedes Jahr mehr", meint Jürgen Gruber.
Doch auf welche Summe müssen sich Fahrschülerinnen und Fahrschüler denn nun insgesamt einstellen? "Das hängt sehr stark davon ab, wie viele Fahrstunden sie brauchen", gibt Alexander Vötter von Tony's Fahrschule in Kissing zu bedenken. Im Schnitt sind es laut Vötter zwischen 30 und 40 Fahrstunden zu je 45 Minuten. Wenn sowohl die praktische als auch die theoretische Prüfung aufs erste Mal bestanden werden, müsse man mit einer Summe von ungefähr 3000 Euro für den gesamten Führerschein rechnen.
Marina machte Anhängerführerschein bei Charly's Fahrschule Kissing
Marina Heinrich hat ihren Autoführerschein vor sieben Jahren gemacht und zahlte 1500 Euro. "Man muss dazusagen, dass ich nur die Pflichtfahrstunden gebraucht habe", erklärt sie. Auch die beiden Prüfungen hat sie auf Anhieb bestanden. Heute ist Marina 23 Jahre alt und hat zusätzlich ihren Anhängerführerschein bei Charly's Fahrschule in Kissing gemacht. Auch dafür zahlte sie nochmal 950 Euro.
"Seit ich 15 bin, habe ich parallel zur Schule und an Wochenenden in einer Bäckerei gearbeitet und ab 18 dann neben meinem Studium gekellnert." Somit konnte sie sich beide Führerscheine selbst finanzieren.
Vorbereitung auf Theorieprüfung mit Lernapp
"Meine größte Motivation war eigentlich, dass man eine gewisse Unabhängigkeit hat", sagt Katharina Hertle aus Harthausen. Die 17-Jährige macht ihren Führerschein bei der Fahrschule Gruber in Dasing und bereitet sich momentan mit einer App auf ihre Theorieprüfung vor. "Man muss halt dranbleiben, aber es ist wirklich sehr machbar", meint sie.
Katharinas Eltern finanzieren ihr den Führerschein und rechnen aktuell mit einer Summe zwischen 3500 und 4000 Euro. "Ich bin sehr froh, dass ich so privilegiert bin, dass meine Eltern das zahlen und auch zahlen können." Die steigenden Führerscheinkosten empfindet sie als unfair den Leuten gegenüber, die sich ihren Führerschein dann nicht leisten können.