Seit einigen Jahren ist ein gemeinsames Gymnasium von Stadt und Landkreis Augsburg im Gespräch. Nun konkretisiert sich die Sachlage. Kommende Woche wird Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne) im Bildungsausschuss in einem mündlichen Bericht über ein gemeinsam getragenes staatliches Gymnasium berichten. Auf Anfrage bestätigt sie, dass sie im Herbst mit einem Beschluss rechnet. Steigende Schülerzahlen machen diesen Schritt notwendig.
In den vergangenen Jahren habe es intensive Gespräche gegeben, nun sollen konkrete Schritte folgen. Nach einer Information der Stadträte kommende Woche werde im Herbst über die Beschlussvorlagen in den jeweiligen Ausschüssen in Stadt und Kreis abgestimmt. Doch das sei erst der Anfang: Für ein gemeinsames Gymnasium von Stadt und Landkreis brauche es nach dem Beschluss ein gemeinsames Gutachten, Entscheidungen über Trägerschaft und Finanzierung, einen Standort und einen Antrag beim Kultusministerium zur Neugründung eines Gymnasiums, so Wild. Der Wille sei von beiden Seiten da. "Landkreis und Stadt Augsburg gehen einen gemeinsamen Weg und führen konstruktive und zielorientierte Gespräche", betont die Bildungsbürgermeisterin.
Die Stadt stützt sich auf die Ergebnisse eines Schulgutachtens, das sie beim Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS) in Auftrag gegeben hatte. Das mache deutlich, dass allein die Anzahl der Klassen (Jahrgangsstufe 5-10) von 160 bis 2035 auf 187 steigen werde. Für die sogenannte Q-Phase (derzeit Jahrgangsstufe 11 und 12) werde ein Anstieg von aktuell 70 Klassen auf 114 Klassen prognostiziert. Schon heute gebe es in der Region große Pendelbewegungen von den Landkreisen in das Stadtgebiet, teilweise aber auch von der Stadt Augsburg in die Landkreise. Wild: "So füllen wir rechnerisch in der Stadt Augsburg ein komplettes Gymnasium mit Schülerinnen und Schülern aus den Landkreisen."
Grundstück im Reese-Areal wurde bereits 2019 diskutiert
Wo sich der Standort des neuen Gymnasiums liegen könnte, ist nicht bekannt. Von Seiten der Stadt gibt eine Option im Augsburger Westen. Bereits vor Jahren war die Fläche im Gespräch: 2019 wurde im Bildungsausschuss darüber diskutiert, ob das Peutinger-Gymnasium auf dem Gelände nördlich des Kulturhauses Abraxas im Reese-Areal neu gebaut werden könnte. Die Idee wurde wieder fallen gelassen, das Grundstück ist aber nach wie vor eine Vorbehaltsfläche für eine Schule. Das Areal ist durch den Bahnhof Oberhausen und durch Tram und Bus gut angebunden.
Was derzeit geplant wird, ist Zukunftsmusik. Schon heute wird es in vielen Augsburger Gymnasien eng. Nicht ohne Grund meldete sich erst kürzlich Bernhard Stegmann, Schulleiter des Holbein-Gymnasiums, zu Wort. Er forderte die Stadt dazu auf, zu prüfen, ob nicht Schulklassen im bald leerstehenden Karstadt-Gebäude untergebracht werden könnten, um die „aktuelle und zukünftig weiter ansteigende, sehr bedenkliche Raumnot abzumildern“. Derzeit erarbeitet das Bildungsreferat das Konzept eines Bildungshauses für die Karstadt-Immobilie - eine mögliche Option von vielen für das Gebäude in der Innenstadt.
Planungen für den Neubau der Realschule im Augsburger Osten ziehen sich
Auch wenn der Beschluss für ein neues Gymnasium im Herbst von Stadt und Landkreis gefasst werden sollte, ist ein Schulbau keine schnelle Angelegenheit. So wurde etwa bereits im Februar 2020 im Bildungsausschuss der Beschluss für den Neubau einer Realschule im Augsburger Osten gefällt. Davon ist noch nichts in Sicht: Derzeit werde noch von der Verwaltung das vorgesehene Grundstück an der Hans-Böckler-Straße geprüft. In diesem Sommer soll es eine Auskunft geben, ob es geeignet ist oder nicht.