Es klang nach einem Schnäppchen, was der junge Mann anzubieten hatte. Der 24-Jährige hatte am Haus einer Augsburgerin geklingelt und ihr gesagt, er könne das Flachdach reinigen und auf Schäden prüfen - für einen Schnäppchenpreis von 55 Euro. Die Frau willigte ein, der vermeintliche Handwerker und drei weitere Helfer stiegen auf das Dach. Doch statt zu putzen, sollen sie dort bewusst einen Schaden angerichtet haben - offenbar mit dem Ziel, der Frau mehrere tausend Euro abzunehmen. Am Montag soll sich der Mann deshalb vor dem Augsburger Amtsgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Betrug und Sachbeschädigung vor. Fälle wie dieser werden der Polizei immer wieder gemeldet - und immer wieder geht es dabei, wie in einem weiteren Fall bei einer Frau aus Diedorf (Kreis Augsburg), um enorme Summen.
In dem Fall, der am Montag Thema vor dem Amtsgericht sein soll, sollen die vermeintlichen Handwerker die Dachpappe auf dem Flachdach absichtlich aufgeschnitten haben. Dann sollen sie, so der Vorwurf der Anklage, der Frau von "verschleißbedingten Rissen" berichtet und eine Reparatur angeboten haben. Kostenpunkt: 5000 bis 6000 Euro. Die Frau habe sich aber trotz Drängens nicht darauf eingelassen, heißt es in einer Mitteilung der Justiz. Gegen den jungen Mann hatte das Augsburger Amtsgericht auf schriftlichem Weg per Strafbefehl eine Geldstrafe verhängt. Da der Mann dagegen aber Einspruch eingelegt hat, soll es nun zum Prozess kommen.
Augsburger Polizei rat zur Vorsicht bei Haustürgeschäften
Die Polizei rät generell zur Vorsicht bei Geschäften, die an der Haustür abgeschlossen werden sollen. "Seien Sie vorsichtig, wenn Ihnen jemand etwas an Ihrer Haus- beziehungsweise Wohnungstür verkaufen will", heißt es von der Augsburger Polizei. Eine beliebte Masche sei speziell das Anbieten von spontanen Handwerkerleistungen - insbesondere Dach- und Pflasterarbeiten. "Von einem seriösen Handwerksbetrieb werden Kunden immer eine ordentliche Beratung und auf Verlangen einen Kostenvoranschlag erhalten, um in Ruhe entscheiden zu können“, sagt Christof Brunner von der Handwerkskammer Schwaben (HWK). Der Jurist warnt: "Haustürgeschäfte sind oft Anlass zu Ärger und Streitigkeiten."
Wie viel Geld dabei mitunter im Spiel ist, zeigt ein Fall aus dem Landkreis Augsburg, über den die Polizei kürzlich berichtete. In Diedorf sollen betrügerische Handwerker einer 85-jährigen Frau im Lauf des Augusts fast 28.000 Euro abgenommen haben. Die Handwerker, die in wechselnder Zusammensetzung auftauchten, überzeugten die Seniorin laut Polizei an ihrer Haustür davon, dass dringend Sanierungsarbeiten am Dach und der Einfahrt durchgeführt werden müssten. Die Männer reinigten demnach Dachziegel, verteilten Fugensand in der Hofeinfahrt und reparierten Risse im Mauerwerk der Briefkastensäule mit Mörtel. Die Bezahlung erfolgte ausschließlich in bar und ohne Ausstellung einer Rechnung. Satt der 27.800 Euro, die die "Handwerker" kassierten, hätten die Arbeiten laut Polizei aber maximal 3000 Euro kosten dürfen.