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Landkreis Augsburg
Warum gibt es immer noch keine Telematik auf der A8?
Eigentlich sollte der Verkehr auf der viel befahrenen A8 längst durch Technik gesteuert werden. Doch die moderne Telematik lässt weiter auf sich warten. Woran liegt das?
Autobahn A8 / Tempolimit / Geschwindigkeit.jpeg       -  An wenigen Stellen an der A8 wird die Geschwindigkeit bereits bei Bedarf angepasst. Moderne Telematik-Anlagen können hingegen deutlich flexibler auf den Verkehr reagieren.
Foto: Marcus Merk (Symbolbild) | An wenigen Stellen an der A8 wird die Geschwindigkeit bereits bei Bedarf angepasst. Moderne Telematik-Anlagen können hingegen deutlich flexibler auf den Verkehr reagieren.
Philipp Kinne
 |  aktualisiert: 12.06.2024 10:52 Uhr

Theoretisch sollten sie längst da sein, die modernen Telematik-Anlagen an der Autobahn. Über LED-Anzeigen soll dabei der Verkehr gesteuert werden. Bei Starkregen, Stau oder Unfällen springt die Tafel automatisch auf ein angepasstes Tempolimit. Bei wenig Verkehr darf ohne Limit Gas geben werden. Soweit die Theorie. Und in der Praxis? Tatsächlich gibt es bislang nur wenige LED-Tafeln am Straßenrand, die weitaus weniger intelligent sind als eigentlich versprochen. Woran liegt das? 

Telematik auf der A8 zwischen München und Augsburg ist seit Jahren Thema

Es ist nun rund fünf Jahre her, dass der damalige Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) erklärte, dass die Anlagen nicht nur zwischen München und Augsburg, sondern auch zwischen Augsburg und der baden-württembergischen Landesgrenze installiert werden sollen. Damals hieß es, das situativ angepasste und auf Schilderbrücken angepasste Tempolimit werde von Autofahrern viel eher akzeptiert als ein starres Tempolimit. In den Jahren danach haperte es allerdings an der Umsetzung. 

Seit zwei Jahren regulieren spezielle LED-Anzeigen an der A8 zwischen Adelsried und Streitheim in Fahrtrichtung Stuttgart und zwischen Unterknöringen und Burgau in Fahrtrichtung München bei Bedarf das Tempo. Während Stoßzeiten können sie das Tempo auf 120 begrenzen. Oder sie zeigen bei Bedarf Überholverbote an. Allerdings geschieht das nicht automatisch. Anders als bei modernen Telematik-Anlagen, müssen die Anzeigen bislang aktiv gesteuert werden. An den meisten Tagen schalten sie zu Stoßzeiten auf Tempo 120. Automatisch auf den Verkehr reagieren können sie nicht, erklärt Robert Schmidt, Chef des Autobahnbetreibers Pansuevia. Er ist einer derjenigen, die schon lange auf die modernen Anlagen warten. 

Welche Vorteile bieten die geplanten Telematik-Anlagen an der A8?

Aus Sicht des Autobahnexperten liegen die Vorteile auf der Hand: Dort, wo es die Anlagen gibt, gibt es nachweislich weniger Unfälle. Das bestätigt sich auch an den Stellen entlang der A8, wo es die sogenannte "Telematik light", also die einfacheren Anlagen, bereits gibt. Bei Adelsried steht eine dieser Anlagen in Fahrtrichtung München. Dort kam es laut Statistik der Pansuevia zu zwei Unfällen im vergangenen Jahr. Bei gleicher Topografie in der entgegengesetzten Fahrtrichtung ereigneten sich in der gleichen Zeit fünf Unfälle, also mehr als doppelt so viele. "Der Zusammenhang ist eindeutig", stellt Robert Schmidt klar. 

Die Statistik kennt auch der Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz (CSU) aus Neusäß. Er setzt sich seit Jahren für die Telematik ein und hat immer wieder beim zuständigen Bundesverkehrsministerium nachgehakt. Nach Angaben der für die Umsetzung von Verkehrsbeeinflussungsanlagen an Autobahnen verantwortlichen Autobahn GmbH kann noch immer kein konkreter Termin benannt werden, wann die Anlagen aufgestellt werden. Auf Nachfrage unserer Redaktion teilt ein Sprecher der Autobahn GmbH dazu mit: "Vorbehaltlich der uns zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel wäre grundsätzlich ein Baubeginn ab 2026 möglich."

Zuletzt seien die Planungen dazu abgeschlossen worden. An der Umsetzung scheitert es allerdings bislang. Woran das liegt? Der Bundestagsabgeordnete Durz vermutet zwei Gründe: "Einerseits liegt es an der Personalkapazität, andererseits am Geld." Das Personal fehle, weil es an anderer Stelle benötigt wird. Offenbar stünden andere Projekte, besonders in Südbayern, weiter oben auf der Prioritätenliste. Zudem ist die moderne Technik teuer. Das war allerdings schon vor dem Versprechen zur Umsetzung bekannt. 

Wäre ein generelles Tempolimit auf der A8 eine Alternative?

Gegner der Telematik argumentieren dabei gerne, dass es eine günstigere Alternative gibt: ein flächendeckendes Tempolimit auf Autobahnen. Davon hält CSU-Politiker Durz allerdings nichts. "Durch Telematik kann situationsbedingt auf den Verkehr reagiert werden." Das biete deutlich mehr Vorteile, als ein Schild am Straßenrand. Außerdem erleichtere die Telematik auch die Arbeit der Rettungskräfte. Denn bei Unfällen könnten einzelne Fahrspuren durch das moderne System gesperrt werden. Auch Robert Schmidt, Chef des Autobahnbetreibers Pansuevia ist kein Fan eines generellen Tempolimits.

Er argumentiert: Schnelles Fahren sei auf einer modernen Autobahn kein Sicherheitsrisiko - vorausgesetzt die Verkehrslage erlaubt das. Schmidt sieht hingegen ein anderes Problem: "Die Leute verlassen sich zu sehr auf die Anzeige im Auto." Denn moderne Autos erkennen zwar Tempolimits, passen dieses aber nicht an den Verkehr an. Stellt eine Telematik-Anlage hingegen auf Tempo 120, wird das auf den Bildschirmen vieler Autos inzwischen angezeigt. 

Zukunftsmusik bleibt hingegen weiterhin das Thema autonomes Fahren auf der A8. Die Autobahn im Augsburger Land soll nämlich zur Teststrecke dafür werden. Mit dieser Nachricht überraschte der damalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) übrigens Anfang 2020 die Region. Das Problem: Eine Grundvoraussetzung dafür ist der flächendeckende Ausbau von Telematik-Anlagen entlang der Teststrecke. 

 
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