Die vom Verein "Mückenplage? Nein, danke" nach dem Hochwasser am Ammersee befürchtete Mückenplage rollt an. Das spürt man im Raum Eching nicht nur, wenn man sich am späten Nachmittag und abends im Freien aufhält. Ebenso registriert das dortige Mückenmonitoring, das vor einer Woche wieder von der Regensburger Firma Biogents gestartet wurde, wie die Population geradezu explodiert. Auch die Gemeinde Eching ist inzwischen aktiv geworden, berichtete Bürgermeister Siegfried Luge auf Nachfrage unserer Redaktion.
Zunächst blieb es in der Echinger Mückenfalle noch recht ruhig. Am 14. Juni wurden in 24 Stunden 102 Insekten gezählt, tags darauf waren es 177, bevor am 16. und 17. Juni 639 und 712 Schnaken registriert wurden. Am 18. und 19. Juni vervielfachte sich der Wert nochmals auf 2556 und 1613 Exemplare in 24 Stunden. Zum Vergleich: Im August 2021 wurden zeitweise täglich 2000 bis 5000 Mücken gezählt, wobei damals die Fallenbetreuerin Dr. Silke Göttler von der Firma Biogents noch nicht von einer "Plage" sprechen wollte. Im Sommer 2019 wurden bis zu 6000 Mücken täglich verzeichnet.
Wegen der Mückenplage sagt die Gemeinde Eching die Sonnwendfeier ab
So weit die aktuelle Datenlage. Eine erste Folge ist nun, dass die Gemeinde Eching die für Samstag, 22. Juni, geplante Sonnwendfeier "wegen der Schnakeninvasion" absagt, wie mitgeteilt wurde. "Das hat keinen Zweck", erklärt auch Bürgermeister Siegfried Luge, "gerade am Abend ist das Mückenaufkommen so stark, dass uns die Leute davonlaufen würden."
Am Dienstagabend ging es auch im Gemeinderat um die anrollende Plage: Man kam überein, am Wochenende am Kindergarten fünf Mückenfallen am Kindergarten in Betrieb zu nehmen, um Kinder und Personal zu schützen. Weiterhin soll begonnen werden, die Larven mit dem Bti-Granulat zu bekämpfen, das Bürgermeister Luge jetzt beschaffen will. Er dämpft allerdings die Hoffnung, dass damit die befürchtete Plage spürbar gemildert werden kann. "Wir werden einzelne Larven kaputt machen können, aber die Riesenanzahl, die in den Mückenbruten im Naturschutzgebiet Ampermoos liegt, kann man nicht bekämpfen." Derzeit, sagt Luge, könne man keinen Fuß ins Moos setzen, ohne von den Insekten überfallen zu werden. Außerdem sei fraglich, ob das Bti noch rechtzeitig eingesetzt werden kann, bevor sich aus den Larven erwachsene Tiere entwickeln.
Auf überschwemmten Flächen nahe des Ammersees darf kein Bti ausgebracht werden
Aber auch außerhalb des Naturschutzgebiets sind die Einsatzmöglichkeiten von Bti offenbar recht begrenzt. Bürgermeister Luge sagt, etwa zwei Hektar überschwemmte Flächen seien realistisch. Zum Vergleich: Das Naturschutzgebiet Ampermoos ist 529 Hektar groß. Aber auch außerhalb des Schutzgebiets kann nicht überall, wo sich Larven befinden, Bti ausgebracht werden. Am überfluteten Seeuferweg nach Stegen gebe es Larven "en masse", aber die Bereiche, die an den Ammersee angrenzen, seien für einen Bti-Einsatz tabu. Auch für Grundstücke des Landkreises habe die Gemeinde eine Absage bekommen, so Luge weiter, ebenso von etlichen privaten Grundstückseigentümern. Der Bürgermeister befürchtet daher bei dieser Ausgangslage, dass der Kampf gegen die Schnaken ähnliche Erfolgsaussichten haben werde wie die Suche nach der sprichwörtlichen "Stecknadel im Heuhaufen".
Mehr Hoffnung setzt Luge auf eine mögliche längere Phase mit trockenem Wetter. Das würde dazu führen, dass die Flächen, in denen die sich jetzt entwickelnde Mückengeneration ihre Eier legt, austrocknen und sich aus den Eiern keine Larven mehr entwickeln könnten. Allerdings: Zumindest auf Wochenfrist ist weiterhin mit unbeständigem Wetter und zeitweiligen Regenfällen zu rechnen.