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Energiewende
Wird die Wärmepumpe in Zukunft günstiger? Was spricht dafür, was dagegen?
Bei der Energiewende in Deutschland dreht sich aktuell viel um die Wärmepumpe. Die gute Nachricht: Experten erwarten auf Sicht sinkende Preise beim Heizungsersatz.
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Foto: Moritz Frankenberg, dpa | Heizen der Zukunft: In Deutschland werden bald wohl fast nur noch Wärmepumpen verbaut.
Marcus Giebel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 12:41 Uhr

Für einige Menschen in Deutschland ist es wohl schon jetzt das Unwort des Jahres: Wärmepumpe. Weil sich die Bundesrepublik dem Klimawandel entgegenstemmen und sich von fossilen Energieträgern lösen will, sollen die Geräte künftig verbindlich in Gebäuden verbaut werden. So soll effizienter und umweltfreundlicher geheizt werden.

Doch selbst in der Ampel-Koalition ist ein Streit darüber entbrannt, wann und in welchem Ausmaß Wärmepumpen verpflichtend verbaut werden sollen. Viele Verbraucher schrecken die vermeintlich hohen Kosten ab. Es deutet sich allerdings an, dass in Deutschland vor allem kostengünstigere Produkte aus Asien auf den Markt kommen könnten.

In diesem Text geht es um die Frage, ob Wärmepumpen in Zukunft günstiger werden könnten.

Wärmepumpen: Was können sie?

Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) hebt unter anderem hervor, dass die Geräte unabhängig von Rohstoffimporten sind, weil sie statt mit Erdgas oder Heizöl mit Umwelt- oder Erdwärme betrieben werden. Zudem könnten sie "nicht nur heizen, sondern auch kühlen, Warmwasser bereitstellen und zum Teil sogar energiesparend lüften".

Da sie zumeist mit Strom betrieben werden, ist kein Lagerraum für Brennstoffe nötig. CO2-Emissionen würden nur bei der Produktion des Stroms anfallen, der zum Betrieb benötigt werde, allerdings werde dieser umweltfreundlich erzeugt. Betont wird auch, dass Wärmepumpen durch ihre hohe Effizienz beträchtliche Massen an Treibhausgasen einsparen, sie produzieren keine klimaschädlichen Gase oder Rußpartikel.

Wärmepumpen: Was kosten sie?

Das lässt sich so pauschal natürlich nicht sagen. Das Unternehmen Bosch informiert zumindest über Richtwerte, die von der Art der Wärmepumpe abhängen. Ein Überblick:

  • Luftwärmepumpe: 15.000 bis 23.000 Euro Gesamtkosten (Anschaffung für 10.500 bis 17.500 Euro, Installation für 4500 bis 5500 Euro)
  • Wasserwärmepumpe: 20.000 bis 27.000 Euro Gesamtkosten (Anschaffung für 11.000 bis 14.000 Euro, Installation für 3500 bis 4500 Euro, Erschließung für 5500 bis 8500 Euro)
  • Erdwärmepumpe mit Kollektor: 19.000 bis 23.000 Euro Gesamtkosten (Anschaffung für 12.000 bis 14.000 Euro, Installation für 3500 bis 4500 Euro, Erschließung für 3500 bis 5500 Euro)
  • Erdwärmepumpe mit Sonde: 25.000 bis 30.000 Euro Gesamtkosten (Anschaffung für 12.000 bis 14.000 Euro, Installation für 3500 bis 4500 Euro, Erschließung für 9500 bis 11.500 Euro)

Bei Luftwärmepumpen fallen zwar keine Erschließungskosten an, allerdings kann die Vorbereitung des Aufstellortes 500 bis 2000 Euro verschlingen.

Zahlen zu den Kosten im laufenden Betrieb bietet die mittlerweile von Bosch verantwortet Homepage des 2003 von Bosch übernommenen Unternehmens Buderus. Demnach kommen bei Luftwärmepumpen pro Jahr etwa 1200 Euro zusammen, bei Wasserwärmepumpen rund 1000 Euro, bei Erdwärmepumpen mit Kollektor ist mit 855 Euro jährlich zu rechnen, bei Erdwärmepumpen mit Sonde mit 750 Euro. Eine Grundwasser-Wärmepumpe sorgt demnach im Jahr für Kosten von 667 Euro.

Wärmepumpen: Werden sie in Zukunft günstiger?

Diese Frage ist deshalb interessant, weil auch ab 2024 der Gesetzgeber nur die Bürger zum Einbau einer Wärmepumpe verpflichten will, bei denen die Öl- oder Gasheizung nicht mehr funktionsfähig ist und auch nicht mehr repariert werden kann. Aktuell geht die Bundesregierung von 500.000 Neuinstallationen pro Jahr aus.

Die Nachfrage ist zu Beginn der Wärmepumpen-Ära entsprechend groß. Das führt zu längeren Wartezeiten und treibt entsprechend die Preise nach oben. Doch genauso werden diese auch wieder sinken, prognostizieren Experten.

Benjamin Weismann, Bundesgeschäftsführer des Bundesverbands der unabhängigen Energieberater (GIH) sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe Mitte April: "Viele Hersteller sollten 2025 ihre Kapazitäten ausgebaut haben und so sollten viel mehr Wärmepumpen zu günstigeren Preisen vom Band laufen." Zudem verweist er darauf, dass viele Handwerksbetriebe ihre Mitarbeiter entsprechend auf die Installation von Wärmepumpen umschulen würden.

GIH-Vorstandschef Jürgen Leppig erwartet "in zwei Jahren ein Überangebot" an Wärmepumpen, wodurch die Preise gedrückt werden, erklärte er der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Kapazitäten würden auch freigesetzt, weil "der Wohnungsneubau eingebrochen ist".

Noch seien viele Heizungsbauer "über Monate ausgebucht". Die Produktion läuft aber schon fleißig an. So wurden laut Statistischem Bundesamt in den drei Quartalen des Jahres 2022 knapp 243.000 Wärmepumpen hergestellt – 48,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zudem wurden demnach im Jahr 2022 Wärmepumpen im Wert von knapp 738,3 Millionen Euro nach Deutschland importiert. Die wertmäßige Steigerung im Vergleich zum Vorjahr beträgt 26,5 Prozent. Das alles soll aber nur der Anfang sein.

Dass das in der Wärmepumpen-Technik so engagierte Kasseler Unternehmen Viessmann unter anderem diese Geschäftssparte in die USA verkauft, könnte auch mit der erwarteten und auf preisgünstige Produkte setzenden Konkurrenz aus Asien zusammenhängen. Für die Verbraucher kann die Vielfalt am Markt erst einmal nur ein Vorteil sein.

Mehr Angebot gleich sinkende Preise – so soll es also laut den Experten also zumindest im Jahr zwei der Wärmepumpe laufen. Der Markt regelt quasi – ganz so, wie es sich die FDP erträumt.

Gegenstimmen sind bislang nicht zu vernehmen. Auf lange Sicht steigende oder gleichbleibende statt sinkender Preise wären im Grunde nur dann die Folge, wenn die Nachfrage sich geradezu explosionsartig steigern sollte und das Angebot doch nicht Schritt halten kann. Oder die Produktion sich doch nicht in dem Maße entwickeln sollte, wie aktuell erwartet wird. Was jetzt noch nicht absehbare Ursachen haben könnte.

 
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