Wer eigenen Strom produzieren will, kann sich eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach bauen. Doch es geht auch eine Stufe kleiner: mit Balkonkraftwerken.
Diese können nämlich sowohl Mieter als auch Eigentümer an ihren Balkons befestigen und mit einem Stecker an ihr Stromnetz anschließen. Und sogar für den kleinen Geldbeutel ist etwas dabei. Denn Die Mini-Kraftwerke gibt es zum Teil auch bei Discountern wie Lidl oder Aldi zu kaufen.
Wie der Spiegel berichtet, gibt es nun jedoch ein Sicherheitsrisiko bei einigen Balkonkraftwerken. So sollen Besitzerinnen und Besitzer bestimmter Balkonkraftwerke derzeit Post erhalten, da es Probleme mit der Hardware gebe. "Wir haben kürzlich festgestellt, dass bei einigen Exemplaren des MI60-Wechselrichters (600 Watt) ein Bauteil nicht mit einer bestimmten Sicherheitsvorschrift für den deutschen Markt konform ist", habe die Marke Anker Solix laut Spiegel-Informationen geschrieben. Die Balkonkraftwerk-Betreibenden seien dazu aufgefordert worden, ihr Gerät zum Hersteller zurückzuschicken, um dann ein anderes Modell (das MI80) zu bekommen.
Die Bundesnetzagentur habe laut Spiegel den Betrieb dieser Anlagen sogar verboten. Die Geräte dürfen also nicht mehr verwendet werden.
Sicherheitsrisiko bei Balkonkraftwerk: Um dieses Bauteil geht es
Genauer gesagt geht es nicht um das ganze Balkonkraftwerk, sondern um einen Mikrowechselrichter der Marke Deye (SUN600G3). Aufgefallen sein soll das dem YouTuber Dr. Jens-Peter Eufinger (VoltAmpereLux), der bereits Ende Mai auf das Problem aufmerksam gemacht hat. Der Elektrotechniker hat laut heise.de nämlich den Deye-Mikrowechselrichter zerlegt und dabei einen Fertigungsfehler entdeckt. Dieser wiederum gefährde die Betriebserlaubnis der Geräte in Deutschland und mach anderen Staaten.
Die Wechselrichter sind dafür da, dass der Gleichstrom, der über die Solarpanels vom Balkon kommt, in Wechselstrom umgewandelt wird. Damit kann dann der Strom ins Hausnetz einfließen, schreibt der Spiegel. Dafür gibt es bestimmte Sicherheitsvorschriften. Der betroffene Wechselrichter des chinesischen Herstellers Deye hat diese nicht erfüllt.
Bei den betroffenen Wechselrichtern fehlt ein Relais - also eine sogenannte Kuppelschaltung, die bei unter anderem Gerätefehlern die Wechselspannungsseite trennt. Stattdessen wurde beim untersuchten Wechselrichter eine Spule verbaut.
"Es besteht die Gefahr eines Stromschlags, wenn man Kontakt hat. Und zwar nicht nur am Gerät selbst, sondern auch innerhalb des Netzes, etwa für Wartungstechniker", sagte Alexander Nollau, Abteilungsleiter Energy der DKE dem Spiegel. Ein Fallschirmspringer würde auch nicht ohne seinen Sicherheitsschirm springen, erklärte Nollau weiter. Daher sei die Entscheidung der Bundesnetzagentur richtig.
Sicherheitsrisiko bei Balkonkraftwerk: Deye bringt Nachrüstbox nach Deutschland
Wie heise.de weiter berichtet, hätte der Hersteller nun reagiert und eine Nachrüstbox auf den Weg gebracht. Die unabhängigen Prüfstellen TÜV und Intertek hätten bereits einen "wirksamen Netz- und Anlagenschutz" bescheinigt. Die Zertifikate habe Deye laut heise.de-Informationen bereits an die Bundesnetzagentur geschickt.
Der Hersteller will Betroffenen die neuen Relais zuschicken. Diese könnten über "zwei simple Steckverbindungen zwischen den Wechselrichter und den Stromanschluss gehängt" werden, schreibt heise.de weiter.