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Energiequelle
Gefahr durch Pelletheizung: Wann Kohlenmonoxid-Vergiftungen drohen
Pelletheizungen sind eine alternative Heizmethode. Jedoch hat diese Art der Energiegewinnung auch eine Schattenseite: Kohlenmonoxid. Infos und Hintergründe.
Pellets Heizung Pelletheizung.jpg       -  Mit Pellets lassen sich Wärme erzeugen. Die Heizmethode hat jedoch Schattenseiten.
Foto: Boris Roessler, picture alliance/dpa (Symbolbild) | Mit Pellets lassen sich Wärme erzeugen. Die Heizmethode hat jedoch Schattenseiten.
Patrick Freiwah
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:57 Uhr

In Zeiten der Energiewende beschließen viele Menschen, sich eine Pelletheizung zuzulegen. Das hat auch mit dem Grund zu tun, dass eine Förderung möglich ist. Diese Art der Wärmeerzeugung ist jedoch umstritten und kann mit Gefahren verbunden sein, verdeutlicht ein Vorfall im fränkischen Bamberg: Zu feucht gelagerte Holzpellets haben in mehreren Häusern überhöhte Kohlenmonoxidwerte freigesetzt und einen größeren Rettungseinsatz ausgelöst. Bewohner mussten evakuiert werden, eine 18-Jährige landete mit Schwindel im Krankenhaus.

Die Polizei erklärte, aufgrund der Beschaffenheit habe sich wohl ein Gärprozess in Gang gesetzt. "Das ist bei Holzpellets an sich normal. Aber die Kohlenmonoxidwerte waren deutlich zu hoch", hieß es in einem polizeilichen Statement. Gegen die Verantwortlichen jenes Unternehmens, das die drei betroffenen Häuser mit den Pellets beliefert hatte, folgen Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung.

Pellets: Wie erkennt man eine erhöhte Kohlenmonoxid-Konzentration?

Im besagten Fall verständigte ein Hausbewohner am Sonntag, (14. Mai) einen Heizungstechniker, weil ihm der verströmte Geruch der Holzpallets beunruhigend vorkam. Daraufhin stellte der Handwerker eine Kohlenmonoxid-Konzentration fest, die sich laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) deutlich über den zulässigen Grenzwerten befindet. Der Techniker wiederum habe die Feuerwehr verständigt, deren Messungen die erhöhten Giftwerte bestätigten.

Der BR führt aus, dass die Werte um das Achtfache erhöht gewesen seien und eine Spezialfirma die kritischen Holzpellets mit einer mobilen Mühle, die sonst für Getreide im Einsatz ist, in Behälter gesaugt wurde. Nachdem die Einsatzkräfte die Häuser evakuierten, wurden die Holzpellets abgesaugt und anschließend gelüftet. Erst nach Beendigung des Einsatzes am Morgen danach konnten die Bewohner:innen in ihr Zuhause zurückkehren.

Pellets können Vergiftung nach sich ziehen - das sind die Anzeichen

Das ist ein glimpfliches Ende für ein Szenario, das laut Feuerwehr "tödlich hätte enden können". Es dürfte die Debatte um die Tauglichkeit von Pelletheizungen neuerlich entfachen. Dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wurden schon Unglücksfälle berichtet, die für Beteiligte tödlich endeten. Speziell dann steige die Gefahr einer Kohlenmonoxid-Vergiftung, wenn der Lagerraum betreten wird, zum Beispiel im Zuge einer Wartung.

Dabei gibt es unterschiedliche Wirkungsgrade, die von Betroffenen zunächst nicht wahrgenommen werden: Kohlenstoffmonoxid ist farb- und geruchlos, verursacht in niedriger Konzentration nur leichte Kopfschmerzen und Schläfrigkeit. Bei steigendem Grad kommt es zu Übelkeit und Schwindelgefühl, bis hin zur Bewusstlosigkeit bereits nach wenigen Minuten. Husten oder Atemnot sind im Gegensatz dazu keine typischen Symptome.

Was Pellets noch risikobehaftet macht: Das Gas ist leichter als Luft und dringt mühelos durch Wände oder Fußböden, so dass es auch in Räume gelangt, in denen sich keine potenzielle Gefahrenquelle befindet. "Alle diese Faktoren zusammengenommen machen Kohlenstoffmonoxid so heimtückisch und tödlich", erklärte die Feuerwehr Werne (NRW) 2022 in einer Mitteilung.

Pelletheizung: Wie kann die Kohlenmonoxid-Gefahr gedämmt werden?

Wichtig ist, dass die Lagerräume für Pellets konstant gelüftet werden, empfiehlt der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV). Daneben sollten Kohlenstoffmonoxid-Melder eingebaut sein, die vor dem tödlichen Gas warnen. Derartige Geräte sind im Handel ab etwa 20 Euro erhältlich.

Für die Füll- und Absaugstutzen des Lagers sollten spezielle, belüftende Deckel verwendet werden. Fertiglager aus atmungsaktivem Gewebe würden hingegen keine belüftenden Deckel benötigen. Je größer die Lager für Pellets, desto aufwendiger die erforderlichen Belüftungslösungen, zum Beispiel bei einem Fassungsvermögen ab zehn Tonnen. Hier sei auch eine ausreichende Belüftung des Aufstellraums unabdingbar, sonst seien die Werte zu hoch.

Reicht es bei Holzpellets, kurzfristig zu lüften?

BfR-Präsident Professor Andreas Hensel erklärt, es reiche nicht aus, die potenziell gefährlichen Räume kurz vor dem Betreten mal eben zu lüften und die CO-Konzentration auf ein erträgliches Maß zu senken. Besonders in geschlossenen Räumen sei die Kohlenmonoxid-Konzentration hoch. Der Professor erinnert an Studien, die in Pellet-Lagerräumen eine für den Mensch tödliche Konzentration ermittelten. Abhängig sei die Gefahr von vier Faktoren:

  • Füllstand des Lagers
  • Temperatur
  • Luftaustausch
  • Alter des Brennstoffs

Der Hintergrund: Bei der Herstellung der Pellets würden sogenannte Autooxidationsprozesse in Gang gesetzt. Dabei entstehen auch gefährliche Gase wie Kohlenstoffmonoxid sowie verschiedene Aldehyde.

 
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