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Energiewende
Heizen mit Holz: Markt bricht ein - für Verbraucher hat das Folgen
Ist Heizen mit Holz in Deutschland zukunftsfähig? Die Hängepartie um das GEG lässt diesbezüglich Unklarheit. Für Verbraucher und die Branche hat das Folgen.
Heizen mit Holz.jpeg       -  Holzofen mit Holzbriketts: Hat diese Heizmethode in Deutschland Zukunft?
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Archivbild) | Holzofen mit Holzbriketts: Hat diese Heizmethode in Deutschland Zukunft?
Patrick Freiwah
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:41 Uhr

Ist noch nicht lange her, da erfreuten sich Anbieter von Holz- und Pelletöfen im Zuge der Energiekrise einer großen Nachfrage. Doch das Blatt hat sich gewendet. Angesichts der Hängepartie um das geplante Gebäudeenergiegesetzes (GEG) der Bundesregierung wurden Interessierte offenbar abgeschreckt.

Rund zehn bis zwölf Millionen Kaminöfen gibt es bei den hiesigen Haushalten, davon seien etwa 8,5 Mio. in Betrieb, wie Klaus Egly, Vorsitzender des Bundesverbands Brennholzhandel und Brennholzprodukte, kürzlich der Deutschen Presse-Agentur (dpa) schilderte. Nur wenige Menschen heizten aber ausschließlich mit Holz, für die allermeisten sei es ihm zufolge eine zusätzliche Wärmequelle. Zu den Millionen Kaminöfen kommen nach Branchenangaben auch noch knapp 700.000 Pelletheizungen. 

Mit Holz heizen ist weniger beliebt - und mit Problemen behaftet

Ein Experte von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz erklärt in dem Bericht, dass deren Abgaswerte "deutlich besser" seien als jene von Stückholz-Zentralheizungen. "Erst recht von Kaminöfen", so der zitierte Hans Weinreuter. Ihm zufolge sei im vergangenen Winter angesichts der Furcht vor leeren Gasspeichern und steigenden Energiekosten für viele Privathaushalte eine Anschaffung ein "erster Reflex" gewesen. Das habe sich nun jedoch unlängst geändert. Schlecht findet Weinreuter das nicht unbedingt: Ihm zufolge sei die gesunkene Nachfrage nach Kaminöfen sogar zu begrüßen - aufgrund der "massiven Feinstaubproblematik". Er fordert in diesem Hinblick eine Staubfilter-Pflicht für sämtliche Öfen. Anderweitige Appelle kommen derweil seitens der Anbieter: 

Verbände fordern bei der Förderung des Heizungsaustauschs im Zuge des GEG (auch Heizungsgesetz) eine Anhebung der maximal förderfähigen Kosten auf mindestens 45.000 Euro. Die Ampel-Pläne sehen allerdings vor, dass die maximal förderfähigen Investitionskosten für den Heizungstausch künftig bei 30.000 Euro pro Einfamilienhaus liegen. Nach Meinung der Verbände führe dies zu einer Reduzierung der absoluten Förderbeträge gegenüber der heutigen Regelung. Die Investition in eine Holz- und Pellet-Zentralheizung liege ihnen zufolge bei mindestens 40.000 Euro, je nach Beschaffenheit und Umfeld ist sogar von 60.000 Euro die Rede.

Deutschland: Nachfrage nach Holz- und Pelletöfen gesunken - Verbände klagen

Der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband warnt mit weiteren Verbänden vor einer Kürzung bei der staatlichen Förderung: der Deutschen Heizungsindustrie, der Initiative Holzwärme sowie dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima. Investoren würden eine "verlässliche Förderung" benötigen, so eine gemeinsam verfasste Stellungnahme.

Zur unsicheren Lage aufgrund des Gebäudeenergiegesetzes in Deutschland äußert sich auch Anna Katharina Sievers vom Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband und dem Deutschen Pelletinstitut: "Der Markt ist zum Teil komplett eingebrochen", erklärt sie und führt aus, dass die Absatzprognose für 2023 nicht erreicht werde. Diese war offenbar zu hoch gegriffen und beinhaltet eine Schätzung von 744.000 Pelletkesseln beziehungsweise -öfen. Bei den Kaminöfen liegen die Bestellungen offenbar ebenfalls unter den Anfang des Jahres geäußerten Erwartungen. 

Offizielle hadern mit der Unklarheit durch die Koalition: "Die Bundesregierung hat bewirkt, dass Öl- und Gasheizungen wieder Hochkonjunktur haben", ergänzt der Geschäftsführer des Pellet-Verbands und des Instituts, Martin Bentele. Laut Weinreuter hätten viele Verbraucher vor allem die Anschaffungskosten, weniger die Gesamtkosten im Blick - und bezieht sich auf künftig steigende CO2-Preise. Experten empfehlen außerdem, vor der Anschaffung eines Kaminofens bei der zuständigen Kommune abzuklären, ob ein Konflikt mit dem Wärmekonzept drohe, dass diese zu erarbeiten hat.

Heizen mit Holz zukunftstauglich?

Die wesentliche Frage für Verbraucher: Rentiert sich der Kauf einer Holz- beziehungsweise Pellets-Heizung? Die vor der Sommerpause erstellte Beschlussempfehlung des GEG beinhaltet folgenden Wortlaut: "Für viele Menschen, besonders im ländlichen Raum, spielt das Heizen mit Holz oder Pellets eine wichtige Rolle. Daher soll es auch weiterhin einen Beitrag leisten und als 65 Prozent Erneuerbare angerechnet werden." Auch Nachhaltigkeit soll hierbei eine Rolle spielen, denn Holz sei ein "begrenzter und für andere Branchen dringend nachgefragter Rohstoff". Bestimmte Kriterien will die Koalition dann ebenfalls festlegen und "Fehlanreize ausschließen".

Ein Verbot für Holzheizungen bahnt sich also nicht an, das gilt sowohl für Deutschland als auch auf EU-Ebene. Endgültige Klarheit wird sich diesbezüglich jedoch bald ergeben.

 
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