Seit Russland den Ukrainekrieg begonnen hat, herrscht Unsicherheit beim Gasmarkt. Russland war lange der größte Gaslieferant für Deutschland. Doch seit Sommer 2022 gilt laut der Bundesregierung die "Alarmstufe des Notfallplans": Die Bundesnetzagentur beobachtet die Lage am Gasmarkt genau und steht in engem Kontakt zu den Netzbetreibern. Vergangenen Winter hat es geklappt mit der Gasversorgung. Sie blieb stabil, dank ausreichender Gasvorräte und Sparsamkeit. Das Heizen wurde nicht zum Problem. Doch wie steht es eigentlich aktuell um die Gas-Reserven? Kommen wir durch den Winter?
Gasvorräte in Deutschland: besser vorbereitet?
Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur, erklärte nun im Interview mit RND, er sei optimistisch: "Wir sind besser vorbereitet als im Vorjahr." Ein Grund dafür sei, dass Deutschland besser sei im Einspeichern. Wie weit die Gasspeicher zu welchem Zeitpunkt gefüllt sein sollen, hat der Bundestag vorab in einem Gesetz beschlossen.
Laut Bundesnetzagentur lautete das Ziel, bis zum 1. Oktober die Gasspeicher auf 85 Prozent aufzufüllen. So viel ist nötig, um die Gasversorgung für den kommenden Winter zu sichern. Und: Dieses Speicherziel wurde bereits im Juli erreicht. Mitte September waren die Vorräte zu mehr als 90 Prozent gefüllt, wie aus einer Grafik der Bundesnetzagentur hervorgeht. Und die Gasflüsse nach Deutschland sind laut der Behörde stabil und ausgeglichen.
Aber: "Gleichwohl bleibt die Vorbereitung auf den Winter 2023/2024 eine zentrale Herausforderung", gibt die Bundesnetzagentur im aktuellen Wochenbericht zu. Mit Hinblick auf den derzeitigen Füllstand der Gasspeicher erklärt Klaus Müller gegenüber dem RND, Deutschland könne einen normalen und auch einen leicht kalten Winter bei einem sparsamen Umgang mit Gas bewältigen. Mehr Sorgen habe Müller, wenn es einen "sehr kalten Winter" geben sollte.
Genug Gas für den Winter: Privathaushalte sind sparsamer
Ein sparsamer Verbrauch von Gas schützt die Umwelt, spart Geld, reduziert die Abhängigkeit von Gasimporten und sorgt für mehr Sicherheit im Winter. Laut der Bundesnetzagentur bleibt deshalb auch ein sparsamer Gasverbrauch wichtig.
Tatsächlich geht der private Gasverbrauch zurück. Der Gasverbrauch lag laut der Bundesnetzagentur in der 36. Kalenderwoche 21,7 Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021. Und: Er ist gegenüber der Vorwoche um 12 Prozent gesunken, so die Bundesnetzagentur. Klaus Müller erklärte: "Viele Menschen gehen mit der Heizung bewusster um. Das erhoffen wir uns auch für den kommenden Winter." Niemand solle frieren, aber es bleibe wichtig, dass die Menschen sich genau überlegten, welcher Verbrauch sich einsparen lasse.
Gasvorräte in Deutschland: Industrie verbraucht weniger Gas
Durch technische Innovationen, Modernisierungen und Sparmaßnahmen kann laut Müller auch die Industrie derzeit den Gasverbrauch senken. "Zudem gibt es Unternehmen, die nach wie vor die Chance des Brennstoffwechsels nutzen – also Gas durch Öl ersetzt haben", erklärt der Chef der Bundesnetzagentur. Das sei ökologisch sicher nicht das Beste. Aber das helfe beim Gassparen.
Gasvorräte im Winter: Wie entwickeln sich die Preise?
Im Oktober wird Gas etwas günstiger, da Umlagen wegfallen. Doch was passiert mit dem Gaspreis, wenn der Winter kommt und die Vorräte doch knapp werden? Klaus Müller sagt dazu: "Niemand kann ausschließen, dass die Preise noch mal steigen, aber sie werden wohl kaum so astronomisch und irrational sein wie im Jahr 2022." Es gilt daher lieber weniger Gas zu Verbrauchen. Und wer am Gaspreis selbst sparen will, sollte sich umschauen, denn das können derzeit Neukunden oder Kunden, die den Anbieter wechseln.