Letztes Jahr im Herbst hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit dem "Doppelwumms" mehrere Milliarden Euro in die Energiepreisbremse gesteckt. Nun läuft die nächste Heizperiode an und die Energiebranche warnt vor dramatischen Preissprüngen beim Heizen. Warum das so ist und ob neue Maßnahmen von der Bundesregierung nötig sind, erfahren Sie in diesem Artikel.
Heizen im Winter: Könnten die Preise wieder steigen?
Der Energiemarkt ist ein unsteter. Regelmäßig reichen scheinbare geopolitische Kleinigkeiten aus, um Preise für Heizöl oder Strom in die Höhe schnellen zu lassen. Klare Prognosen von Preisentwicklungen werden selbst für Experten immer schwerer. So warnte nun der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) vor erhöhten Risiken, dass sich im Winter die Lage schnell ändern könnte.
Als dafür besonders anfällig sehen die Experten die Gaspreise. Sie unterliegen beispielsweise geopolitischen Entwicklungen, Schwankungen im LNG-Angebot auf dem Weltmarkt, Verfügbarkeit von Pipeline-Gas sowie Temperaturentwicklungen. In einem besonders kalten Winter könnten die Preise laut Enervis-Gasmarktexperte Sebastian Gulbis erneut in die Höhe schnellen.
Auch die Bundesnetzagentur gibt mit Blick auf die Gasreserven zu, dass "die Vorbereitung auf den Winter 2023/2024 eine zentrale Herausforderung" bleibe. In Deutschland heizen laut einer Auswertung des BDEW rund 49 Prozent der Haushalte mit Gas. Immerhin: Stand jetzt hat Deutschland genug Gas gespeichert, um durch den Winter zu kommen.
Preissprünge beim Heizen: Warum warnt die Energiebranche?
Der Grund, warum sich der BDEW nun meldet: die Pläne des Bundesfinanzministers Christian Lindner (FDP). Vergangenes Jahr hatte die Regierung unter anderem den Mehrwertsteuersatz für Gas vorübergehend von 19 auf 7 Prozent gesenkt. Ziel der Sonderregelung war es, den Gaspreis zu drücken. Lindner plant nun, die Sonderregelung bereits zum Jahreswechsel auslaufen zu lassen - drei Monate früher als ursprünglich vorgesehen. Die Energie-Experten sehen das kritisch. "Eine vorschnelle Rücknahme der Entlastungen könnte dazu führen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher mitten in der Heizsaison von neuen Preissprüngen getroffen werden", sagte BDEW-Geschäftsführerin Kerstin Andreae gegenüber der dpa. Nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox könnten die Gaspreise für private Haushalte zum Januar um rund 11 Prozent, wenn die Anbieter die auslaufende Steuersenkung vollständig an die Kunden weitergeben.
Der Chef der Internationalen Energie-Agentur IEA, Fatih Birol, warnte bereits im Juli vor einem erneuten Anstieg der Energiepreise im kommenden Winter. Er sagte gegenüber der BBC: "In einem Szenario, in dem die chinesische Wirtschaft sehr stark ist und eine Menge Flüssiggas von den Märkten kauft und es einen kalten Winter gibt, könnten wir einen Aufwärtsdruck auf die Preise für Erdgas sehen."