Irgendwie war es wohl immer eine Befürchtung in Donauwörth, dass eines Tages die sprudelnde Gewerbesteuer des florierenden Airbus-Werkes ausbleibt. Jetzt also ist es passiert. Seit Anfang der Woche ist im Rathaus die Nachricht angekommen, dass der Konzern Teile seiner Unternehmensstruktur in Deutschland neu ordnet. Die Folgen für Donauwörth sind immens.
Die Zahlungen aus dem Unternehmen an die Stadt werden deutlich sinken. Donauwörth Oberbürgermeister Jürgen Sorré geht davon aus, dass spätestens 2026 die Einnahmen der Stadt aus der Gewerbesteuer nur noch die Hälfte betragen. Statt Einnahmen von Donauwörther Gewerbetreibenden von insgesamt 30 Millionen Euro rechnet er jetzt ab spätestens 2026 mit der Hälfte.
Gewerbesteuer von Airbus Helicopters in Donauwörth halbiert sich
Wie Airbus Helicopters auf Nachfrage dieser Redaktion mitteilt, sei die Entscheidung über die neue Struktur nicht in Donauwörth gefallen. Airbus HelicoptersDeutschland und die Airbus Defence and Space in Manching - beides sind GmbHs - erhalten einen gemeinsamen rechtlichen Rahmen. Dies habe keine Auswirkungen auf das Tagesgeschäft: Die 7000 Arbeitsplätze in Donauwörth und auch die Firmenstruktur mit dem neuen Geschäftsführer Stefan Thomé seien davon nicht betroffen. Vielmehr gehe es darum, eine gemeinsame Bilanz zu generieren. Bekanntermaßen verbuchte Airbus Defence and Space in Manching zuletzt Verluste. Diese werden nun mit den Gewinnen der Helicoptersparte ausgeglichen. Letztlich wird der Gewinn schmelzen.
Für Donauwörth ist die Nachricht ein Schock. Zumal gerade erst die vergangenen Jahre überhaupt regelmäßig Gewerbesteuer von Airbusüberwiesen wurde. Die Meldungen über florierende Geschäfte und Aufträge auch von staatlicher Seite sowie die Nachricht, dass 500 weitere Stellen geschaffen werden sollen, hatten im Rathaus sicher auch für Freude gesorgt. Läuft es bei Airbus gut, kann auch Donauwörth davon profitieren.
Diese Gleichung geht jetzt nicht mehr auf. Im Gegenteil. Donauwörth muss jetzt ohne die Millionen von Airbus kalkulieren. Deshalb hat Oberbürgermeister Jürgen Sorré, der Anfang der Woche von Geschäftsführer Thomé persönlich informiert worden war, reagiert und die für den 30. März vorgesehene finale Sitzung zum Haushalt 2023 erst einmal verschoben. Vor Ende Juni rechnet er nicht damit.
Denn für OB Sorré stellen die Veränderungen bei Airbus und die Folgen für die Stadt nicht nur die Pläne für 2023, sondern vor allem für das mehrjährige ambitionierte Investitionsprogramm auf den Kopf. Donauwörth hat eine lange Liste an Projekten vor sich: die Sanierung des Tanzhauses mit der Neugestaltung der Reichsstraße, der Neubau des Kindergartens Schneegarten, eine mobile Veranstaltungshalle und das Alfred-Delp-Quartier sind einige davon. "Gewisse Schwankungen bei den Einnahmen hält unser Finanzplan schon aus, aber Ausfälle in dieser Höhe nicht", sagt Sorré. Deshalb müsse sich Donauwörth jetzt neu sortieren.
Vermutlich im Laufe des Jahres wird Airbus die interne Struktur umstellen, sobald das Bundeswirtschaftsministerium und die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) ihre wohl eher nur formell notwendigen Genehmigungen erteilt haben. 2023 und 2024 kann Donauwörth möglicherweise noch mit Nachzahlungen rechnen, weil Airbus Helicopters höhere Gewinne erzielt hat als vorausberechnet. Doch dann werden die Steuerzahlungen deutlich sinken. Sorré hat auch im Blick, dass die Kreisumlage erst verzögert angepasst wird.
Auch die laufenden Kosten der Großen Kreisstadt will Sorré durchleuchten. Dabei ist ihm wichtig zu betonen, dass sich Mitarbeitende keine Sorgen machen müssen: "Die Botschaft an die Belegschaft ist: Wir brauchen jeden Mann und jede Frau an Bord." Doch die Stadt müsse sich notgedrungen auf Pflichtaufgaben konzentrieren und freiwillige Leistungen möglicherweise einschränken.
Sinkende Einnahmen: Welche Projekte muss Donauwörth nun auf Eis legen?
Bei Airbus Helicopters sei man sich klar darüber, dass die Entscheidung des Konzerns für Donauwörth weitreichende Folgen haben wird. "Airbus Helicopters ist sich der Folgen und Auswirkungen auf den Haushalt der lokalen Gemeinden bewusst. Wir stehen daher in intensivem Dialog", so Sprecher Gregor von Kursell.
Sorré nennt die Nachricht "einen Schock, der erst einmal verdaut werden müsse". Die Stadträte habe er über die Entwicklungen informiert. Jetzt gehe es darum, trotz allem optimistisch nach vorn zu blicken: "Wir müssen nun mit der Hälfte an Einnahmen auskommen. Das zur Verfügung stehende Geld werden wir klug einsetzen und die Stadt voranbringen."