zurück
Dillingen
Deutscher Werberat beanstandet Hotpants-Reklame: Das sagt die Dillinger Firma
Ein Dillinger Recyclingbetrieb wirbt auf einem Kipper mit einem Bild einer leicht bekleideten Dame von hinten. Nach einer Beschwerde äußert sich jetzt der Deutsche Werberat.
Berthold Veh
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:30 Uhr

Die Hotpants-Werbung eines Dillinger Recycling-Unternehmens zieht größere Kreise. Inzwischen hat sich der Deutsche Werberat, die selbst disziplinäre Einrichtung der Werbewirtschaft in Deutschland, mit dem Fall befasst. In der Geschäftsstelle war eine Beschwerde von DGB-Frauen aus Bayernüber die Werbung der Firma eingegangen. 

Das „Bild des Anstoßes“ ist auf der Rückseite eines Kippers zu sehen, mit dem Schutt, Kies, Sand transportiert werden. Dort ist eine leicht bekleidete Frau in Hotpants abgebildet, die sich mit der rechten Hand die Hose hochzieht und ein Herztattoo auf der Pobacke präsentiert. In der linken Hand hält sie einen Schraubenschlüssel. Daneben prangt der Schriftzug eines Dillinger Recyclingunternehmens. Das Foto vom Kipper hatte ein Leser gemacht und unserer Redaktion geschickt. Mit dem Kommentar: „Unglaublich, dass es so was heute noch gibt.“ 

Firma Fisel aus Dillingen: „Die Werbung ist nicht sexistisch gemeint“

Matthias Fisel, Prokurist beim gleichnamigen Recycling- und Logistikbetrieb in Dillingen, betonte wiederum gegenüber unserer Redaktion: „Die Werbung ist nicht sexistisch gemeint. Das ist nur dafür da, dass sich die Werbung besser einprägt.“ Zudem stamme der Aufkleber auf dem Kipper gar nicht vom Unternehmen selbst, sondern man habe das Fahrzeug mit Werbung beim Hersteller abgekauft – und die Werbung nicht abgemacht.

Es fahre auch nur ein Auflieger mit dem Bild für die Firma Fisel herum, alle anderen trügen die üblichen Beschriftungen, erläuterte Matthias Fisel. Man wolle damit eher erheitern anstatt diskriminieren. Bisher habe sich auch niemand bei der Dillinger Firma beschwert.

Werberat: „Die Frau wird allein auf ihr Gesäß reduziert“

Das haben zwischenzeitlich Frauen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) beim Deutschen Werberat getan. Und das Entscheidungsgremium der Organisation hat mittlerweile das Fahrzeugmotiv geprüft. Im Ergebnis hat sich das Gremium für eine Beanstandung ausgesprochen. Es liege ein Verstoß gegen die „Verhaltensregeln des Deutschen Werberats gegen Herabwürdigung und Diskriminierung von Personen“, insbesondere die Ziffern 4 und 5 der Verhaltensregeln vor, heißt es in einer Mitteilung des Deutschen Werberats. „Die Abbildung des weitgehend unbekleideten Frauenpos reduziert die Frau allein auf ihr Gesäß. Er dient lediglich als Blickfang, um der Werbung Aufmerksamkeit zu vermitteln. Eine solche Reduzierung der Frau auf ihr Gesäß erweckt den Eindruck, sie wäre sexuell verfügbar. Dies ist herabwürdigend und frauen- diskriminierend“, teilt der Deutsche Werberat mit. 

Die Firma Fisel sehe die Werbung weder als herabwürdigend noch als diskriminierend an und beabsichtige zum jetzigen Zeitpunkt nicht, das Motiv von dem Fahrzeug zu entfernen. Der Deutsche Werberat werde daher eine öffentliche Rüge aussprechen, „sofern sich das Unternehmen nicht doch noch zeitnah einsichtig zeigt und die Werbemaßnahme einstellt oder ändert“. Firmenchef Reinhold Fiseläußert sich auf Anfrage unserer Redaktion in der Angelegenheit nicht, das Ganze sei ein laufendes Verfahren. Die Sache sei beim Anwalt, informiert Reinhold Fisel. Er lasse sich vom Deutschen Werberat „nicht diskreditieren“. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Deutscher Gewerkschaftsbund
Geschäftsstellen
Produktionsunternehmen und Zulieferer
Sexismus
Werbebranche
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen