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Zuckerkrankheit
Diabetes: Blutzuckermessung mit Uhr - Ist das eine gute Idee?
Immer wieder kommen Smartwatches auf den Markt, die den Blutzucker ihres Besitzers messen können sollen. Aber geht das überhaupt? Kann man den Uhren trauen?
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Foto: Jens Kalaene, dpa (Symbolbild) | Regelmäßige Kontrollen gehören für Diabetiker zum Alltag. Doch bisher sind diese invasiv, man braucht eben Blut. Geht es auch ohne den Piks?
Lorenzo Gavarini
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:21 Uhr

In Deutschland leiden laut dem Robert-Koch-Institut etwa 4,6 Millionen erwachsene Menschen an der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus und es dürften noch etwa 1,3 Millionen undiagnostizierte Fälle dazukommen. Die meisten von ihnen, etwa 90 Prozent, haben Typ-2-Diabetes. Diese Form von Diabetes kann man im Laufe des Lebens bekommen und kann mit einem Lebenswandel gut bekämpft werden. Deutlich weniger Menschen leiden an Typ-1-Diabetes, das man sein Leben lang hat und das bisher nicht heilbar ist. Oft wird Typ-1-Diabetes bereits im Kindesalter diagnostiziert. Ein kleiner Teil von Menschen leidet an anderen Formen von Diabetes, etwa dem sehr seltenen Doppel-Diabetes.

Aber egal, welche Art von Diabetes die Menschen haben, sie alle haben eines gemeinsam: Sie müssen regelmäßig ihre Blutzuckerwerte messen, um gegebenenfalls nachzuhelfen, den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Dafür spritzen sich Diabetiker zum Beispiel Insulin, was den Blutzuckerwert senkt, oder nehmen Nahrung zu sich, was ihn steigen lässt. Bisher ist dieser Prozess des Blutzuckerwert-Messens ein mühseliger, weil invasiver. Denn um den Blutzuckerwert zu ermitteln, braucht man Blut. Also müssen sich Diabetiker mehrmals am Tag ein wenig Blut abnehmen, meistens durch einen kleinen Piks in die Fingerspitze, um mit ihrem Messgerät den Blutzuckerwert zu ermitteln. Auch wenn die meisten Diabetiker das bereits seit Jahren machen, Typ-1-Diabetiker in der Regel seit Kindheitstagen, ist es kein angenehmer Prozess und kann auch beim 5000. Mal noch schmerzhaft sein.

Aber die Ermittlung des Blutzuckerwerts ist von enormer Wichtigkeit, der Wert muss genau gemessen werden können, damit man entsprechend handeln kann. Steigt der Blutzuckerwert zu hoch, drohen ernsthafte Gefahren, im schlimmsten Fall ein diabetisches Koma und sogar der Tod. Gibt es also wirklich eine andere, gleich zuverlässige Methode als das invasive Blutzuckermessen? Eine Messung mit einer Smartwatch liegt nahe, aber wie gut funktioniert das wirklich?

Blutzucker messen: Gibt es für Diabetiker Alternativen?

Die klassische Form der Blutzuckermessung findet mit einem kleinen Messgerät statt, das Diabetiker einfach zuhause oder unterwegs verwenden können. Dafür wird meist in die Fingerspitze, ein kleiner Piks gemacht. Aus der Wunde kann man einen Bluttropfen entnehmen, der dann mithilfe des Messgeräts auf seinen Blutzuckerwert gemessen werden kann. Diese Messmethode ist sehr zuverlässig und vor allem genau, was bei Diabetes wichtig ist. Denn: Wenn Diabetiker Insulin spritzen, müssen genau wissen, wie viel sie brauchen, um ihren Blutzuckerspiegel wieder zu normalisieren. Eine falsche Angabe des Blutzuckerwerts kann schnell gefährlich werden.

Neben dem klassischen Messgerät gibt es eine Alternative, die viele Diabetiker gerne verwenden, weil sie vergleichsweise unaufwendig ist: das "Continuous Glucose Monitoring", kurz CGM. Hierbei wird ein Sensor unter die Haut eingeführt, wo er den Glukosegehalt in der zwischenzellulären Flüssigkeit des Körpers misst, wie das Portal futurezone.at erklärt. Alle paar Tage muss der Sensor gewechselt werden, aber das ist dennoch weniger aufwendig als regelmäßig selbstständig den Blutzucker mithilfe des Messgeräts zu messen.

Nichtsdestotrotz ist auch CGM eine invasive Form des Blutzuckermessens. Gibt es also keine nicht-invasive Alternative, den Blutzuckerspiegel zu messen, die für den Massengebrauch tauglich ist? Wie das Technologie-Magazin Netzwelt erklärt, gibt es dafür grundsätzlich zwei Methoden, die in Frage kämen. Warum werden diese aber noch nicht in der Breite eingesetzt?

Blutzucker mit der Smartwatch messen: Geht das?

Für nicht-invasive Messungen des Blutzuckerwerts kommen grundsätzlich zwei Methoden in Frage: Die Messung des Blutzuckers über die Tränenflüssigkeit oder über Spektroskopie. Für die Messung der Tränenflüssigkeit kommen Uhren selbstverständlich nicht in Frage, generell wird in dieser Richtung wenig geforscht. Googles Forschung zur Entwicklung von blutzuckermessenden Kontaktlinsen wurde vor einigen Jahren eingestellt.

Die andere Technologie, Spektroskopie, ist hingegen gut geeignet für eine Uhr. Diese Technologie wird nämlich schon heute in den meisten Smartwatches verwendet – etwas zur Pulsmessung. Spektroskopie ist eine Technik, bei der Licht in ein Gewebe eingestrahlt wird. Je nachdem, wie schnell und zu welchem Anteil das Licht zurückgeworfen wird, kann ein Messwert ermittelt werden.

Bei Pulsmessungen funktioniert diese Technik bereits einwandfrei und wird massenhaft eingesetzt. Warum also nicht auch bei der Blutzuckermessung? Es gibt leider ein Problem: Das Signal, das mittels Spektroskopie gemessen werden soll, ist sehr klein, deutlich kleiner als bei einer Pulsmessung beispielsweise. Glukose, also Zucker, hat normalerweise einen Anteil von nur etwa 100 Milligramm auf einen Deziliter Blut. Die dadurch entstehenden überlagernden Signale machen eine Messung sehr schwierig. Uhren, die auf dem Markt sind und eine genaue Blutzuckermessung versprechen, sind deshalb häufig nicht so genau, wie die Blutzuckermessung mit dem klassischen Messgerät. Das ist nicht ungefährlich.

Blutzuckermessen mit Smartwatch zu ungenau: Lässt sich das lösen?

Aktuell ist das Problem, dass Blutzuckermessungen mit einer Smartwatch entweder zu ungenau sind, um zuverlässig zu sein, oder die Sensoren, die per Spektroskopie den Blutzuckerwert genau genug messen können, zu groß sind, um in einer massentauglichen Smartwatch verarbeitet zu werden.

Es gäbe also durchaus Smartwatches, die dazu in der Lage wären, nicht-invasiv den Blutzuckerspiegel zu berechnen. Diese wären aber zu unpraktisch und auch zu teuer, um auf dem Markt eine Chance zu haben. Wie Netzwerk berichtet, scheint es aktuell auch keine großen Anstrengungen zu geben, das zu ändern. Die Nutzer sind wohl zufrieden mit den CGM-Sensoren, sodass der Ruf nach neuen Technologien aktuell nicht groß ist.

Eine Hoffnung könnte allerdings die KI sein. Nachdem es bereits KI-Systeme gibt, die anhand von Spracherkennung eine Diabetes-Diagnose erstellen können, soll KI jetzt auch helfen, den Blutzuckerwert nicht-invasiv zu messen. Aktuell arbeitet laut Netzwelt ein Forscherteam aus Bern an einer solchen Lösung. In einer Studie konnten Wissenschaftler des Inselspitals Bern, des Universitätsspitals Bern und der Universität Bern bereits eine KI trainieren, die anhand von Werten wie Herzfrequenz, Herzfrequenzvariabilität, Körperbewegung und Hautleitfähigkeit, die von einer handelsüblichen Smartwatch aufgezeichnet wurden, Unterzucker mit einer Genauigkeit von bis zu 76 Prozent erkennen konnte. Das ist zwar noch deutlich zu wenig, um massentauglich zu sein, es ist jedoch ein Schritt in die richtige Richtung.

Übrigens: Als Diabetiker sollte man unbedingt darauf achten, welche Art von Brot man isst.

 
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