Starkregen und Dauerregen gehören laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zu den schlimmsten und schadenreichsten Wetterphänomenen in Deutschland. Gezeigt hat das zuletzt die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021. Vor etwa zwei Jahren waren laut tagesschau.de mehr als 9000 Gebäude beschädigt oder zerstört worden, über 17.000 Menschen verloren ihr Hab und Gut. 134 Menschen hat die Sturzflut das Leben gekostet.
Nach Ansicht des DWD könnte es in Anbetracht der anhaltenden Erderwärmung immer häufiger zu solchen Stark- und Dauerregen-Ereignissen kommen. Deshalb hat der DWD auf der Klimapressekonferenz im März 2023 Maßnahmen vorgestellt, wie eine bessere Datenlage vor Unwettern schützen und vor Gefahren warnen könnte. Alle Infos lesen Sie hier.
1400 zusätzliche Stationen: Wie viele Messstationen gehören zum Netz des DWD?
Bislang gehörten rund 2000 Messstationen, verteilt in ganz Deutschland, zum Netz des Deutschen Wetterdienstes. Wo genau diese zu finden sind, zeigt der Dienst online auf einer Stationskarte. Wie tagesschau.de berichtet, hat der DWD nun 1400 zusätzliche Stationen in sein Netz integriert.
Der Hintergrund: "Gerade oft mit Sturzfluten verbundene kleinräumige und kurzlebige Starkregenereignisse können zwischen den Stationen durchrutschen", erklärte Tobias Fuchs auf der Klimapressekonferenz. Der DWD-Vorstand des Bereichs Klima und Umwelt sagte weiter, dass es Kernaufgabe des Deutschen Wetterdienstes sei, zu analysieren, "welche Risiken durch extreme Niederschläge für jede Region, jeden Ort in Deutschland aktuell und künftig bestehen". Mit den zusätzlichen Messstationen können deutlich mehr Daten erfasst werden, die so für bessere Vorhersagen sorgen.
Wie bieten zusätzliche Messstationen besseren Schutz vor Unwettern?
Dank der neuen Messstationen, die laut tagesschau.de überwiegend von Partnern wie Landesämtern stammen, spiegeln die Daten ein Bild wider, das viel mehr als zuvor den realen Verhältnissen entspricht, erläuterte Fuchs. So sei es nun möglich, anhand der Verknüpfung der Informationen von Bodenstationen und Wetterradar für jeden Ort in Deutschland eine Starkregengefahr zu berechnen.
Besseren Schutz vor Unwettern und Katastrophen, wie der im Ahrtal, bietet laut dem DWD auch eine Verknüpfung der neuen Risikokarten zu extremen Niederschlägen mit geografischen und demografischen Informationen. So würden "ganz neue Lagebilder" entstehen. "Wir benötigen solche Lagebilder, in die alle zuständigen Institutionen ihre Erkenntnisse einspeisen, um aktuelle Wettergefahren richtig einzuschätzen und uns angemessen auf künftige Wettergefahren vorzubereiten", zitiert der DWD Fuchs in einer Mitteilung.
Besserer Schutz vor Unwettern: Auch Infrastruktur muss angepasst werden
Die neun Risikokarten zum Auftreten von Stark- und Dauerregen sind laut dem DWD nicht nur für den vorbeugenden Katastrophenschutz als Planungsgrundlage sehr wichtig, sondern würden auch Bauingenieuren und Städteplanern beispielsweise bei der Dimensionierung von Kanalnetzen, Kläranlagen, Pumpwerken oder Rückhaltebecken eine Richtung vorgeben.
Treten Stark- und Dauerregen-Ereignisse in einer bestimmten Region häufiger auf, müssen dort demnach auch die Wasserwirtschaft nachziehen. Kanäle müssen beispielsweise an die größer werdenden Wassermengen angepasst werden. Wie Joachim Gerke, Abteilungsleiter bei der SGD Nord, tagesschau.de sagte, stoße dieses Konzept in der Praxis bislang noch an seine Grenzen, denn: "Kanalnetze sind generell ausgelegt auf Unwetter, wie sie einmal im Jahr bis alle fünf Jahre auftreten." Eine Anpassung an massiven Starkregen wäre nach Ansicht des Experten mit immensen Kosten verbunden und man würde die größeren Rohre "nicht mehr in die Straße kriegen". Insgesamt müsste der Platz, den Wasser zum Versickern braucht, bei der Stadtplanung mehr bedacht werden. Gerke nennt beispielsweise das Stichwort "Schwammstadt", zudem bräuchte es mehr freie Flächen und weniger Bebauung.