In der Welt der Architektur und des Städtebaus gibt es Bauwerke der Superlative. Ein solches architektonisches Wunder ist der größte Kirchturm der Welt, der hoch hinaus in den Himmel ragt. Erbaut wurde der höchste Kirchturm im Südwesten Deutschlands. Wo steht er genau?
Der höchste Kirchturm der Welt: Das Ulmer Münster
Mit einer Höhe von 161,53 Metern erhebt sich das Ulmer Münster laut Webseite der Stadt über Ulm. Damit hat das Gebäude den höchsten Kirchturm der Welt. Ursprünglich als katholische Kirche konzipiert, wurde das Münster im Jahr 1530 von der Ulmer Bürgerschaft in eine evangelische Kirche umgewandelt, nachdem die Stadt die Reformation eingeführt hatte.
Der Bau und Erhalt des Ulmer Münsters erfordern beträchtliche finanzielle Mittel. So werden jedes Jahr rund 2,5 Millionen Euro für Restaurierungsarbeiten aufgewendet. Die Ulmer Münsterbauhütte übernimmt die Verantwortung für die Instandhaltung des Bauwerks, unterstützt von einem jährlichen Zuschuss der Stadt Ulm. Zudem haben Gäste die Möglichkeit, durch Spenden vor Ort zum Erhalt des Gebäudes beizutragen.
Das Münster beeindruckt nicht nur durch seine imposante Größe, sondern auch durch seine 768 Stufen, die Besucher erklimmen können, um einen Blick über die Stadt werfen zu können. Insgesamt besuchen dabei schätzungsweise eine Million Besucher jährlich das Ulmer Wahrzeichen. Als Besitz der Evangelischen Kirche dient das Ulmer Münster dabei nicht nur als Gotteshaus, sondern auch als kulturelles und historisches Erbe der Stadt Ulm.
Der höchste Kirchturm der Welt: Eine lange Bauzeit
Das Ulmer Münster hat laut Informationen von Deutschlandfunk eine lange und faszinierende Geschichte. Denn seit der Grundsteinlegung am 30. Juni 1377 haben insgesamt elf Baumeister über 513 Jahre hinweg an diesem Bauwerk gearbeitet. Am 31. Mai 1890 wurde der letzte Stein gesetzt, womit der Bau des Münsters vollendet wurde.
Die Grundsteinlegung war damals ein Ereignis von großer Bedeutung für die Stadt Ulm. Die reichen Patrizierfamilien investierten über 250 Jahre hinweg beträchtliche Summen in den Bau des Münsters, wodurch es zu einem Symbol für den Reichtum und die Unabhängigkeit der Stadt wurde. Jedoch stoppte die Reformation den Bau vorübergehend, da die Mittel für den Kirchenbau kritisiert wurden. Über 300 Jahre lang blieb der Turm unvollendet und das Münster verlor zunehmend an Glanz.
Erst in den 1830er-Jahren wurde der Bau wieder aufgenommen. Denn der damals bestehende Nationalismus in Deutschland nach dem Sieg über Napoleon und der Wunsch nach monumentalen Denkmälern führten zu einem erneuten Interesse am Münster. Es sollte ein Zeichen des nationalen Stolzes setzen und wurde zum Vorbild für ähnliche Bauprojekte im Land.
Der höchste Kirchturm der Welt: Weitere Anwärter auf den Titel
Der Chicago Temple Building, ein 23-stöckiger Wolkenkratzer, der der First United Methodist Church of Chicago gehört, wird laut Guinness World Records manchmal als Rekordhalter für den höchsten Kirchturm der Welt betrachtet. Dieses Gebäude, das 1924 fertiggestellt wurde, beherbergt eine Kirche in den unteren beiden Etagen und hat eine gotische Spitze oben. Innerhalb der Spitze befindet sich ein kleiner geweihter Raum namens Sky Chapel. Die Stockwerke zwischen den beiden religiösen Räumen sind jedoch gewerbliche Büroflächen.
Die Sagrada Família-Kirche in Barcelona, die voraussichtlich 2026 fertiggestellt wird, wird den höchsten Kirchturm der Welt haben, mit 172,5 Metern bis zum Kreuz auf dem zentralen Turm. Die Arbeiten an der Kirche, entworfen von Antoni Gaudí, begannen 1883 und wurden kontinuierlich fortgeführt. Die Höhe ist auf die des Montjuic-Hügels in Barcelona begrenzt. Denn Gaudí glaubte, dass seine Kirche Gottes Schöpfung nicht übertreffen sollte.
Übrigens: Der höchste Kirchturm steht in Ulm. Aber wissen Sie, wo der kleinste Kirchturm der Welt steht? Noch mehr interessante Fakten rund um Deutschland erfahren Sie in unseren Artikeln zu der womöglich ältesten Stadt Deutschlands, der längsten Hängebrücke Deutschlands und zu dem Bundesland mit der längsten Küste.
