In Deutschland leben laut dem Statistischen Bundesamt rund fünf Millionen pflegebedürftige Menschen. Sie haben einen Pflegegrad von 1 bis 5 und erhalten Leistungen der Pflegeversicherung. Trotzdem ist und wird Pflege immer teurer. Von den entstehenden Kosten übernimmt die Pflegeversicherung meist nur einen Teil oder erstattet diese nur bis zu einem bestimmten Maximalbetrag.
Nun drohen laut dem aktuellen Pflegereport 2024 der Krankenkasse DAK-Gesundheit bis Ende des Jahres deutliche Finanzierungslücken im Pflegesystem. Das könnte Beitragserhöhungen noch vor der Bundestagswahl im kommenden Jahr nötig machen - obwohl die Pflegebeiträge erst 2023 erhöht wurden.
Finanzierungslücken in der Pflegeversicherung: Steigt der Pflegebeitrag?
Dem DAK-Pflegereport 2024 zufolge ist die Zahlungsfähigkeit der Pflegeversicherung als beitragssatzfinanzierte Sozialversicherung schon 2025 nicht mehr sicher. Steigende Kosten, immer mehr Pflegebedürftige und beständig abnehmende Personalressourcen würden das Pflegesystem strapazieren. "Wir stehen vor einem Kipppunkt: Die soziale Pflegeversicherung droht in wenigen Jahren ihre Funktionsfähigkeit zu verlieren", warnt DAK-Vorstandschef Andreas Storm in Bezug auf die Ergebnisse des Pflegereports. Es brauche eine grundlegende Reform, um die Pflege mit neuen Konzepten zukunftsfähig zu machen.
Der DAK zufolge zeichnen sich im aktuellen Pflegereport schon für das vierte Quartal 2024 - Oktober, November und Dezember - deutliche Finanzierungslücken in der Pflegeversicherung ab. Diese würden voraussichtlich Beitragssatzerhöhungen noch vor der Bundestagswahl im kommenden Jahr erforderlich machen. Dabei wurde der Satz erst zum 1. Juli 2023 im Rahmen der Pflegereform angepasst - und sollte für Stabilität sorgen.
Laut dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) gilt aktuell ein Pflegebeitrag in Höhe von vier Prozent des Brutto-Einkommens - dieser wurde also im Juli 2023 um 0,35 Prozent erhöht. Der Arbeitgeberanteil beträgt grundsätzlich 1,7 Prozent. Eltern zahlen seit Juli generell 0,6 Beitragssatzpunkte weniger als Menschen ohne Kinder - und zwar lebenslang. Ab dem zweiten und bis zum fünften Kind wurde der Beitrag zudem bis zum 25. Lebensjahr des Kindes um jeweils 0,25 Beitragspunkte gesenkt.
Schon jetzt könnte eine erneute Erhöhung des Pflegebeitrags drohen, fürchtet Storm laut der DAK. Bereits zum Jahreswechsel 2024/2025 sei mit einer Anhebung des Satzes um 0,2 Prozent zu rechnen, sagte der DAK-Vorstandschef bei der Vorstellung des Pflegereports in Berlin. Und: "Das von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im vergangenen Jahr abgegebene Versprechen einer zumindest kurzfristigen Stabilisierung der Pflegefinanzen bis zum Ende der laufenden Wahlperiode ist wohl nicht mehr zu halten."
Ob das gut ankommt? Zumindest die Finanzierungsproblematik der Pflegeversicherung wird laut dem DAK-Pflegereport in der Bevölkerung erkannt. In der Folge höhere Beitragssätze würden dennoch nur 41 Prozent der Deutschen hinnehmen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage vom Institut für Demoskopie Allensbach, die im Rahmen des Pflegereports durchgeführt wurde.