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Cyberkriminalität
Darknet erklärt: So funktioniert die Schattenseite des Internets
Das Darknet gilt als Tummelplatz für Cyberkriminelle. Doch wie funktioniert das Darknet, was sind seine Gefahren und ist seine Nutzung per se strafbar?
Illustration - Computer-Hacker.jpeg       -  Nicht selten wird das Darknet für kriminelle Aktivitäten genutzt.
Foto: Silas Stein, dpa (Symbolbild) | Nicht selten wird das Darknet für kriminelle Aktivitäten genutzt.
Lukas Rameil
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:42 Uhr

Waffenhandel, Kinderpornografie oder Drogengeschäfte: Das Darknet gilt als die dunkle Seite oder auch die Schattenseite des Internets. Doch so schlecht wie sein Ruf ist, so vielschichtig sind seine Funktionen. Denn das verborgene Netzwerk ist nicht nur Cyberkriminellen ein willkommener Tummelplatz, sondern auch in repressiven Regimen ein wichtiger Kommunikationskanal für Oppositionelle. Doch was genau versteht man unter dem Darknet, wie funktioniert es, welche Gefahren birgt es und ist die Nutzung per se strafbar?

Was ist das Darknet?

Zum Verständnis des Darknets ist es hilfreich, sich den Aufbau des Internet als Ganzes zu vergegenwärtigen. Grundsätzlich sollte man wissen, dass das gesamte Internet aus drei wesentlichen Komponenten besteht:

  • Das Clear Web ist der bekannteste Bereich des Internets. Darin findet statt, was man geläufig als im "Internet surfen" bezeichnet, etwa Online-Shopping oder die ganz normale Kommunikation über soziale Medien. Was viele nicht wissen: Dieser uns allen bekannte Zugang zum Netz macht nur einen kleinen Teil, laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) etwa 10 Prozent des Internets aus.
  • Anders das sogenannte Deep Web: In diesem mit Abstand umfangreichsten Bereich, der die restlichen ca. 90 Prozents des gesamten Internets ausmacht, befinden sich vor allem Firmendatenbanken, Streaming-Server sowie Online-Speicher. Grundsätzlich ist das Deep Web allen Internet-Nutzerinnen und Nutzern zugänglich, allerdings sind viele Inhalte von den Serverbetreibern unterunter Verschluss gehalten, um sensible Daten oder Unternehmensgeheimnisse zu schützen.
  • Das Darknet dagegen ist laut BSI dem Deep Web zuzurechnen. Denn es ist nicht auf herkömmliche Weise, also im Clear Web auffindbar. Denn die Webseiten des Darknets sind nicht über Suchmaschinen oder Browser wie Google oder Bing zu finden. Die Kommunikation im Darknet wird zudem mithilfe sogenannter Anonymisierungsnetzwerke wie Tor ("The Onion Router") verschlüsselt. Seiten im Darknet sind demnach meist nur direkt (Peer-to-Peer) abrufbar und bei Kenntnis über die genaue URL der Seite. 

Wie kommt man ins Darknet?

Die Anonymität und Verschlüsselung des Darknets ist, wie gesagt, durch ein Netzwerk gesichert, das über den Tor-Browser zu erreichen ist, der nicht umsonst "The Onion Router" heißt. Nach dem Zwiebelprinzip verbirgt er die IP-Adresse des Nutzers und seine Surfaktivitäten, indem er den Internetverkehr über eine Reihe von verschiedenen Routern, den so genannten Nodes, umleitet und somit verschleiert. Er umhüllt also den User wie eine Zwiebel ihren Kern durch mehrere Schichten. Dass er sich am Ende doch identifizieren lässt und man nur genügend Graben, oder um im Bild zu bleiben, schälen muss, um ihn zu erreichen, stellt mitunter das BSI klar: "Trotz der Verwendung von Anonymisierungsnetzwerken wie dem Tor kann eine Zurückverfolgung nicht ausgeschlossen werden."

Tor-Browser einfach herunterladen

Der Tor-Browser kann übrigens bequem heruntergeladen werden, etwa bei der Verbraucher-Plattform chip.de. Nach erfolgreicher Installation verrät chip.de wie ein erster Einstieg ins Darknet gelingt. Ein erster Anlaufpunkt könnte demnach etwa "The Hidden Wiki" sein, aufrufbar unter wikitjerrta4qgz4.onion. Hierauf sind zahlreiche Darknet-Webseiten und ensprechende Informationen zu finden. Zum Zweiten könne eine alphabetisch geordnete Linkliste für das Deep Web über die Seite "TorLinks" unter http://torlinkbgs6aabns aufgerufen werden, so die Verbraucher-Seite weiter.

Gefahren des Darknets: Tummel- und Handelsplatz für Cyberkriminelle

Wie das BSI auf seiner Seite bestätigt, ist das Darknet vor allem bei Cyberkriminellen als begehrter "Handelsplatz für Straftaten und illegale Güter aller Art" begehrt. Die krummen Geschäfte werden demnach bevorzugt mit sogenannten Kryptowährungen bezahlt. Die verschlüsselte Kommunikation und die damit einhergehende Anonymität haben allerdings einen hohen Preis. Denn hierin liegen auch die größten Gefahren des Darknets. Denn zum einen ist das Risiko der Verbreitung von Schadsoftware im Darknet wesenlich höher als im Clear Web. Die Gefahr, sich Viren und Trojaner auf den Rechner zuzuziehen, ist somit weitaus größer. Zum anderen können auch unbescholtene Besucher auf dubiose Angebote innerhalb des Darknets hereinfallen und so unbewusst mit kriminellen Organisationen in Kontakt treten und sich womöglich strafbar machen.

Darknet als Kommunikationskanal für Oppositionelle

Neben kriminellen Aktivitäten wird das Darknet allerdings auch auch für ganz andere Zwecke genutzt. Denn seine verschlüsselte Struktur bietet auch politisch Verfolgten oder Oppositionellen die Möglichkeit, die Zensur eines repressiven Regimes zu umgehen. So können sie auf Informationskanäle zugreifen oder mit anderen Menschen kommunizieren. Auch in unseren Breitengraden nutzten Aktivisten und Journalisten das Darknet, um verschlüsselt miteinander zu kommunizieren sowie um Inhalte zu veröffentlichen, in der Vergangenheit etwa die WhistleblowerJulian Assange oder Edward Snowden.

Was ist im Darknet erlaubt, was ist strafbar?

Prinzipiell gilt: Das Bewegen im Darknet alleine ist zwar ein Risiko für den Nutzer selbst, aber nicht per se illegal und somit auch nicht strafbar, so schreibt es das BSI auf seiner Seite. Straffällig wird man demnach erst, sobald illegale Inhalte konsumiert, heruntergeladen oder rechtswidrige Waren und Dienstleistungen erworben oder verkauft werden. Hier unterscheidet sich das Darknet kaum vom Clear Web und der physischen Welt: Letztlich macht es für die Ermittler keinen Unterschied, wo die Gesetze gebrochen werden.

 
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