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Burtenbach
Haus mit Farbe besprüht: "Grenzenloser Neid oder unglaublicher Hass"
Nach der Sprüh-Attacke gegen ein Haus in Burtenbach setzt der Geschädigte vieles daran, die Täter ausfindig zu machen. Dazu gehören auch 10.000 Euro Belohnung.
Till Hofmann
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:20 Uhr

Heinz Rößner ist bedient. So sehr, dass eine am Donnerstag anstehende Knieoperation verschoben werden musste, weil er sich davor so aufgeregt hatte. Nicht über den chirurgischen Eingriff. Aber über das, was mit seinem Eigentum, einem prächtigen Haus in Burtenbach ("Am Schertlinpark") geschehen ist. Bislang unbekannte Täter (vielleicht war es auch nur ein Täter) haben in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch drei von vier Hausseiten mit schwarzer und roter Farbe besprüht. Am nächsten Morgen wurde das ganze Ausmaß der Spray-Attacke offenkundig.

Eine gegenüber der "Residenz Amadeus" wohnende Nachbarin war einfach nur "entsetzt", als sie ihren Rollladen so um 7 Uhr hochzog. Damit war der Blick freigegeben auf eine besprühte Hausfassade. "Das gibt's doch nicht", dachte sie sich, verbunden mit der Frage, wer zu so etwas imstande ist – und vor allem warum. Vor 23 Uhr war niemand am Werk. Das kann eine Hausbewohnerin am Mittwochabend während eines Ortstermins mit der Redaktion bestätigen. "Mein Sohn war solange bei mir zu Besuch. Ihm ist, als er ging, nichts aufgefallen." 

In der Residenz Amadeus in Burtenbach wohnen Mieter und Feriengäste

An sich ist das eine ruhige Wohngegend in Burtenbach, die durch Häuser im eher gehobenen Preissegment und meist freistehend gekennzeichnet ist. Das gilt auch für die Residenz Amadeus am Ende der Straße. Vier Wohneinheiten sind vermietet, vier weitere dienen in verschiedenen Größen Feriengästen zur Erholung. 

Wände in Gängen des Hauses und den Ferienwohnungen zeigen Urlaubsmotive. Strandidylle. San Francisco ist mit der Golden Gate Bridge plötzlich so nah. Und an der Decke eines Badezimmers tummeln sich die Abbilder von Delfinen. Die Malereien regen die Fantasie an, manchmal wecken sie Erinnerungen. Mit dem Fernweh ist es für diejenigen, die ins Freie treten, allerdings schlagartig vorbei. Die Haustür ist so sehr besprüht worden, dass da aus Sicht des Eigentümers "nichts mehr zu retten" ist. Die Tür taxiert er allein schon auf 15.000 Euro, den Gesamtschaden auf 80.000 Euro. Der 67-jährige Rößner fürchtet, dass ein einfaches Übermalen der Hausfassade, die in einem hellen Ockerton mit leichtem Gelbstich gehalten ist, die kräftigen Farben aus den Sprays nicht wird überdecken können. Der Putz müsse vermutlich abgeschlagen werden. 

Hausfassade beschmiert: Nach einem Lausbubenstreich sieht das nicht aus

Dem Anschein nach handelt es sich hier nicht um einen Lausbubenstreich und einer willkürlich ausgewählten Liegenschaft. Es sieht, das meint jedenfalls der Geschädigte, nach einem geplanten Vorgehen aus. Die Vandalen haben ganze Arbeit geleistet insofern, als ihre schwarzen und roten Striche ganz bewusst gesetzt zu sein scheinen. Nichts wurde auf dem Weg rund um das Haus ausgelassen: Heruntergelassene Rollläden sind ebenso besprüht worden wie Rollladenschienen, Fensterbänke und Säulen. Die Bewegungsmelder sind geschwärzt worden, damit kein Licht die Gestalten in der Dunkelheit verrät. Eine Mieterin sagt aber, dass jene Melder bereits seit drei Tagen nicht mehr funktioniert haben. Ist das ein Zufall?

Das Gebäude ist 25 Meter lang und 15 Meter breit. Da nur die Vorderseite unversehrt blieb, sind die Sprühereien auf einer Gesamtlänge von über 50 Metern erkennbar. Carports sind ebenso verschont geblieben, wie der Grill- und Essbereich im Garten. 

Die beiden imposanten "Dekopferde" sind ebenfalls besprüht worden

Von der Residenz selbst hat nur die Vorderseite keine schwarzen und roten Striche abbekommen, sehr wohl aber die beiden sich davor aufbäumenden Dekopferde. Von der Polizeiübrigens wird der Schaden mit 65.000 Euro angegeben.

Viele Fragen werden aufgeworfen. Geschäftsmann Heinz Rößner, der mit seiner vor 44 Jahren gegründeten Firma unter anderem Bausanierungen anbietet, sieht "grenzenlosen Neid oder unglaublichen Hass" als mögliches Motiv. "Vielleicht auch beides." Einen Verdacht hat der Burtenbacher Unternehmer gegenüber der Polizei geäußert. Das ist aber noch lange kein Nachweis. 

Rößner unterschreibt auf Polizeistation, dass er eine Belohnung zahlen wird

Über die Jahre hat Rößner aus dem Nichts seine Firma nach und nach ausgebaut und viel Geld verdient, das er großteils in Immobilien und Grund investiert hat. Bis zu 35 Personen waren seinen Angaben zufolge in der Bausanierungs GmbH beschäftigt. Jetzt seien es noch fünf. 

Um einem Ermittlungserfolg nachzuhelfen, hat Heinz Rößner, eines von acht Kindern einer Burtenbacher Großfamilie, am Mittwochabend eine Belohnung in Höhe von 10.000 Euro ausgesetzt. Auf der Burgauer Polizeiwache hat er eine "Vereinbarung über die Vermittlung einer Auslobung" unterzeichnet. Bei Hinweisen, die zur Ergreifung des Täters und zur Aufklärung der Tat führen, wird das Geld fällig. 

 
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