Eine Honigbienenkönigin sitzt im Nest und fleißige Arbeiterinnen fliegen aus, um Blütenpollen für den Nachwuchs zu sammeln. Eine ähnliche Aufgabenverteilung wie bei Honigbienen wurde auch bei Ameisen oder bei Termiten beobachtet. Alle sogenannten "staatenbildenden Insekten" leben in einem sozialen Gefüge, das hierarchisch straff durchorganisiert ist. Ganz oben steht meist eine Königin, in seltenen Fällen gibt es auch einen König.
Doch was haben Insekten sonst noch gemeinsam, die eine Königin oder einen König haben? Welche Funktion erfüllt eigentlich genau das Oberhaupt eines Insektenstaates? Alle Antworten und eine Übersicht über alle Insekten, die einen König oder eine Königin haben, lesen Sie im Text.
Übrigens: Die Zahl der Insekten geht zurück - und zwar weltweit. Doch was kann getan werden gegen das Insektensterben?
Welche Insekten haben eine Königin oder einen König?
Wo ein König oder eine Königin ist, ist meist auch ein Volk nicht weit. Insekten mit einer Königin oder einem König gehören daher auch zu den sogenannten "staatenbildenden Insekten", wie spektrum.de schreibt. Sie alle sind demnach Teil eines sozialen Gefüges inklusive strenger Hierarchie und Aufgabenverteilung.
In einem Insektenstaat gibt es laut dem Wissensportal beispielsweise eine strikte Klassentrennung zwischen Arbeitern und den sich fortpflanzenden Tieren. Unfruchtbare Weibchen stellen die Arbeiterschaft, geschlechtsreife Männchen dagegen haben die Aufgabe, den Samen der Königin zur Verfügung zu stellen. Manche Insektenstaaten haben auch Soldaten mit bestimmten Eigenschaften in ihren Reihen, um die Brutstätte im Notfall zu verteidigen. Das allen gemeinsame Ziel ist der Fortbestand der eigenen Art.
Insekten: Welche Funktion hat eine Königin oder ein König?
Dass es sich beim obersten Rang in einem Insektenstaat meist um eine weibliches Tier, also die Königin, handelt, hat gute Gründe. Denn die Königin in einem Bienen-, Ameisen oder Hummelstaat ist die einzige, der die zentrale Aufgabe des Eierlegens zukommt. Hierzu braucht es potente Männchen, die den Samen stellen und Arbeiter, die die Versorgung und Ernährung des Volkes gewährleisten.
Ob die Funktion der einzelnen Mitglieder eines Insektenstaates von natürlichen Faktoren abhängt oder ob andere Einflüsse eine Rolle spielen, wird seit ein paar Jahren in der Forschung diskutiert. Studien von Wissenschaftlern der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (JGU) etwa legten nahe, dass eine Ameisenkönigin oder ein Tier aus der Arbeiterkaste nicht mit den entsprechenden Eigenschaft geboren wird, sondern sich die Funktion im Insektenstaat anhand sozialer Faktoren allmählich herausbildet. Im Umkehrschluss könne dies bedeutet, dass Rollen auch im Nachhinein gewechselt oder ersetzt werden können, so die Forschenden.
Königin oder König bei Insekten: Honigbiene
Die Struktur eines Honigbienenstaates gehört wohl zu den komplexesten unter den "staatsbildenden Insekten". Der National Geographic schreibt hierzu: "Jede Honigbiene hat einen Job. Manche sind Ammenbienen, die sich um die Larven kümmern. Einige putzen die Waben, während andere Pollen und Nektar sammeln, um daraus Honig zu machen." Das Besondere: Je nach Lebensphase, wechseln die Mitglieder eines Bienenvolkes ihre Rolle im sozialen Gefüge.
Ganz oben steht aber unangefochten die Bienenkönigin. Den männlichen Tieren dagegen, den sogenannten Drohnen, kommt einzig die Aufgabe der Samenspende zu. "Ein Honigbienenvolk ist daher viel mehr als nur eine Ansammlung von Individuen", schreibt hierzu der amerikanische Biologe und Imker Thomas D. Seeley in seinem Buch "Honeybee Democracy". "Es ist ein komplexes Wesen, das als ganzheitliches System funktioniert."
Königin oder König bei Insekten: Ameisen
Auch Ameisen sind für ein straff durchorganisiertes Staatsgebilde bekannt, in dem jeder Ameise eine bestimmte Rolle zufällt. Eine Ameisen-Kolonie kann demnach aus hunderttausenden Tieren bestehen und gleichzeitig bis zu 1000 Königinnen beherbergen, wie der Bund Naturschutz Bayern e.V. schreibt - ein großer Unterschied etwa zu Bienenvölkern, die mit nur einer Königin auskommen müssen.
Hier wie dort gibt der Forschung jedoch noch Rätsel auf, wie die Königinnen nach der Begattung der Männchen über einen langen Zeitraum immense Mengen an Spermien speichern können. Den wissenschaftlichen Studien des Ameisen-Forschers Bert Hölldobler zufolge kann eine Ameisenkönigin in ihrem Bauch für Jahrzehnte rund 300 Millionen Spermien mit sich herumtragen.
Königin oder König bei Insekten: Wespen
Bestimmte Wespenarten zählen ebenfalls zu den "staatsbildenden Insekten", deren Zusammenleben "arbeitsteilig organisiert ist", wie der Naturschutzbund Berlin (NABU) schreibt. Den einzelnen Tieren kommen dabei "unterschiedliche Aufgaben wie Nestbau, Larvenfütterung, Zellensäuberung, Nahrungsbeschaffung oder Versorgung der Wespenkönigin" zu, so der Naturschutzbund weiter.
Hinzu kommt bei Wespen: Fast alle Tiere im Wespennest sterben bei Herbsteinbruch. Das Überleben der Art hängt dann von den Jungköniginnen eines Wespenvolkes ab, die nach der Überwinterung im Frühling beginnen, ihr eigenes Nest zu bauen. Zurück bleiben unbehauste Wespennester, die man laut Bund für Naturschutz und Umwelt in Deutschland (BUND) allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen entfernen sollte.
Königin und König bei Insekten: Termiten
Termiten kommt im Bund der "staatsbildenden Insekten" in gewisser Weise eine Sonderstellung zu. Denn wie spektrum.de schreibt, herrschen bei Termiten-Völkern zur selben Zeit gleich zwei Oberhäupter, nämlich König und Königin. Die Zahl der Männchen, die den Nachwuchs des Termiten-Baus sichern, ist demnach auf ein einziges Tier beschränkt. Daraus folgt, dass bei Termiten andere Männchen nicht allein die Rolle des Samenspenders zufällt, sondern ebenfalls andere Aufgaben wie den Schutz der riesigen Termiten-Bauten und die Nahrungsbeschaffung übernehmen.
Königin und König bei Insekten: Hummeln
Ein Hummelstaat hat vergleichbar mit Bienenvölkern nur eine Hummelkönigin. Der Lebenszyklus einer gewöhnlichen Hummel ähnelt aber eher dem einer Wespe, wie das Umweltbundesamt schreibt. Denn auch die meisten Tiere eines Hummelvolkes sterben mit Einbruch der kalten Jahreszeit. Übrig bleiben einzig die Jungköniginnen, die im Frühling für den Fortbestand beziehungsweise den Neubeginn des Hummelstaates sorgen müssen. Wer eine Hummel in den Wintermonaten entdeckt, sollte daher versuchen, sie mit Nahrung aufzupäppeln. Er oder sie erweist damit den Tieren eine Bärendienst. Denn wie der NABU schreibt, hat ein Hummelvolk nur eine geringe Lebenserwartung.
Übrigens: Zwar gehören sie alle zu den "staatsbildenden Insekten", doch es gibt auch Unterschiede zwischen Wespen, Hummeln und Bienen