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Klimabilanz
Wetter in Baden-Württemberg: Sommer 2023 ungewöhnlich? Das sagen Experten
Der Sommer in Baden-Württemberg ist vorbei. Das Klima hat nicht mit Sonne gespart, die Temperaturen waren teils drückend. Die Niederschläge verdienen besondere Beachtung.
Die Sonne scheint vom blauem Himmel.jpeg       -  Die Sonne scheint bei sommerlichen Temperaturen vom blauen Himmel.
Foto: Daniel Vogl, dpa (Archivbild) | Die Sonne scheint bei sommerlichen Temperaturen vom blauen Himmel.
Patrick Freiwah
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:30 Uhr

Der Sommer befindet sich auch im sonnenreichsten Bundesland in den letzten Zügen des Jahres 2023. Meteorologisch hat er am 31. August des Jahres geendet, astronomisch ist am 21. September (Donnerstag) Schluss. Traditionell gibt es in Baden-Württemberg viel Sonne und eher wenig Regen. Diese Entwicklung hat sich im Hinblick auf die Referenzperiode (1961 bis 1990) in den vergangenen Jahren verfestigt, jedoch will sie genauer betrachtet werden, um sie zu verstehen.

Wenngleich sich viele Menschen über Sonnenschein freuen und warme Temperaturen zu schönen Freizeitbeschäftigungen an der frischen Luft einladen: Als sonnigste Region Deutschlands werden über den Südwesten der Republik bis Ende August vom Deutschen Wetterdienst (DWD) 775 Sonnenstunden gemeldet - deutlich mehr als durchschnittlich 636 Stunden in der Zeit zwischen 1961 und 1990. Die Angabe bezieht sich auf den meteorologischen Sommer von Juni bis August. "Seit nun 27 Jahren werden in Deutschland zu warme Sommer gemessen", erklärte Uwe Kirsche vom DWD gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Baden-Württemberg-Wetter: Heißester Tag im Sommer 2023 im Kreis Karlsruhe

In Baden-Württemberg sei das Klima vom "zweitwärmsten sowie sonnigsten und trockensten Juni" geprägt worden, ehe auch in der ersten Juli-Hälfte ein extrem heißer Sommer folgte. Zum Auslaufen des Monats sowie im August gab es schließlich vermehrt Niederschläge und die Temperaturen sanken, was auch der Natur zum Durchatmen verhalf.

Über einen längeren Zeitraum verglichen, zeigen sich die Unterschiede im Vergleich zu früher: Mit durchschnittlich 19,4 Grad lag der Durchschnittswert in Baden-Württemberg für 2023 um satte 3,2 Grad über dem Wert der (internationalen) Referenzperiode, analysierte der Wetterdienst bei der Auswertung der bundesweit rund 2000 Messstationen. Der heißeste Tag des Jahres war der 9. Juli, als vom DWD - einer dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr unterstellten Behörde - im Landkreis Karlsruhe in Waghäusel-Kirrlach 38,0 Grad gemessen wurden.

Wie fällt die Bilanz des Baden-Württemberg-Wetters im Sommer 2023 im Hinblick auf Niederschlag aus? Im Vergleich zur Referenzperiode 1961 bis 1990 stieg die Regenmenge pro Quadratmeter mit 261 Liter (l/m²) etwa um ein Zehntel (alter Wert: 239 l/m2). Das Mittel der späteren Vergleichsperiode zwischen 1991 bis 2020 liegt bei 241 l/m², wie der DWD ausführt. Im ganzen Land, aber besonders im Süden der Republik mit Baden-Württemberg und Bayern, kam es zu teils heftigem Starkregen mitsamt Gewittern und Hagel, dazu stieg die Hochwassergefahr besonders im Südosten.

Sommer-Wetter in Baden-Württemberg: Über Dürreperioden und Niederschläge

Typische Merkmale des Klimawandels sind indes nicht nur steigende Temparaturen. Wie das Bundesamt für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit schildert, gehen extremere Wetterverhältnisse damit einher: Kälte- und Hitzewellen, Dürren, Wirbelstürme, Überschwemmungen oder auch Flächenbrände nehmen zu. Es sind Phänomene, die auf der ganzen Welt Regionen vor riesige Herausforderungen stellen und die Zahl der Unwetterwarnungen rapide erhöhen.

Andreas Marx, Leiter des Dürremonitors beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig, nimmt zu der Situation 2023 Stellung und führt aus, dass sich die Dürresituation in Deutschland auch durch das feuchte Winterhalbjahr verbessert habe: "Die Böden sind bis auf eine Tiefe von 60 Zentimetern deutschlandweit gut durchfeuchtet - in manchen Regionen sogar nasser als üblich." Bedeutet der verzeichnete Anstieg der Niederschläge, dass sich die Dürre-Lage in Sachen Klima erholt?

Mitnichten, erklärt uns Experte Ulrich Kümmerle vom DWD auf Anfrage. Ihm zufolge beziehe sich die Regensituation hauptsächlich auf den nördlichen Teil Deutschlands bis runter zum Odenwald: Aufgrund steigender Temperaturen, Dürreperioden und Flächenversiegelung ergeben sich trockene Böden, in denen die Wassermengen nicht bis tief in untere Schichten kommen können. Die Folge ist ein höheres Risiko für Hochwasser, weil Flüssigkeit nicht zu genüge abfließen kann. Gut veranschaulicht wird die Entwicklung mitunter vom Klimaatlas, bei dem regionale Gegebenheiten hinsichtlich Klima und Wetter (auch nach Bundesland) grafisch dargestellt werden.

 
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