Als "Doppelgänger-Mord" wurde im 2022 ein ungewöhnlicher, brutaler und rätselhafter Mordfall bei Ingolstadt bekannt. Opfer: eine 23-Jährige aus Eppingen bei Heilbronn. Der Fall ging durch die Presse und seitdem gibt es unterschiedliche Spuren. Es könnte sogar ein zweiter Mord geplant gewesen sein. Mittlerweile hat der Prozess begonnen. Alles, was derzeit über den Fall bekannt ist, lesen Sie hier.
Doppelgänger-Mord bei Heilbronn: So wurde die Leiche gefunden
Im Sommer 2022 wird in Ingolstadt die Leiche einer jungen Frau auf der Rückbank eines Mercedes gefunden. Die Tote ist brutal zugerichtet, später heißt es von der Staatsanwaltschaft Ingolstadt, die Frau sei mit 56 Messerstichen getötet worden. Erst scheint die Identität der Frau schnell geklärt zu sein - ein Mann identifiziert sie als seine Tochter, der auch das Auto gehört. Doch wenig später zeigen Untersuchungen: Die Tote ist eine andere Frau, eine 23-Jährige aus Eppingen im Kreis Heilbronn. Das habe ein DNA-Abgleich ergeben, teilt das Polizeipräsidium in Ingolstadt eine Woche nach dem Leichenfund mit.
Die totgeglaubte Tochter war lediglich untergetaucht. Schnell kommt ein Verdacht auf: Hat die Frau die Eppingerin getötet, um ihren eigenen Tod dadurch vorzutäuschen? Schließlich sehen sich beide Frauen zum Verwechseln ähnlich, weshalb der Fall auch als "Doppelgänger-Mord" bekannt wird.
Doppelgänger-Mord bei Heilbronn: Was war das Motiv?
Ein Jahr nach dem Fund, im Sommer 2023, gelangen neue Erkenntnisse an die Öffentlichkeit: Die Tatverdächtige und ein mutmaßlicher Komplize sitzen in Untersuchungshaft. Ihnen droht der Prozess wegen gemeinschaftlichen Mordes. Derzeit gehe die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die inzwischen 24 Jahre alte Verdächtige nach Familienstreitigkeiten um die Beziehung mit ihrem Ex-Freund ein neues Leben beginnen und deshalb ihren Tod vortäuschen wollte.
Anfang August 2022 habe die verdächtige Deutsch-Irakerin deshalb begonnen, Kontakt zu jungen Frauen aufzunehmen, die ihr ähnlich sahen. Das passierte über verschiedene Instagram-Accounts. Ihrem späteren Mordopfer soll sie demnach eine kostenlose Behandlung in ihrem Kosmetikstudio versprochen haben, wenn die 23-Jährige dafür Werbung auf Instagram mache.
Beide Frauen vereinbarten demnach ein Treffen, zu dem die Verdächtige das Mordopfer in Eppingen gemeinsam mit ihrem Komplizen abholt haben soll. Auf der Fahrt nach Ingolstadt hätten die beiden die junge Frau in einem Waldstück unter einem Vorwand aus dem Auto gelockt, niedergeschlagen und erstochen. Anschließend seien sie mit der Leiche im Auto nach Ingolstadt gefahren.
Doppelgänger-Mord bei Heilbronn: War ein weiterer Mord geplant?
Doch nicht nur gemeinschaftlicher Mord steht als Delikt im Raum, sondern auch eine weitere schwere Tat: Auch die versuchte Anstiftung zu einem weiteren Mord steht im Raum. Die heute 24 Jahre alte Frau soll vor ihrem mutmaßlichen Doppelgänger-Mordplan versucht haben, einen Bruder ihres Ex-Freundes töten zu lassen.
Ihr mutmaßlicher Komplize soll in Untersuchungshaft erfolglos versucht haben, einen Mithäftling zur Tötung von Zeugen bei den Mordermittlungen zu bewegen. Die nun angeklagte Frau habe zwar weitgehend eingeräumt, versucht zu haben, den Bruder ihres Ex-Freundes umbringen zu lassen, teilte die Staatsanwaltschaft im August 2023 mit. Die Tötung der 23-jährigen Doppelgängerin aus Eppingen hätten beide aber bestritten. Seitdem schwiegen sie zu dem Vorwurf, so die Staatsanwaltschaft.
Doppelgänger-Mord: Prozess läuft, könnte aber lange dauern
Seit dem 16. Januar 2024 läuft der Prozess vor dem Landgericht Ingolstadt. Für den Fall hat das Gericht ursprünglich 28 Verhandlungstage angesetzt. Doch weil das Verfahren durch eine langwierige Diskussion um eine Aussetzung bereits zu Beginn in Verzug geraten ist, plant die Strafkammer laut der Deutschen Presseagentur (dpa) jetzt schon weit über die ursprünglichen Termine hinaus weitere Verhandlungstage.
Am 30. Januar könnte es erste Aussagen der beiden Angeklagten geben: An diesem dritten Verhandlungstag könnten sich die beschuldigte Frau und der mitangeklagte 25 Jahre alte Mann erstmals erklären. Die Staatsanwaltschaft hat für den Prozess laut dem Portal inFranken mehr als 190 Zeuginnen und Zeugen benannt.
Die vier Verteidiger der Angeklagten hatten demnach beantragt, das Verfahren auszusetzen. Die Begründung: Ihrer Ansicht nach sei noch Zeit nötig, neu vorgelegte Ermittlungsakten zu prüfen. Die Strafkammer lehnte den Antrag allerdings ab und betonte, dass der Prozess noch mindestens bis Mai laufe und dadurch ausreichend Zeit für die Verteidiger sei, um die Akten zu prüfen und Beweisanträge zu stellen. Der Prozess könnte laut dem vorsitzenden Richter Konrad Kliegl bis in den September hinein gehen.
Auch gegen den angeblichen Auftragskiller, der den Bruder ihres Ex-Partners hätte umbringen sollen und dafür bereits eine Anzahlung von 5000 Euro bekommen haben soll, könnte gerichtlich vorgegangen werden - allerdings in einem separaten Strafverfahren. Laut Anklage ließ der Mann den Bruder am Leben.