Wer ein Auto fahren will, muss in Deutschland den Führerschein der Klasse B haben. Um den zu bekommen, gilt es zwei Prüfungen zu bestehen: eine praktische sowie eine theoretische Fahrprüfung. Während man für die praktische Fahrprüfung mit Fahrlehrer und Prüfer in einem Auto sitzt und das Fahrvermögen im Straßenverkehr unter Beweis stellen muss, besteht die theoretische Fahrprüfung aus einem Fragenkatalog: Und dieser scheint für die Fahrschüler in Deutschland immer schwieriger zu werden.
Insgesamt 1,04 Millionen theoretische Führerscheinprüfungen in der Klasse B haben im vergangenen Jahr die Prüfstellen verzeichnet, und fast jeder zweite Prüfling (49 Prozent) ist dabei durchgefallen - ein neuer Negativrekord. Das teilte der TÜV Verband im März mit. Aber woran liegt das? Was sind die größten Stolpersteine in der Theorieprüfung? Und was kann man tun, um durch die Prüfung zu kommen? Was ein Experte rät, erfahren Sie in diesem Text.
Auto: Woraus besteht die theoretische Fahrprüfung?
Die Ausbildung für den Führerschein beginnt mit der Theorie: Dabei lernt man die Regeln im Straßenverkehr, die Bedeutung von Verkehrszeichen, wie man umweltbewusst fährt oder sich im Falle eines Unfalls oder einer Panne richtig verhält. Laut ADAC findet die Theorieprüfung als Multiple-Choice-Test am PC oder Tablet statt. Abgenommen wird sie von Prüfstellen wie TÜV oder Dekra.
In der Prüfung für den Führerschein der Klasse B werden 30 Fragen gestellt, die unterschiedlich stark mit Fehlerpunkten gewichtet sind und zwar zwischen zwei und fünf Punkten pro Frage. Insgesamt sind dabei zehn Fehlerpunkte gestattet, um die Prüfung zu bestehen, erklärt der ADAC. Man darf jedoch nur eine mit fünf Fehlerpunkten bewertete Frage falsch beantworten.
Die Fragen werden dabei zufällig aus einem amtlichen Prüfungskatalog ausgewählt. Und der hat es in sich: "Die Anzahl der Fragen übersteigt inzwischen über 1200 Fragen. Die muss man quasi alle Fragen draufhaben, weil sie per Zufallsgenerator für die Prüfung ausgewählt werden", erklärt Kurt Bartels, Fahrlehrer und stellvertretender Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände (BVF) im Interview.
Stolpersteine beim Auto-Führerschein: Warum fallen mehr Leute durch als früher?
Es gibt laut Kurt Bartels mehrere Gründe dafür, dass die Durchfallquote in der Theorieprüfung so hoch wie noch nie ist. Eine Schwierigkeit liegt laut dem Fahrlehrer in der Menge, die Kandidaten lernen müssen. "Die Zahl der Prüfungsfragen ist immer mehr geworden und auch die Zahl der Prüfungsinhalte wird immer vielfältiger." Das hängt zum Beispiel damit zusammen, dass Autos technisch immer komplizierter werden: "Stichwort Assistenzsysteme, auch die sind mittlerweile Inhalt der theoretischen Prüfung; wie die Assistenzsysteme funktionieren, wo sie ihre Grenzen haben", sagt Bartels.
Ein weiteres Problem: Viele Fahranfänger hätten sprachliche Probleme oder Schwierigkeiten, zu lernen. Der Psychologe Florian Becker formulierte das in einem kontroversen Focus-Artikel noch deutlicher als "zunehmende Verblödung und Demotivation" bei Fahrschülern. Laut Bartels ist es dagegen wichtig zu betonen, dass es in manchen Fahrschüler-Gruppen beständig gute Bestehenden-Quoten gibt: zum Beispiel die BF17-Kandidaten (begleitetes Fahren ab 17 Jahren). Bei ihnen gebe es eine hohe Motivation innerhalb der Familien. Dasselbe gelte für LKW-Fahrer, wo eine berufliche Motivation da sei. "Der Lernerfolg ist besser, wenn die Motivation da ist", fasst Bartels zusammen.
Theoretische Fahrprüfung: Welche Fragen sind am schwersten?
Besonders schwer sind laut Kurt Bartels die Fragen zu Vorfahrtsregeln, Gefahren oder verkehrsdynamischen Prozessen. Diese geben auch immer eine hohe Punktzahl, vier bis fünf Punkte. "Wenn da jemand Fehler macht, haut das dann dementsprechend sofort ins Kontor". Hinzu kommt, dass bei diesen Fragen oft ein Bild oder ein Video gezeigt wird. "Das sind dann aber animierte Grafiken, die ein sogenanntes Mutterbild haben - aber mit Varianten. Es wird also die gleiche Vorfahrtsfrage gestellt, aber die gezeigten Fahrzeuge sehen anders aus, der Hintergrund sieht anders aus, der Straßenbelag ist ein anderer." Das sture Auswendiglernen funktioniere bei solchen Fragen nicht mehr, erklärt der Fahrlehrer.
Aber auch reine Wissensfragen sind wohl auch fehleranfällig. Laut des Portals pkw.de haben zum Beispiel folgende Fragen eine besonders hohe Fehlerquote:
- Warum soll ein längeres, starkes Gefälle nicht mit getretener Kupplung durchfahren werden?
- Wo ist das Halten verboten?
- Welche Ursachen können dazu führen, dass die Hupe nicht funktioniert?
- Warum ist die Nutzung von Leichtlauföl vorteilhaft?
- Wo gilt eine Richtgeschwindigkeit von 130?
Theoretische Fahrprüfung bestehen: Welche Tipps gibt der Experte?
Um sich richtig auf die theoretische Führerscheinprüfung vorzubereiten, kann man im Vorfeld schon viel tun, erklärt Kurt Bartels. Er gibt vier Tipps, die man seiner Ansicht nach beherzigen sollte:
- Fahrschule passend wählen: "Hören Sie sich im Umfeld um, welche Fahrschule einen guten Ruf hat. Wichtig ist, dass die sich um die Schüler kümmert. Und wenn man zum Beispiel Lernprobleme hat, kann sich eine gute Fahrschule darauf einstellen und die Ausbildung anpassen."
- Zeit nehmen für den Führerschein: "Die Führerscheinprüfung ist nicht nebenbei gemacht. Sie ist eher wie ein Schulfach. Nehmen Sie sich ein halbes Jahr Zeit, um die vielen Dinge zu lernen und zu üben."
- Richtig lernen: "Tauchen Sie ganz ab in die Thematik. Dafür muss man intensiv lernen, Tag für Tag. Wichtig ist, dabei nicht irgendwelche Spielchen im Internet zu spielen, sondern das Lernmaterial der Fahrschule zu lesen und die richtigen Lern-Apps zu benutzen. Da kann man auch gezielt bestimmte Themenbereiche üben."
- Feedback von der Fahrschule einholen: "Man sollte Kontakt mit der Fahrschule halten, die ja auch zum Beispiel bei Lern-Apps einen Einblick haben. Die werden Ihnen persönlich sagen, wie der Lernstand ist und was Sie vielleicht noch ein bisschen intensiver nachlernen können"
Übrigens: Bald soll eine Blackbox Pflicht im Auto sein, wie die EU beschlossen hat. Eine andere EU-weite Regelung kann auch deutschen Autofahrern den Führerschein kosten. Außerdem kann eine zu hohe Geschwindigkeit ganz schön teuer werden und sogar zum Fahrverbot führen. Aber auch Ärzte können bei bestimmten Krankheiten Fahrverbote aussprechen. Wer den Führerschein jedoch einfach nur verloren hat, sollte schnell handeln.