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Neue Auto-Kraftstoffe an der Tankstelle: Was sind XTL und HVO-Diesel?
Bald kann man sich an der Zapfsäule auch für die Kraftstoffe XTL und HVO entscheiden. Aber was genau steckt dahinter? Und wer kann sie nutzen? Mehr Infos gibt es hier.
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Foto: Sven Hoppe, dpa (Symbolbild) | Ab April gibt es neue Kraftstoffe an der Tankstelle. Wofür stehen XTL und HVO?
Julius Bretzel
 |  aktualisiert: 23.03.2024 06:26 Uhr

Ist die Zeit der Verbrennerautos schon bald gezählt? Das fragen sich vermutlich immer wieder Autofahrer, wenn es um die Zukunft der Mobilität geht. Schließlich steht das Verbrennen von Erdöl in Sachen Luftverschmutzung und Treibhausgasemissionen nicht sehr gut da. Denn der Großteil der Treibhausgasemissionen eines Autos wird laut dem Umweltbundesamt durch das Verbrennen von Kraftstoff verursacht. Doch es gibt auch Alternativen zum herkömmlichen Diesel, die möglichst umweltfreundlich sein sollen. Und davon kommen in Deutschland demnächst mehrere auf den Markt: Ab April werden auch sogenannte XTL- und HVO-Diesel an den Tankstellen angeboten. Aber woraus bestehen die Diesel-Alternativen, wie werden sie gewonnen und wer kann sie nutzen? Antworten finden Sie in diesem Text.

Neue Kraftstoffe: Was sind XTL und HVO-Diesel?

XTL-Diesel sind sogenannte paraffinische Dieselkraftstoffe, erklärt das Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (BMUV). Es gibt dabei zwei Wege, um solche Diesel-Alternativen herzustellen: Entweder aus synthetischen Kraftstoffen, zum Beispiel aus Erdgas (Gas-to-Liquid) oder Strom (Power-to-Liquid), oder aus biogenen Quellen, wie etwa aus hydrierten Pflanzenölen. Die Abkürzung des Überbegriffs XTL steht dabei für "X to Liquid", mit dem "X" als Platzhalter für die unterschiedlichen Rohstoffe, die zu einer Flüssigkeit umgewandelt werden.

Bei Diesel aus pflanzlichen Ölen spricht man von HVO-Diesel. Die Abkürzung steht für Hydrated Vegetable Oils. Der Sprit kann dabei laut ADAC sogar aus alten Speiseölen wie Frittenfett gewonnen werden. Als Varianten des Treibstoffs sind auch die Bezeichnungen HVO100 oder C.A.R.E. im Umlauf, schreibt das Portal Auto Motor Sport.

Zudem kommt im April der neue Diesel B10. Dabei handelt es sich um Diesel mit einer zehnprozentigen Beimischung von Biodiesel.

XTL und HVO: Wann kann man die neuen Kraftstoffe tanken?

Bislang konnten solche Kraftstoffe lediglich fossilem Diesel beigemischt werden. Im November vergangenen Jahres hat das Bundeskabinett aber mit einer Novelle der 10. Verordnung zur Durchführung des Bundesimmissionsschutzgesetzes (10. BImSchV) beschlossen, dass Tankstellen paraffinische Dieselkraftstoffe auch als Reinkraftstoff in 100-prozentiger Konzentration anbieten dürfen. Die Regel greift jetzt im April 2024. 

Deutschland ist mit der Neuerung laut ADAC übrigens "europäischer Nachzügler". In einigen Ländern, etwa in Skandinavien, in den Niederlanden, Italien oder Österreich seien die paraffinischen Diesel schon weit verbreitet. Der Mehrpreis gegenüber Mineralöldiesel liegt in diesen Ländern für die Reinform-Variante etwa bei 5 bis 20 Cent, schreibt der Automobilclub.

XTL und HVO: Wie erkennen Kunden die neuen Kraftstoffe?

Kunden werden die Kraftstoffe laut BMUV an der Tankstelle klar erkennen. Die Kennzeichnung schreibt die EU-Richtlinie 2014/94/EU vor. An der Zapfsäule würde demnach der Name der Dieselsorte - also Paraffinischer Diesel - und die Bezeichnung XTL stehen. Doch nicht überall wird es die neuen Kraftstoffe geben, denn Tankstellen sind laut BMUV nicht verpflichtet, XTL anzubieten. Das BMUV rechnet damit, dass fünf Prozent aller rund 14.500 Tankstellen in Deutschland XTL und/oder B10 anbieten werden, pro Jahr wird mit einem Sprung von einem Prozent gerechnet.

Wer kann XTL und HVO-Diesel tanken?

Das Pflanzenöl wird dabei chemisch so bearbeitet, dass es den Eigenschaften von Mineralöl möglichst nahekommt. Doch trotzdem sollten Kunden ab April nicht ohne weiteres ihren Wagen mit dem neuen Sprit befüllen. Um Diesel B10 oder XTL-Kraftstoff tanken zu können, sind laut ADAC modellspezifische Freigaben der Hersteller notwendig. Aktuell liegen solche Freigaben für XTL nur für wenige Modelle der Marken Audi, BMW, Citroën/Peugeot/Opel, Nissan, Renault/Dacia, Seat/Cupra, Škoda, Toyota, Volvo und VW vor, erklärt der Automobilclub.

Auch das BMUV betont, Fahrerinnen und Fahrer dieselbetriebener Fahrzeuge sollten sich - zum Beispiel über eine Anfrage bei ihrem Autohändler oder -hersteller - vergewissern, dass ihr Fahrzeug den Kraftstoff wirklich verträgt. Alle nicht nachgewiesen Diesel B10- oder XTL-verträglichen Fahrzeuge sollten ausschließlich die bisherige Dieselsorte Diesel B7 tanken, so das Ministerium. Die Deutsche Automobil Treuhand GmbH soll zudem an einer Liste B10 und XTL verträglicher Fahrzeuge arbeiten, welche voraussichtlich zum Ende des Jahres herausgegeben wird.

Und wie ist es mit alten Autos? Das Magazin Auto Bild testete den paraffinischen Sprit mit einem Citroën XM Turbodiesel des Baujahres 1990 mit über 100.000 km auf dem Tacho und betankte den Wagen ausschließlich mit HVO. Das Fazit: Der alternative Sprit könne ohne großen Aufwand in bereits bestehenden Motoren genutzt werden. Das Magazin warnte dennoch, dass es bei älteren Fahrzeugen zu Problemen kommen könne.

Übrigens: Mit ein paar einfachen Tricks können Autofahrer viel Sprit sparen. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern tut bei hohen Spritkosten auch dem Geldbeutel gut. Wer trotz spritsparendem Fahrverhalten einen hohen Verbrauch hat, sollte dagegen ein paar Teile am Auto checken.

 
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