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Ausbildung
Studieren mit Hauptschulabschluss: Ist das möglich?
In Deutschland können schon seit einigen Jahren nicht mehr nur (Fach-)Abiturienten studieren. Auch für Menschen mit Hauptschulabschluss ist die Zulassung zum Studium möglich.
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Foto: Julian Stratenschulte, dpa (Symbolbild) | Volles Haus: Unter den Studenten in diesem Hörsaal könnten sich auch Menschen mit Hauptschulabschluss befinden.
Marcus Giebel
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:54 Uhr

Für viele Deutsche führt der Weg auf den Arbeitsmarkt nicht nur über die Schule, sondern auch über ein Studium, das auch als Fernstudium oder als duales Studium aufgenommen werden kann. Allerdings gibt es aufgrund der vielen Bewerber für zahlreiche Studiengänge Zugangsbeschränkungen.

So galt lange Zeit das Abitur als Türöffner. Doch mittlerweile kann unter Umständen schon ein Hauptschulabschluss dazu verhelfen, sich an einer Hochschule einschreiben zu können. In diesem Text werden die Einzelheiten erklärt.

Studieren mit Hauptschulabschluss: Ist das möglich?

Die Frage lässt sich im Grunde so beantworten: Ja, in Deutschland ist ein Studium mit Hauptschulabschluss möglich – allerdings nicht so ohne weiteres. So erklärt die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) auf Nachfrage unserer Redaktion, dass ein Hauptschulabschluss allein nicht für die Zulassung zu einem Studium ausreicht.

Es gibt jedoch unterschiedliche Wege, um auch mit dieser schulischen Bildung studieren zu können. Dafür muss ein weiterer "Berufsbildungsweg, der auf einem solchen, allgemeinbildenden Abschluss aufbaut", vorgewiesen werden.

Das HRK nennt drei Optionen, um auch ohne die schulisch erworbene Hochschulzulassungsberechtigung studieren zu können. Diese werden im Folgenden näher erklärt.

Der fachgebundene Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte: Hier geht es um "Personen, die eine erfolgreich abgeschlossene Berufsausbildung und einschlägige Berufserfahrung (i.d.R. drei Jahre) vorweisen können". Dabei bezieht sich das angestrebte Studium zumeist fachlich auf die absolvierte berufliche Ausbildung. Der Ausbildungsberuf muss dem gewählten Studiengang also fachlich entsprechen, "sodass praktisch erworbene Kenntnisse und Kompetenzen geltend gemacht werden können".

Die allgemeine Hochschulzulassungsberechtigung: Diese ist gleichwertig einer schulisch erworbenen Hochschulzulassungsberechtigung. In ihren Genuss kommen Inhaber "beruflicher Aufstiegsfortbildungen", dazu zählen Meister, Techniker, Fachwirte und gleichgestellte Abschlüsse.

Die Option für "Fachfremde": Die Berufsausbildung muss nicht zwingend "im fachlichen Zusammenhang mit dem gewünschten Studiengang" stehen. Gilt eine Person dennoch als beruflich qualifiziert, kann sie ihre Zulassung etwa auch über eine entsprechende Zugangsprüfung oder ein Probestudium erwerben. Allerdings ist auch dafür in der Regel ein Nachweis über eine Berufsausbildung und/oder eine mehrjährige Berufstätigkeit zu erbringen.

Wichtig beim Studium ist auch immer, dass man sich nicht stressen lässt, sich also seinen eigenen Fähigkeiten entsprechend entscheidet. Finanzielle Unterstützung kann es vom Staat in Form von BAföG geben. Dieses lässt sich auf verschiedenen Wegen beantragen, muss aber später zurückgezahlt werden.

Studieren mit Hauptschulabschluss: Wer legt die Zulassungsregeln fest?

Die entsprechenden Bestimmungen, die den Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte regeln, sind in den Hochschulgesetzen und Rechtsverordnungen der Bundesländer festgelegt, informiert die HRK. Hier kann es also von Land zu Land Unterschiede geben, etwa hinsichtlich "der Dauer einer mindestens geforderten Berufserfahrung oder der Teilnahme an einem Beratungsgespräch". Die bundesweit geltenden Grundlagen werden in der Kultusministerkonferenz abgestimmt.

Auch die aufnehmenden Hochschulen verfügen über einen gewissen Spielraum hinsichtlich der Zulassung. Laut HRK "entscheiden Hochschulen auf Basis der landesrechtlichen Regelungen und nach einer Prüfung, ob eine bestimmte Berufsausbildung bzw. Aufstiegsfortbildung der erforderlichen Art der Hochschulzulassungsberechtigung für die Zulassung zu einem konkreten Studiengang entspricht". So kann auch ein Medizin-Studium aufgenommen werden, ohne vorher Abitur gemacht zu haben.

Wie die HRK weiter mitteilt, bieten manche Hochschulen im HRK-Hochschulkompass teils bereits Informationen zum Thema "Studieren ohne Abitur". Zudem gibt es im Gesamtangebot hochschulischer Weiterbildungen immer wieder auch Kurse, die kein Abitur voraussetzen. Die entsprechenden Angebote können über das bundesweite Weiterbildungsportal der Hochschulen recherchiert werden.

Studieren mit Hauptschulabschluss: Wie wird diese Möglichkeit angenommen?

Die HRK verweist darauf, dass es nach ihrer Kenntnis keine konkreten Statistiken gibt, in denen erfasst wird, ob einem Studiengang ein Hauptschulabschluss als schulische Bildung zugrunde liegt. Das Portal studieren-ohne-abitur.de fasst das Thema etwas weiter. Demnach ermöglichte ein Beschluss der Kultusministerkonferenz im Jahr 2009 in Deutschland flächendeckend das Studium ohne allgemeine Hochschulreife oder Fachholschulreife. Seither seien "auf dem Gebiet deutliche Fortschritte erzielt" worden.

Aufgezeigt wird die Entwicklung zwischen 1997 und 2021. Demnach stieg der Anteil der Studierenden ohne allgemeine Hochschul- und Fachhochschulreife in diesem knappen Vierteljahrhundert von 0,5 auf 2,4 Prozent. Die konkreten Zahlen dazu: 1997 hatten 8447 Studenten keine schulische Hochschulzulassungsberechtigung, im Jahr 2021 waren es schon 70.338 – der bislang höchste gemessene Wert.

Übrigens: Klarer Spitzenreiter bei Studenten ohne Abitur ist seit dem Jahr 2019 Thüringen. Dort lag der Anteil schon in jenem Jahr bei 6,4 Prozent, stieg danach von 7,2 Prozent auf 8,8 Prozent und ist damit mehr als doppelt so hoch wie beim zweitplatzierten Land, Hamburg mit 4,2 Prozent. Hintergrund ist demnach die Verlegung des Hauptstandortes der IU Internationalen Hochschule von Nordrhein-Westfalen nach Thüringen.

Spitzenreiter ist Hamburg dagegen bei den Absolventen ohne Abitur. Dieser Wert liegt bei 3,6 Prozent, drei Jahre zuvor waren es aber auch schonmal vier Prozent. Thüringen folgt hier mit 2,6 Prozent gleich auf mit Hessen auf Rang vier – hinter Rheinland-Pfalz mit drei Prozent und Berlin mit 2,9 Prozent.

Auch hinsichtlich der Absolventen ist bundesweit eine deutliche Entwicklung festzustellen. Dem Portal studieren-ohne-abitur.de zufolge beendeten 1997 lediglich 528 Nicht-Abiturienten ihr Studium erfolgreich, 2021 waren es 9558 – ein neuer Höchstwert. Die Quote stieg damit von 0,2 auf 1,9 Prozent.

 
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