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Augsburg, Innenstadt
Zahl der Straftaten in Augsburg bleibt auf niedrigem Niveau
Augsburg war 2022 eine vergleichsweise sichere Großstadt, die Zahl der Delikte gering. Die Statistik hat Tücken, doch ein Wert fällt auf: Kinder werden häufiger kriminell.
_WYS9287.jpg       -  Augsburg blieb auch 2022 eine der sichersten Großstädte in Deutschland. Die Zahlen der Polizei zur Kriminalität bewegen sich hier seit Jahren auf vergleichsweise niedrigem Niveau.
Foto: S. Wyszengrad (Archiv) | Augsburg blieb auch 2022 eine der sichersten Großstädte in Deutschland. Die Zahlen der Polizei zur Kriminalität bewegen sich hier seit Jahren auf vergleichsweise niedrigem Niveau.
Jan Kandzora
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:50 Uhr

In Augsburg ist die Zahl der Straftaten nach dem weitgehenden Ende der Corona-Maßnahmen im vergangenen Jahr zwar gestiegen, dabei aber auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau geblieben. Wie aus der nun veröffentlichten Statistik der Polizei zur Kriminalität hervorgeht, erfassten die Beamten in 2022 insgesamt rund 19.500 Delikte in Augsburg. Deutlich mehr als im Jahr zuvor, in dem es nur knapp 17.500 gewesen waren – und doch der zweitniedrigste Wert der vergangenen zehn Jahre. Augsburgs Polizeipräsident Martin Wilhelm sprach von einer "hervorragenden" Sicherheitslage, sagte aber, man werde weitere Maßnahmen ergreifen, um auch das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu verbessern, etwa eine erhöhte Präsenz auf den Straßen.

Martin Wilhelm betonte bei der Vorstellung der Statistik, dass die Stadt im deutschlandweiten Vergleich gut abschneide. Gut 70 Prozent aller Straftaten können von den Ermittlern in Augsburg nach Angaben der Polizei aufgeklärt werden, ein überdurchschnittlicher Wert; Augsburg gilt nach München als zweitsicherste Großstadt mit mehr als 200.000 Einwohnern. Ein genauer Blick in die Zahlen zeigt zwar in einigen Kriminalitätsbereichen einen erheblichen Anstieg oder Rückgang, dies sind allerdings Entwicklungen, die sich vermutlich eher mit äußeren Faktoren erklären lassen, sie bedeuten nicht unbedingt, dass es tatsächlich jeweils deutlich mehr oder weniger Straftaten gab. 

Kriminalität in Augsburg: Polizei verzeichnet Anstieg der Straftaten

So stieg zwar die erfasste Zahl der Sexualdelikte in Augsburg massiv an, betrachtet man den Zeitraum von 2019 (263) auf 2022 (374), dies lässt sich allerdings wohl teils auf einen erhöhten Ermittlungsdruck zurückführen und auf vermehrte Hinweise amerikanischer Behörden an deutsche Strafverfolger, die im Hinblick auf den Besitz und die Verbreitung kinderpornografischer Inhalte ermitteln. Dass es gegenüber den Vorjahren deutlich mehr Fälle sexueller Belästigung gab, ließe sich teils auch mit einer erhöhten Sensibilität auf dieses Delikt in der Bevölkerung erklären, sagte Mario Huber, Leiter des Sachgebiets Kriminalitätsbekämpfung im Präsidium, – und damit, dass nach Ende der Corona-Maßnahmen das Nachtleben wieder normal ablaufe, in dem es häufiger zu derartigen Taten kommt.

Drastisch gesunken sind hingegen nach der Statistik die Drogendelikte in der Stadt, wie im gesamten Zuständigkeitsbereich des Augsburger Präsidiums, was aber wenig über tatsächliche Entwicklungen aussagt. Zwar ist der Rückgang auf dem Papier deutlich, von 1517 derartigen Straftaten in Augsburg im Jahr 2019 auf 1232 in 2021 und 981 in 2022, ein Minus von 35,4 Prozent innerhalb von vier Jahren. Im Fall der Rauschgiftkriminalität handelt es sich aber überwiegend um Kontrolldelikte, das heißt, die Entwicklung dieser Zahl hängt maßgeblich davon ab, wie oft die Polizisten in dem Milieu kontrollieren. 

Zahl der Demonstrationen in der Region Augsburg steigt 2022 stark an

2022 kontrollierten sie offenkundig seltener als in den Vorjahren, was auch damit zu tun hat, dass viele Beamte im vergangenen Jahr bei verschiedenen Demos in der Stadt und beim G7-Gipfel in Bayern gebunden waren. Wie sehr die Begleitungen von Demonstrationen inzwischen den Arbeitsalltag der Polizei prägen, zeigt eine andere Zahl: 2018 gab es im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Nord, das neben der Region Augsburg auch die Landkreise Dillingen und Donau-Ries umfasst, 287 solcher Versammlungen. 2022 waren es 1378, also fast fünfmal so viele.

Grundsätzlich stellt die Kriminalstatistik den Ermittlungsstand der Polizei dar; längst nicht alle erfassten Fälle stellen sich bei einer gerichtlichen Überprüfung tatsächlich auch als beweisbare Straftat heraus. 

Auffallend ist bei dem diesjährigen Zahlenwerk der Polizei vor allem ein Wert: der drastische Anstieg von Straftaten, die nach Ermittlungen der Polizei von Kindern begangen wurden, die unter 14 sind und damit nicht strafmündig. Die Zahl dieser Delikte hat sich im gesamten Präsidiumsbereich gegenüber 2021 von 241 auf 447 im vergangenen Jahr massiv erhöht. Wirkliche Erklärungen dafür gibt es offenbar nicht, nach Auskunft von Mario Huber hat die Polizei für diese Entwicklung derzeit noch keine gesicherten Erkenntnisse. Jugendhilfeorganisationen führten den Anstieg allerdings auf die Pandemie und ihre Maßnahmen zurück.

 
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