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Augsburg
Wiesn-Verbot für Lied "L'Amour Toujours": Wie hält es Augsburg bei Plärrer & Co.?
Auf dem Oktoberfest wird das Lied, das für Nazi-Gegröle herhalten muss, verboten. Wie man bei den Augsburger Sommernächten und dem Plärrer damit umgehen will.
Osterplärrer 2024.jpeg       -  Der schwäbische Schaustellerverband würde ein Verbot des Songs 'L'Amour toujours' auf dem nächsten Plärrer für überzogen halten. Auf dem Oktoberfest hingegen soll das Lied nicht gespielt werden.
Foto: Silvio Wyszengrad | Der schwäbische Schaustellerverband würde ein Verbot des Songs "L'Amour toujours" auf dem nächsten Plärrer für überzogen halten. Auf dem Oktoberfest hingegen soll das Lied nicht gespielt werden.
Ina Marks
 |  aktualisiert: 29.05.2024 18:40 Uhr

Oktoberfestchef Clemens Baumgärtner fackelte nicht lange: Auf der diesjährigen Wiesn soll das Lied „L’Amour toujours“ verboten werden. Damit möchte er verhindern, dass der Song – wie etwa an Pfingsten auf Sylt geschehen – für rassistische Parolen missbraucht wird. "Auf der Wiesn ist für den ganzen rechten Scheißdreck kein Platz", sagte Baumgärtner in aller Deutlichkeit. In Augsburg, wo demnächst die Sommernächte stattfinden und dann der Herbstplärrer bevorsteht, will man mit dem Lied anders umgehen.

Josef Diebold ist Chef des schwäbischen Schaustellerverbandes. Nach der Nachricht aus München habe man die Köpfe zusammengesteckt und sich beraten, sagt er. Fazit: So weit wie auf dem Oktoberfest möchte man auf dem Augsburger Plärrer nicht gehen. "Der Interpret des Liedes hat nichts falsch gemacht. Der Song ist ein Liebeslied und jetzt seit zehn Jahren auf dem Markt. Er kann nichts dafür, dass so ein paar Deppen das Lied missbrauchen." 

Kein Verbot von "L'Amour toujours" auf Augsburger Sommernächten und Plärrer

Der Vorfall in dem Sylter Nobellokal Pony, wo junge Gäste zu dem Party-Hit von DJ von Gigi D'Agostino "Ausländer raus" und "Deutschland den Deutschen" grölten, ist nicht der einzige dieser Art in Deutschland. Allerdings einer, der mit einem Smartphone gefilmt wurde. Das Video verbreitete sich in Windeseile und sorgte bundesweit für Entsetzen. Politiker kritisierten die rassistischen Gesänge, für die der Song bei jungen Menschen scheinbar oft herhalten muss, deutlich. Vonseiten des Wirtschaftsreferats der Stadt Augsburg, das als übergeordnete Behörde für den Plärrer zuständig ist, möchte man die Wirte und Schausteller des Plärrers hinsichtlich des Liedes, das mittlerweile eine rechtsextreme Konnotation aufweise, sensibilisieren. Vorschriften wird es aber nicht geben. Von einem Verbot des Songs sieht man Referent Wolfgang Hübschle (CSU) zufolge ab. 

"Der Augsburger Plärrer ist ein Familienfest. Es besteht mit der Plärrerverordnung bereits eine Grundlage, in der geregelt ist, dass jegliche rassistischen, fremdenfeindlichen oder sonstige diskriminierenden Äußerungen und Parolen auf dem gesamten Festgelände verboten sind." Ähnlich sieht man es beim Stadtmarketing. Die Augsburger Sommernächte stünden für Vielfalt, Gemeinschaft, Frieden und Toleranz. Ein Verbot von "L'Amour toujours", einem an sich harmlosen und unpolitischen Lied, wäre nicht die Lösung des eigentlichen Problems, so die dortige Meinung. "Bei einem Fest mit 16 Bühnen, unabhängigen Bühnenpartnern und über 90 Künstlerinnen und Künstlern ist dies zudem nicht umsetzbar." Stattdessen sollen alle Beteiligten schriftlich für dieses Problem sensibilisiert und aufgefordert werden, keine Plattform für Rassismus zu bieten.

Solche Schlagzeilen will man nicht über den Augsburger Plärrer haben

Josef Diebold vom Schaustellerverband bekräftigt: "Wenn Leute auf dem Plärrer den Song mit den rassistischen Texten missbrauchen, dann haben sie bei uns nichts verloren." Das Augsburger Volksfest sei immer "ein buntes Gewühl an Menschen", hier sei jeder willkommen. Man könne aber den Bands nicht vorschreiben, was sie zu spielen haben. Die Musiker gingen auch nach den Wünschen den Publikums. Er erinnert sich an den Ballermann-Hit Layla, der vor rund zwei Jahren die Gemüter spaltete

Der Song mit der Textzeile "Layla, sie ist schöner, jünger, geiler", wurde mitunter als sexistisch bewertet. Die Stadt Würzburg etwa hatte den Hit auf ihrem Volksfest verboten. Auf dem Plärrer hatte damals eine Band nur die Melodie gespielt, erinnert sich Diebold. "Das Publikum sang dann von sich selber aus mit." Im Falle von rassistischen Gesängen aber würde umgehend eingeschritten. Denn solche Schlagzeilen über den Plärrer wären für sie alle das Schlimmste. 

 
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