Freitagfrüh, noch bevor der Publikumsverkehr in der Königsbrunner Heide einsetzte, fiel der Weideschuss. Der achtjährige Przewalski-Hengst Ulaanbaatar wurde aus der Distanz getötet. "Es führte kein Weg daran vorbei", sagt Nicolas Liebig, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Augsburg. Seit 2018 war Ulaanbaatar Teil des Beweidungsprojekts im Stadtwald. Zuletzt gab es aber immer wieder Probleme mit dem Hengst. Nach mehrwöchigen Beratungen seien alle Beteiligten zum Schluss gekommen, dass das Tier aus seiner Herde entnommen werden müsste, so Liebig. Das Fleisch des Hengstes wird nun im Augsburger Zoo verfüttert.
Von Beginn an sei Ulaanbaatar auffällig schreckhaft gewesen und habe sich deshalb nur schwer in die fünfköpfige Gruppe integrieren können, erklärt Liebig. "Solange Ulaanbaatar in der Rangordnung noch auf einer niedrigen Position war, hatte sein Verhalten auf die Gesamtgruppe wenig Auswirkungen und die anderen Pferde konnten ihn in Schach halten." Anfang des Jahres habe sich das aber geändert. "Ulaanbaatar war das körperlich stärkste Tier geworden und hatte inzwischen die erste Position in der Rangordnung eingenommen", so Liebig. Damit verbunden waren heftige Rangordnungskämpfe. Im Februar wurde Hengst Pan Tau so schwer durch einen Biss verletzt, dass das Tier eingeschläfert werden musste. Durch sein übertrieben aggressives und dominierendes Verhalten seien zuletzt die Fresszeiten der gesamten Gruppe stark zurückgegangen. "Die körperliche Konstitution der Tiere nahm ab", so Liebig. Auch das Betreuungspersonal habe zuletzt den Bereich wegen der Gefährdung durch Ulaanbaatar nicht mehr betreten können.
Beweidungsprojekt im Augsburger Stadtwald gibt es seit 17 Jahren
Deshalb habe man zusammen mit dem Augsburger Zoo und in Absprache mit dem Veterinäramt entschieden, das Pferd angst- und schmerzfrei vor Ort zu töten und sein Fleisch im Zoo zu verfüttern. "Eine Abgabe in eine andere Haltung ohne direkten Kontakt zu Menschen, aber mit Kontakt zu Artgenossen, war leider nicht möglich und aufgrund des Verhaltens des Pferdes auch nicht zu empfehlen", erklärt Liebig.
Es sei das erste Mal, dass ein Przewalski-Pferd auf diese Weise aus dem Stadtwald entnommen werden musste. Nun leben noch vier Przewalski-Pferde im Augsburger Stadtwald. Laut Liebig werde noch ein weiterer Hengst für Zuchtzwecke abgegeben. "Wir haben aber vor, dass es weiterhin bis zu fünf Pferde sein werden." Neuzugänge hätten aber erst zu Beginn der Vegetationsperiode Sinn, deshalb nicht vor kommendem Frühjahr. Das Beweidungsprojekt im Stadtwald gibt es seit 17 Jahren. Von der schonenden Beweidung der Wildpferde profitieren viele seltene Tier- und Pflanzenarten, die genau diesen Lebensraum brauchen, um zu überleben. Mit den Hengsten identifizieren sich viele Naherholungssuchende.
Im Windprechtpark und am Kaisersee weiden Schottische Hochlandrinder
Die Königsbrunner Heide im Stadtwald ist nicht die einzige Fläche in Augsburg, die einer Beweidung bedarf. Im Windprechtpark im Antonsviertel leben seit Kurzem zwei Schottische Hochlandrinder. Der 1,7 Hektar große historische Landschaftspark ist seit 2015 für die Öffentlichkeit geschlossen. Menschen haben keinen Zutritt, damit sich die Natur in Ruhe entwickeln kann. Im vergangenen Jahr wurden hier sechs Schafe angesiedelt, die das hohe Unkraut unter den Bäumen wegfressen sollten, damit sich eine artenreiche Krautschicht bilden kann und der historische Landschaftspark wieder seinen früheren Charakter zurückerhält. In der Krautschicht leben etliche Insektenarten. "Die sind wichtige Proteinsnacks für Vögel und Fledermäuse", sagt Liebig.
Doch die Beweidung mit den Schafen habe nicht die erhoffte Wirkung gebracht. Nun sollen die Schottischen Hochlandrinder die Fläche bis Oktober abgrasen. "Wir wollen noch unsere Ziegen dazustellen", so Liebig. Die seien gerade noch auf der Flugplatzheide. Ziegen und Rinder kämen gut miteinander aus. Familien können die Tiere von außen besichtigen. Im Augsburger Norden, am Höhgraben beim Kaisersee, werden ebenfalls ab voraussichtlich kommender Woche Schottische Hochlandrinder weiden. Auf der rund fünf Hektar großen Fläche würden zehn Tiere angesiedelt worden, so Liebig.