Thomas Dietz ist glücklich. Der 44-Jährige arbeitet in der Pflegeeinrichtung Pauline-Fischer-Haus der evangelischen Diakonissenanstalt (Diako) im Bereich Betreuung. Er kümmert sich um die Bewohner, unterstützt sie bei den Mahlzeiten, beschäftigt sie und sagt: "Es ist mein Traumjob, mit den Leuten zu arbeiten. Sie sind sehr ehrlich, das ist extrem schön." Dietz war viele Jahre arbeitslos und kann nun, dank eines geförderten Arbeitsverhältnisses, in dem Pflegeheim arbeiten. Das Augsburger Jobcenter unterstützt Langzeitarbeitslose wie ihn mit verschiedenen Programmen - mit dem Ziel, sie wieder in stabile Arbeitsverhältnisse zu bringen. Rund 2700 Menschen in der Stadt Augsburg gelten derzeit als Langzeitarbeitslose - wie kann der Weg zurück in den Beruf aussehen?
Eigentlich hat Thomas Dietz eine handwerkliche Ausbildung. Der Augsburger hatte nach der Schule eine Lehre zum Kälteanlagentechniker absolviert und in diesem Beruf auch gearbeitet. Später hat er sich um seine pflegebedürftige Mutter gekümmert - erst in Teil-, dann in Vollzeit. Den Sprung zurück in den Arbeitsalltag hat er danach nicht mehr geschafft. Vom Jobcenter erhielt er dann eine Anstellung über sogenannte Arbeitsgelegenheiten (AGH), auch unter dem Begriff Ein-Euro-Job bekannt, als Hausmeister. Das Augsburger Jobcenter plant, in diesem Jahr rund 300 Arbeitslose über Ein-Euro-Jobs zu fördern.
Sie werden überwiegend in den Bereichen Kinderbetreuung, soziale Betreuung in Altenheimen, für gärtnerische Arbeiten, in der Küche und in der Hauswirtschaft eingesetzt. Die Förderung erstrecke sich auf Arbeitslose aller Altersklassen, meist seien diese bereits mehrere Jahre lang arbeitslos. "Die Erfolgsquote, dass jemand unmittelbar im Anschluss an eine Arbeitsgelegenheit eine reguläre Beschäftigung aufnimmt, liegt bei rund zehn Prozent", sagt Silke Königsberger, Geschäftsführerin des Augsburger Jobcenters. Die unmittelbare Integration sei bei diesem Programm auch nicht das Ziel. Es gehe vielmehr um die Stabilisierung des Kunden und die Schaffung einer Tagesstruktur, so Königsberger.
Mit einem Ein-Euro-Job als Betreuer fing der Augsburger an
Ein Bandscheibenvorfall bremste Thomas Dietz nach seiner Maßnahme zunächst aus. Trotzdem stand für ihn fest: Er will in den sozialen Bereich. Und er schafft es schließlich. Im vergangenen Jahr arbeitete er als Ein-Euro-Jobber im Pauline-Fischer-Haus und machte gleichzeitig beim Berufsbildungszentrum Augsburg die Ausbildung zum Betreuungsassistenten. Seit Anfang dieses Jahres ist Dietz nun in der Pflegeeinrichtung als Betreuungsassistent angestellt.
Sein Vertrag, der über fünf Jahre läuft, wird über das Teilhabe-Chancen-Gesetz gefördert. Im Pauline-Fischer-Haus werden Arbeitslose innerhalb verschiedener Programm in den Arbeitsalltag integriert. "Jeder bekommt bei uns Berufskleidung und ein Namensschild und gehört mit dazu", sagt Gottfried Fuhrmann, Einrichtungsleiter des Pauline-Fischer-Hauses. Insgesamt sieben Mitarbeiter sind dort derzeit wie Thomas Dietz über das Förderprogramm beschäftigt.
Fuhrmann sieht das auch als Auftrag eines christlichen Trägers. "So wird Nächstenliebe gezeigt. Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, erhalten eine Chance, wieder in einen beständigen Arbeitsalltag zukommen." Durch hohe Lohnkostenzuschüsse unterstützt die Bundesregierung die Arbeitgeber, wenn sie Langzeitarbeitslose über dieses Förderprogramm einstellen. In den ersten beiden Jahren zahlt der Staat den Lohn komplett, danach sinkt der Zuschuss bis auf 70 Prozent im fünften Jahr. "Die Einstellung ist auch mit einem Risiko verbunden, denn es klappt nicht immer", sagt Fuhrmann. "Manche brechen ihren Einsatz dann ab." Vier bis sechs Stunden würden die Mitarbeiter in der Regel am Tag arbeiten. "Sie werden bei uns nach Tarif bezahlt und verdienen so viel, dass sie keine Leistungen mehr in Anspruch nehmen müssen." Das Jobcenter übernimmt zudem Kosten für Weiterbildung und eine begleitende Betreuung. Bei Problemen können Integrationsfachkräfte vermitteln und bei der Suche nach Lösungen helfen.
Arbeitslosigkeit in Augsburg: Endlich fühlt sich ein 59-Jähriger an einem Arbeitsplatz angekommen
Andreas Laurich braucht das nicht. Der 59-Jährige fühlt sich "pudelwohl" im Pauline-Fischer-Haus. Er sei "top zufrieden", die Arbeit sei gut und er fühle sich als Teil des Teams. Er hat eine Odyssee hinter sich. Schwere körperliche Arbeit, Arbeitslosigkeit, Rückenprobleme, Ein-Euro-Jobs an verschiedenen Stellen. Im Pauline-Fischer-Haus fühlt er sich jetzt angekommen und will dort noch bis zur Rente im Bereich Hausmeistertechnik arbeiten.
Über die Maßnahme des Paragrafen 16i des Teilhabe-Chancen-Gesetzes werden aktuell 65 Personen durch das Augsburger Jobcenter gefördert. Sie sind unter anderem als Helfer in Werkstätten, Büros, im Gartenbau, in Küche, Reinigung oder in der Hauswirtschaft angestellt. Sie arbeiten etwa im Verkauf, als Hausmeister, Fahrer oder als Altenpfleger. Das Gesetz, das Perspektiven für Menschen schaffen will, die ohne Unterstützung auf absehbare Zeit keine realistische Chance auf einen regulären Arbeitsplatz hätten, ist seit Anfang 2019 in Kraft. "Zum Teil laufen Verträge in den kommenden Jahren aus. Dann sind wir immer im Gespräch mit den Arbeitgebern, ob eine unbefristete Übernahme in ein reguläres Arbeitsverhältnis möglich ist. Das ist unser Ziel und ist in Einzelfällen auch bereits geglückt", sagt Silke Königsberger. Thomas Dietz ist froh, dass er eine Chance erhalten hat. Er sagt: "Das ist das erste Mal, dass ich in der Früh nicht gegen meinen Willen aufstehe."