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Augsburg
Umstritten: Zoo Augsburg stellt seine Elefantenherde neu auf
Frosja und Louise sind nach Bulgarien abgereist. Stattdessen kommen drei Elefantenbullen. Augsburgs Zooleitung spricht von einem spannenden Neuanfang, doch es gibt Kritik.
Eva Maria Knab
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:28 Uhr

Am Mittwoch stand bei den Tierpflegern der Trennungsschmerz im Vordergrund. Die Elefantinnen Frosja und Louise werden aus dem Zoo Augsburg nach Bulgarien abgegeben, sie haben ihre Reise nach Sofia angetreten. Zookurator Thomas Lipp sagt: "Wir werden sie vermissen, auch wenn sie nur relativ kurz bei uns waren." Im Frühjahr sollen drei Elefantenbullen kommen, was für Augsburg ein Novum ist. Lipp spricht von einem spannenden Neuanfang für Tierpfleger und Besucher. Der Freundeskreis des Augsburger Zoos hätte lieber eine andere Lösung.

Frosja und Louise waren im Mai 2020 aus Berlin gekommen und ins neu gebaute Elefantenhaus eingezogen. Der Plan war, dass sie mit den beiden Augsburger Elefantenomas Targa und Burma eine Herde bilden. Das klappte nicht. Vor allem Targa spielte nicht mit, sie weigerte sich strikt, in die neue Anlage umzuziehen. Inzwischen sind die beiden uralten Dickhäuter nicht mehr am Leben. Der Zoo will seine Haltung auf eine reine "Männergruppe" umstellen. Der Verein der Zoofreunde ist von den Plänen enttäuscht. 

Elefanten Frosja und Louise ziehen um, bleiben aber zusammen

Frosja und Louise werden jetzt an den Zoo in Sofia abgegeben. Zookurator Lipp geht davon aus, dass die befreundeten Elefantinnen sich in ihrer neuen Umgebung in Sofia gut einleben. Sie bleiben zusammen und müssen sich nicht an andere Artgenossen gewöhnen. In Augsburg wird unterdessen für die Zukunft geplant. Im kommenden Frühjahr sollen drei neue Elefantenbullen eintreffen. Lipp zufolge werden es ein erwachsenes Tier und zwei jüngere sein. Sie kommen aus verschiedenen Zoos, woher, will er noch nicht verraten. 



Den Winter will man nutzen, um in der neuen Elefantenanlage einige Details umzubauen. Unter anderem wird der Baumschutz an den Bäumen im Freigehege verstärkt. "Eventuell soll es draußen noch ein Trainingsgitter geben, damit Besucher zuschauen können", sagt Lipp. Für die Umbauten hat man sich Berater aus dem Zoo Heidelberg geholt, wo seit Langem eine Bullengruppe gehalten wird. Generell sind Elefanten als "sehr gefährliche" Zootiere eingestuft. Bullen seien potenziell noch gefährlicher als Elefantenkühe, weil sie größer und schwerer seien, so Lipp. "Es gibt aber auch lammfromme männliche Tiere." 

Zoo Augsburg baut im neuen Elefantenhaus um

In Augsburg hat es schon einmal einen Unfall in der alten Anlage gegeben. Ein Tierpfleger wurde von einer Elefantenkuh verletzt. Danach wurden die afrikanischen Elefanten abgegeben und nur noch asiatische gehalten. In der neuen Anlage haben die Tierpfleger "geschützten Kontakt" mit den Dickhäutern. Diese werden durch Gitter hindurch betreut und versorgt. Mitarbeitende aus Augsburg werden auch vorab die drei Zoos besuchen, aus denen die neuen Bullen kommen, und sich selbst ein Bild von den Tierpersönlichkeiten machen. "Es wird sehr spannend für die Tierpfleger, die Elefanten, aber auch für unsere Besucher", meint Lipp. Er rechnet damit, dass die jungen Bullen viel aktiver sind als die bisherigen betagten Kühe und mehr Leben auf die Anlage bringen. 

In der Zooleitung ist man überzeugt, dass die neue Bullenherde ein attraktives Konzept ist und funktionieren wird. Enttäuscht ist man beim Freundeskreis des Augsburger Zoos, der viele Projekte finanziell fördert. Vorsitzender Helmut Schuler sagt: "Unser großer Wunsch wäre eine Zuchtgruppe gewesen." Schließlich habe der Zoo erst vor Kurzem für fast zehn Millionen Euro eine komplett neue und moderne Elefantenanlage gebaut. Schuler erinnert auch an die ursprünglichen Augsburger Pläne, auf dem Gelände der alten und neuen Anlage eine Herde mit männlichen und weiblichen Tieren zu halten, um Nachwuchs zu bekommen. Elefantenbabys sind immer ein Publikumsmagnet. Er bedauert, dass es nun anders kommt. "Laut Direktorin Barbara Jantschke wurde anders entschieden und wir müssen das akzeptieren." 

Zoofreunde hätten lieber eine Zuchtgruppe mit Nachwuchs

Warum also keine Zuchtgruppe in Augsburg? Lipp sagt, es gebe nicht genügend Platz für eine perspektivisch wachsende Elefantengruppe auf der neuen Anlage. Jedes Tier brauche eine eigene absperrbare Box. Im neuen Haus gebe es nur vier Plätze. Zudem müssten zwei Gruppen von männlichen und weiblichen Tieren gehalten werden. Deshalb mache eine Zuchtgruppe keinen Sinn. Welche Tiere nach Augsburg kommen, entscheide letztlich auch der Zuchtbuchführer für asiatische Elefanten im EEP-Programm europäischer Zoos, der in Rotterdam sitzt. 

Lipp zufolge sind Jungtiere nicht alleine der Grund, ob Elefanten gut bei Zoobesuchern ankommen. Wichtig sei, dass die Tiere in der Gruppe miteinander interagieren. Gerade junge Bullen haben nach seiner Einschätzung viel Energie, die sie ausleben wollen. Bei den Zoofreunden hofft man nun, dass die neuen Elefanten möglichst bald im Frühjahr kommen. Ein Leerstand von einem halben Jahr in der Anlage sei "nicht erfreulich" - zumal es aktuell mehrere Leerstände in wichtigen Großtiergehegen gebe.

 
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