Schon der Augsburger Lyriker Bertolt Brecht soll an der Augsburger Kahnfahrt romantische Stunden verbracht haben. Auch heute wird der Bootsverleih mit Restaurant am mit Bäumen besäumten Wasser mitten in der Stadt als idyllisches Fleckchen geschätzt. Daniel Weidmann und seine Frau etwa haben im vergangenen Sommer mit Freunden und Familie nach der standesamtlichen Trauung ihre Hochzeit an der Kahnfahrt gefeiert.
"Es war ein absolut traumhafter Tag", erinnert sich Weidmann. Die Kulisse zwischen Stadtmauer und dem äußeren Stadtgraben sei besonders schön. Nach dem Essen habe die Hochzeitsgesellschaft mit den Booten ein paar Runden gedreht. Dabei seien wunderschöne Fotos entstanden. "Meine Frau und ich wären sehr traurig, wenn die Kahnfahrt tatsächlich abgerissen wird. Dann geht eine der wichtigsten Glanzstücke unserer schönen Stadt verloren." Für ihn sei die Kahnfahrt ein Ort der Ruhe und der Erholung. Man könne dort für einen kurzen Augenblick dem Trubel der Stadt entfliehen.
Kindheitserinnerungen an die Augsburger Kahnfahrt
Auch Gabi schildert unserer Redaktion ihre Erinnerungen. "Wir machten mit meinen Eltern öfter Sonntagsausflüge dorthin. Das Bootfahren war immer das Highlight. Später als ich älter war, fand auch das eine oder andere Date am Abend statt. Es war so schön, wenn vom Lokal aus alles beleuchtet war. Richtig romantisch." Für Elisa Hugo war die Kahnfahrt "schon immer ein wichtiger Ort". Das gehe bis in ihre Kindheit zurück.
"Als Kind war ich oft mit meinen Großeltern dort, sie wohnten am Oblatterwall. Ich habe dort Ruderboot fahren gelernt und war immer so stolz, wenn ich unter der Brücke durch gekommen bin. Mir erschien der Durchgang nämlich jedes Mal viel zu klein." Anschließend habe es ein Eis oder ein Getränk als Erfrischung gegeben. "An der Kahnfahrt verbinde ich mich mit der Stadt, in der ich groß geworden bin auf eine besondere Weise." Vergangenes Jahr sei ihr Großvater als letzter der Großeltern gestorben. Die Wohnung, die sie seit ihrer Kindheit kenne und liebe, wurde verkauft. "Ein paar Tage später saßen meine Schwester und ich in der Kahnfahrt. Meine Gedanken: Zum Glück kann ich mich hier erinnern und all die Liebe der letzten Jahre fühlen." Nicht mal ein Jahr später die Neuigkeiten über die Kahnfahrt zu lesen, zerstöre ein Stück in ihr.
Susann Roesmann hat letztes Jahr Freunden aus Köln die Kahnfahrt gezeigt. "Es war romantisch, idyllisch und spaßig. Wir haben dort gegessen und getrunken und haben es alle als einen tollen Ausflug empfunden." Viele schöne Erinnerungen hat Barbara Rettel an den Ort. Seit sie 1974 aus Augsburg weggezogen ist, sei bei jedem ihrer Besuche in der alten Heimat die Kahnfahrt Pflicht. So auch im vergangenen Jahr. "Für mich und viele ist es ein Sehnsuchts- und Kraftort."