Die Stadt Augsburg hat sich auf Anfrage erleichtert über den Freispruch für den städtischen Baumkontrolleur geäußert, dem nach dem Baumsturz eines Ahorns vor zwei Jahren auf einem Spielplatz fahrlässige Tötung vorgeworfen worden war. "So tragisch das Unglück auch war, ist es gut, dass der Prozess mit einem eindeutigen Ergebnis abgeschlossen werden konnte", so Umweltreferent Reiner Erben (Grüne). Der Ausgang des Prozesses sei in der Fachwelt und in anderen Kommunen mit Interesse erwartet worden, weil das Urteil Rückschlüsse zulasse darauf, welche Anforderungen an die Baumkontrolle künftig gestellt würden. Man werde in Augsburg wie bisher nach den einschlägigen Richtlinien kontrollieren, so Erben.
Wie berichtet waren Gutachter im Prozess zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen, ob der innere Pilzbefall des Baumes bei der turnusgemäßen Kontrolle hätte erkannt werden müssen. Bei dem Baumsturz wurde ein 20 Monate altes Mädchen erschlagen. Nach Ende der Beweisaufnahme plädierten Staatsanwaltschaft wie Verteidigung auf Freispruch, nachdem zwei von drei Sachverständigen zum Ergebnis gekommen waren, dass der Befall im Rahmen der üblichen Kontrollen nicht erkennbar war.
Mädchen wurde von Ahorn erschlagen: Baumkontrolleur seit Vorfall dienstunfähig
Erben sagte, der Vorfall habe die Mitarbeiter im Grünamt stark belastet. Der Kontrolleur ist seit dem Baumsturz dienstunfähig, auch im 20-köpfigen Team der Baumkontrolleure habe es Verunsicherung gegeben. Erben erklärte, angesichts des Klimawandels spiele die Baumpflege und -kontrolle eine zunehmend wichtige Rolle. Darauf habe man personell und finanziell reagiert. Wie berichtet kam es vergangenes Jahr es zu mehreren Vorfällen mit Bäumen im Bereich der Kahnfahrt, verletzt wurde niemand. Vor wenigen Tagen kam in Würzburg eine 59-jährige Radlerin durch eine jäh umkippende Buche ums Leben. Die Polizei ermittelt die Umstände und ob es mögliche Versäumnisse gab.
In der Summe sei die Gefahr durch Bäume aber überschaubar, sagt Steffen Rust, Experte für Baumdiagnose an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen. "Das Risiko, in Deutschland durch einen Baum zu sterben, ist extrem gering. Wir sind da bei eins zu zehn Million ungefähr", so Rust. Er verweist auf fünf bis zehn Tote jährlich, häufig unwetterbedingt. "Das ist ungefähr in der Größenordnung wie die Wahrscheinlichkeit, vom Blitz erschlagen zu werden." Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr starben auf deutschen Straßen laut Statistischem Bundesamt 2788 Menschen. Rust hält die Kontrollintervalle in Deutschland für ausreichend. "Wir sind in Deutschland sehr akribisch."
Mädchen durch Baumsturz getötet: Experte hält Risiko für insgesamt gering
Referent Erben sagt, die Mitarbeiter im Grünamt hielten sich durch Fortbildungen auf dem Laufenden. "Aktuelle Abläufe werden nach Bedarf angepasst", so Erben. In Augsburg gibt es bei der Pflege von Bäumen wie berichtet aber einen gewissen Rückstand. Man arbeite daran, diesen abzuarbeiten, indem man Arbeiten auch fremdvergebe, so Erben. Einstweilen müsse man priorisieren und Spielplätze, Liegewiesen und belebte Orte vorrangig bearbeiten. Die extremen Gewitterstürme im Sommer hätten zusätzliche Schäden verursacht. Diese Arbeiten kämen hinzu. Vorrang habe aber immer die Sicherheit. (mit dpa)