Es ist ungemütlich am Montagmittag in der Augsburger Maximilianstraße. Bei 13 Grad und heftigem Wind ist auf den Bänken in der Fußgängerzone wenig los. Hermann Laue gehört zu den wenigen Passanten, die unterwegs sind. Vom Aus der Fußgängerzone ist der 57-Jährige enttäuscht. "Das ganze Projekt erscheint einfach nicht durchdacht. Jetzt wird alles wieder abgebaut, und die Planung war für die Katz", kommentiert er den Gerichtsbeschluss, mit dem das VerwaltungsgerichtAugsburg den Verkehrsversuch der Stadt gestoppt hat. Melanie Rieder sitzt am frühen Nachmittag mit ihrem Sohn auf den Bänken in der Maximilianstraße. Die junge Mutter bedauert den Beschluss sehr: "Gerade mit Kind ist es viel schöner ohne Autos. Es ist stressfreier und auch nicht mehr so laut. Ich verstehe nicht, warum man den Versuch nicht zu Ende bringen konnte."
Im Handel wird die Gerichtsentscheidung ebenfalls unterschiedlich bewertet. Andreas Gärtner, Chef des schwäbischen Einzelhandelsverbands, macht Druck auf die Stadtregierung: "Ich gehe davon aus, dass ab Mitte August auch wieder die Stellplätze wie vor dem Verkehrsversuch zur Verfügung stehen." Ob es so weit kommt, ist offen.
Die Fußgängerzone in der Maximilianstraße in Augsburg startete Anfang Mai
Die Ausgangslage ist bekannt: Seit 1. Mai gibt es zwischen Herkulesbrunnen und Merkurbrunnen eine Fußgängerzone. Mit ihrer Einführung sind 40 Stellplätze weggefallen. Neue Sitzbänke luden stattdessen zum Verweilen, es gab generell mehr freie Fläche. Die breite Maximilianstraße wurde allerdings in den zurückliegenden drei Monaten bei Weitem nicht so angenommen, wie sich dies die Befürworter der Fußgängerzone gewünscht hatten. Die Passanten bewegten sich größtenteils weiterhin auf den Gehwegen entlang der Häuserzeilen. Das Gericht hatte jedoch nicht zu beurteilen, ob die Fußgängerzone erfolgreich ist. Es stellte fest, dass die Stadt keine juristisch nachvollziehbaren Argumente für eine Fußgängerzone vorbrachte. Daher war Geschäftsmann Robert Rehm, der ein Juweliergeschäft in der Maximilianstraße hat, mit seiner Klage erfolgreich.
Ladenbesitzer reagieren auf das Aus der Maxstraßen-Fußgängerzone
Ladenbesitzer bewerten den Effekt unterschiedlich. Im Café Corso habe man seit Einführung der Fußgängerzone keinen Unterschied im Tagesgeschäft bemerkt, hieß es. Das Corso liegt jedoch nicht direkt im Bereich der neu geschaffenen Fußgängerzone, die jetzt wieder verschwindet – das Café Bricks hingegen schon. Dieses Lokal hatte seine äußeren Sitzflächen zur Straße hin ausgeweitet, diese müssen jetzt womöglich zugunsten der Parkplätze wieder reduziert werden. Parkplätze wiederzuhaben, werde begrüßt, heißt es bei Bricks. Auch die Betreiber profitierten davon, wenn sie mit dem Auto kommen. Das Lifestyle-Geschäft Linea hingegen hat die Einführung der Fußgängerzone sehr begrüßt. Am Montag hieß es: "Es ist schade, dass es jetzt so vorzeitig abgebrochen wird. Es hätte wahrscheinlich noch ein paar Wochen gebraucht, um eine wirkliche Bilanz ziehen zu können."
Für Andreas Gärtner vom Handelsverband sind Diskussionen über die Länge des Verkehrsversuchs ab sofort kein Thema mehr: "Nachdem wir dem Verkehrsversuch in der Maximilianstraße von Anfang an kritisch gegenüberstanden, begrüßen wir den Beschluss des Verwaltungsgerichts." Die Maxstraße selbst sei aus Sicht des Verbands aufgrund der Verkehrssituation zu keiner Zeit von den Passanten und Besuchern als Raum für Fußgänger oder als Aufenthaltsbereich wahrgenommen worden. Gärtner: "Eine Fußgängerzone, die keine ist und nur die Erreichbarkeit der Innenstadt einschränkt, macht keinen Sinn." Der Handelsverband hoffe, dass seitens der Stadt "aktuell keine erneuten Versuche für eine erneute Sperrung der Maxstraße unternommen werden, denn gerade in einer Zeit, in der der Handel mit rückläufigen Umsätzen zu kämpfen hat, ist jedes Stück Erreichbarkeit essenziell".
Theodor Gandenheimer ist Direktor des Hotels Maximilian's in der Fußgängerzone. Für Hotelgäste gab es eine Ausnahmegenehmigung: Sie durften bei Ankunft vor dem Hotel parken, um Gepäck auszuladen. Dies galt ebenfalls für die Abreise. Ansonsten ist in der Fußgängerzone bislang außerhalb der Lieferzeiten die Durchfahrt lediglich für Busse, Taxen und Fahrzeuge mit Ausnahmegenehmigungen gestattet. Das Hotel hat frei gewordenen Platz mit mehr Außengastronomie genutzt. Wünscht er sich Parkplätze zurück? Gandenheimer: "Diese Entscheidung liegt bei der Stadt. Jedoch glaube ich, dass die erweiterten Terrassen dem Erscheinungsbild der Maximilianstraße guttun." Zum Beschluss des Gerichts sagt der Hoteldirektor: "Wie so viele in der Stadt bin ich überrascht, dass das Projekt ein so schnelles juristisches Ende gefunden hat." Für das Hotel und die Restaurants werde sich dadurch wenig ändern. "Allerdings sind mir etliche Einzelhändler bekannt, die durch den Beschluss nun erleichtert sind", so Gandenheimer.