Die Debatte um das Modular-Festival zieht weitere Kreise. Die Stadt Augsburg hat mit dem Stadtjugendring (SJR) als Veranstalter von Modular vereinbart, dass bei einer dreijährigen Laufzeit jeweils 170.000 Euro als Zuschuss überwiesen werden. Da Modular im Jahr 2024 auf Wunsch des SJR abgespeckt werden soll, rückt das Geld ins Blickfeld. Auch der Augsburger Gastronom und Veranstalter Stefan Bob Meitinger erhält städtische Unterstützung für seine kommerziell organisierte Konzertreihe "Sommer am Kiez". Geschäftsführer Christ Ress vom Unternehmen Bob's sagt: "Auch wir sind seit unseren Anfängen immer im Kulturförderprogramm der Stadt und sind für diese finanzielle Unterstützung der letzten Jahre sehr dankbar." Die Unterstützung der Liveszene und Musikkultur sei wichtig, "da sonst solche Events in dieser Form nur schwer umsetzbar sind". Es wächst vor allem die Kritik aus der Politik am Agieren des SJR.
Bei Modular gibt es eine besondere Komponente. Laut Vertrag fließen 170.000 Euro nur dann, wenn die Mindestzahl von 8900 Besuchern je Veranstaltungstag eingehalten wird. Dieses Jahr waren es 11.000 Gäste am Tag. Derzeit sieht es danach aus, dass bei Modular 2024 wohl deutlich weniger Besucher zugelassen werden. Antwort darauf gibt der Stadtjugendring am Mittwoch in der Sitzung des Kulturausschusses. Kulturreferent Jürgen Enninger (Grüne) bestätigt, dass man sich bei der Stadt wundern würde, "wenn die Besucherzahl stark zurückgefahren wird". Schließlich habe man mit dem Stadtjugendring zuletzt intensiv darüber verhandelt.
Scharfe Kritik am SJR kommt von der Regierungskoalition. CSU und Grüne sagten am Tag vor der Sitzung, dass man keinerlei nähere Informationen über die Neuausrichtung des Festivals habe. CSU-Fraktionschef Leo Dietz sagt: "Die nicht vorhandene Informationspolitik beziehungsweise die Art und Weise der Rückhaltung von Informationen ist nicht nur für alle Beteiligte sehr bedenkenswert. Vor allem gegenüber der Stadt als Zuschussgeberin mit jährlich 170.000 Euro ist dieses Vorgehen nicht akzeptabel." Grünen-Fraktionschef Peter Rauscher erläutert: "Bevor wesentliche Veränderungen am Konzept beim Modular-Festival anstehen, muss das Thema nochmal mit der Stadt verhandelt werden, um eine tragfähige Lösung für das Erfolgsmodell Modular zu finden.”
Sorge um Modular in Augsburg: Zu "Sommer am Kiez" kamen dieses Jahr 15.000 Besucher
Unbestritten ist, dass das Modular-Festival und die Konzertreihe "Sommer am Kiez", die von Meitinger und seinem Team organisiert wird, im Jahr 2023 gepunktet haben. Beide Veranstalter waren sehr zufrieden. Zu Modular kamen an drei Tagen insgesamt 33.000 Besucher, die Veranstaltung war ausverkauft. Auch "Sommer am Kiez" läuft am Gaswerkareal in Oberhausen. Die Konzerte sind auf mehrere Wochenenden verteilt. Ein Teil des mehrwöchigen Programms findet zudem am Helmut-Haller-Platz vor dem Oberhauser Bahnhof statt. Insgesamt 15.000 Gäste kamen dieses Jahr zu Sommer am Kiez.
Beim Team von Bob's laufen längst die Vorbereitungen für das Festival 2024. Der Vorverkauf für einzelne Konzerte hat begonnen – im Gegensatz zu Modular. Hier ist nicht einmal der Termin am Pfingstwochenende im Mai 2024 fix. Der Stadtjugendring möchte zunächst seine überarbeitete Planung mit der Stadt Augsburg abstimmen.
Thomas Flonny Kluge, der die Bands für Sommer am Kiez bucht, erläutert: "Wir möchten unseren Fans jedes Jahr so früh wie möglich die Jahresplanung ihres Festivalsommers erleichtern, und deshalb bemühen wir uns um möglichst frühe Ankündigung unserer Acts." Da die Fans auch von außerhalb kommen – teils sind es internationale Besucher – sei aufgrund der längeren Anreise eine frühzeitige Planung von Vorteil. Für eine Punkband läuft der Vorverkauf sehr erfolgreich. Die Punklegenden von NOFX aus Kalifornien, wie sie in der Szene bezeichnet werden, geben auf ihrer Abschiedstour eines von nur fünf Deutschlandkonzerten in Augsburg. Termin ist am 7. Juni. In den ersten 48 Stunden des Vorverkaufs sind bereits 3000 Tickets veräußert worden.
Für Modular 2024 stehen noch keine Bandnamen fest
Dass für Modular 2024 weder Bandnamen bekannt sind, noch der Vorverkauf läuft, kritisiert die "Club&Kulturkommission" Augsburg. Der Verband von regionalen Kulturschaffenden schlägt Alarm. In einem offenen Brief heißt es zu Modular: "Die Nichtexistenz eines Ticketvorverkaufs sowie eines Programms deuten auf ein Worst-Case-Szenario hin, also die denkbar schlechteste Variante." Alle anderen Festivals in Süddeutschland – also die Konkurrenz im Buhlen um Bands – seien bereits viel weiter. "Diese buchen die Künstler, die wir gerne in Augsburg sehen würden", sagen Spitzenvertreter der Kommission. Aufgrund von Gebietsschutz in den Verträgen mit anderen Festivals seien diese Konzerte für Modular 2024 nicht mehr buchbar, heißt es weiter. Der Stadtjugendring betont allerdings, dass man mit Bands auch jetzt bereits in Kontakt stehe. Details würden erst nach der Sitzung des Kulturausschusses genannt.
Die Entwicklung bei Modular wird im Team von Bob's intensiv verfolgt. Flonny Kluge sagt: "Modular ist als Festival eine Institution. Es ist nicht nur in Augsburg, sondern auch über die Grenzen hinaus bekannt." Die Strahlkraft dieses Events sei auch für andere Veranstalter und die Stadt Augsburg nicht zu unterschätzen: "Die Live- und Clubkultur Augsburgs profitiert enorm von diesem Festival, und es würde ohne Modular definitiv etwas sehr Wichtiges wegbrechen."
Unterdessen hat sich Roland Wegner (V-Partei) ebenfalls geäußert. Er sagt: "Es ist nachvollziehbar, dass ein derart großes Festival die Kapazitätengrenze beim Stadtjugendring erreicht." Daher sollte die Stadt ihre Verantwortung in Sachen Förderung von Popkultur ernst nehmen und mit den vorhandenen Verwaltungsstrukturen selbst als Organisatorin auftreten, Vergleichsbeispiele sind vorhanden. Der SJR könnte eingebunden werden, so Wegner. Dies gelte ferner für die Augsburger Club- und Kulturkommission.