Seit zehn Jahren war die Photovoltaik-Anlage nach Angaben ihres Eigentümers auf der Lagerhalle am Rand des Augsburger Stadtteils Inningen installiert. Ausgerechnet von ihr soll das verheerende Feuer ausgegangen sein, das am Montag nicht nur für einen Großeinsatz an Feuerwehren und anderen Hilfskräften gesorgt hat. Der Brand verursachte zudem einen Schaden von mindestens zwei Millionen Euro. Ein technischer Defekt der Solaranlage, so berichtet die Polizei, sei naheliegend. Der Fall wirft Fragen auf. Schließlich werden immer mehr solcher Module an Dächern angebracht. Wie riskant sind PV-Anlagen und wie können sich Besitzer absichern?
"Die Nachfrage nach PV-Anlagen in der Stadt und auf dem Land ist zuletzt sehr stark gestiegen", sagt Thomas Klopfer, Obermeister der Innung für Elektrik- und Informationstechnik. Energiekrise und das Gerangel um Gasheizungen hätten die Nachfrage angetrieben. Bei der Innung sei die Photovoltaik ein zentrales Thema. Entsprechend interessiert habe er die Nachrichten über den Großbrand in Inningen verfolgt. Eines stellt Klopfer klar: "Niemand muss sich jetzt Sorgen um seine PV-Anlage machen. Auch wenn die Sonne noch so stark scheint und es noch so heiß ist. Dafür sind die Module gebaut."
Augsburger Innungs-Obermeister: Bei Photovoltaik von Fachfirmen beraten lassen
Wenn PV-Anlagen fachgerecht von Innungs- oder Meisterfachbetrieben installiert würden und es Prüfprotokolle gebe, seien die Anlagen genauso sicher, wie andere Elektrogeräte eines Haushaltes auch. Das betont auch Augsburgs Ordnungsreferent Frank Pintsch: "Bei fachmännisch installierten und gewarteten PV-Anlagen ist das Brandrisiko nicht größer als bei anderen Elektroanlagen." Dennoch rät Obermeister Klopfer, bei einer Installation umsichtig vorzugehen. Er empfiehlt, Module nur von Markenherstellern zu verwenden. "Da sollte man sich von Fachfirmen beraten lassen." Ferner sollten PV-Anlagen, auch wenn es gesetzlich nicht vorgeschrieben sei, alle vier Jahre überprüft werden. Natürlich, das merkt Klopfer auch an, könne man einen Vorfall nie zu hundert Prozent ausschließen. "Durch alle elektrischen Geräte fließt nun mal Energie." Ein Kurzschluss sei theoretisch möglich. "Aber nach normalem Ermessen kann nichts passieren." Dennoch gibt es sie, die Einzelfälle.
Ende April entstand an einer PV-Anlage auf dem Dach eines Mehrzweckgebäudes in Wertingen (Kreis Dillingen) ein Feuer. Nur durch Glück wurde der Brand von Bauarbeitern frühzeitig entdeckt und von der Feuerwehr gelöscht. Schlimm hingegen endete ein Brand im Mai im Ostallgäu. Dort hatte wohl eine defekte PV-Anlage auf einem Stall in Untrasried das Feuer ausgelöst. Bei dem Großfeuer kamen über 140 Rinder und Kälber ums Leben. Laut Polizei ging der Brand mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Wechselrichter der Anlage aus. Er wandelt den Gleichstrom der Solar-Module in Wechselstrom um. Im Zuständigkeitsgebiet der KripoAugsburg, also Augsburg Stadt und Land sowie Aichach-Friedberg, kommt es im Jahr zu ein bis zwei Bränden, bei denen eine PV-Anlage als brandursächlich angesehen werden kann, informiert Polizeisprecher Markus Trieb.
Bei der FeuerwehrAugsburg wird übrigens in allen Laufbahnlehrgängen der Umgang mit elektrischen Gefahren geschult, berichtet Ordnungsreferent Pintsch. "PV-Anlagen werden hier natürlich thematisiert." Warum die Solaranlage auf der Gewerbehalle in Inningen den Brand verursacht haben könnte, darüber will Thomas Klopfer von der Innung nicht spekulieren: "Das ist ein Extremfall". Für Erich Klas jedenfalls, dem die PV-Anlage gehört, ist der Brand ein Rätsel - und eine Tragödie.
Rat zur Versicherung: "Einige Schäden können sehr teuer werden"
Der Landwirt aus der Nähe von Fürstenfeldbruck hatte die rund 10.000 Quadratmeter große Dachfläche der Inninger Gewerbehalle für seine Photovoltaik-Anlage gepachtet. Mit dem Landwirt, dem das Areal gehört, ist er seit Langem befreundet, erzählt er. Er fühle sich irgendwie schuldig, auch wenn er nichts dafür könne. Vor zehn Jahren habe Klas die hochwertigen Module eines deutschen Herstellers installieren lassen. "Es gab nie ein Problem." Seine Versicherung, so seien seine bisherigen Informationen, übernehme den Schaden an der PV-Anlage, für das Gebäude sei die Brandschutzversicherung zuständig. Auch wenn es für Solarstromanlagen keine Versicherungspflicht gibt, empfiehlt die Verbraucherzentrale Bayern, die Anlagen abzusichern. "Einige Schäden können sehr teuer werden", meint Sprecher Sascha Straub.
Als Betreiber einer PV-Anlage könne man etwa haften, wenn Dritte durch die Anlage Schaden erleiden, etwa durch Feuer. "Deshalb sollten Betreibende prüfen, ob ihre Stromgewinnung durch ihre private Haftpflichtversicherung oder Haus- und Grundbesitzer-Haftpflichtversicherung abgedeckt ist und sich von ihrem Versicherer eine entsprechende Bestätigung geben lassen", so Straub. Alternativ könne man sich über eine eigene PV-Betreiber-Haftpflichtversicherung absichern. "Schon bevor man eine Anlage auf das Dach schraubt, sollte man sich mit seiner Versicherung absprechen", rät er.