142 Wohnungen befinden sich in der Fuggerei. Nicht alle sind belegt, was meist daran liegt, dass eine Renovierung ansteht. So wie bei den Zimmern in der Mittleren Gasse 19, die bis Ende März besichtigt werden können. Durch die temporäre Ausstellung will die Fuggerei zeigen, wie bei den Renovierungsmaßnahmen bauliche Aspekte berücksichtigt aber gleichzeitig auch auf die Bedürfnisse der Bewohner eingegangen wird. Keine Wohnung ist wie die andere.
30 Jahre lang lebte ein Ehepaar in der Erdgeschosswohnung. Als der Mann starb, blieb die Ehefrau in ihrer gewohnten Umgebung bis sie im Sommer 2023 verstarb. Möbel gibt es in der Wohnung nicht mehr. Dafür lässt sich anhand von Böden, Wänden, Türen und Fenstern erahnen, wie viel Arbeit in die Sanierung gesteckt werden muss. "Wenn eine Wohnung umfassend saniert werden muss, dann rechnen wir mit Kosten in Höhe von rund 70.000 Euro. Hier wird es aber womöglich teurer werden", berichtet Sophie Dost von den Fuggerschen Stiftungen. Die Holzdielen am Boden werden aufgearbeitet, die Tapeten entfernt und die Wände neu verspachtelt, die Heizungsrohre unter Putz gelegt. Viele bauliche Aspekte gibt der Denkmalschutz vor. "Böden werden bei uns nicht herausgerissen und erneuert, sondern aufwendig erhalten", betont Dost.
Der Wohnungszustand entspricht noch weitestgehend dem Standard der 1950er Jahre. Bad und Fernwärmeheizung wurden später zwar eingebaut. Eine größere Renovierung war wegen der langen Mietverhältnisse aber nicht möglich. Die Elektrik muss ebenfalls rundum erneuert werden. Alte Sicherungen im Flur zeigen, wie viele Jahrzehnte in diesem Bereich nichts verändert wurde. In der Wohnung wird nicht nur erneuert, sondern auch Barrierefreiheit hergestellt: etwa im Badezimmer. Dort befindet sich derzeit noch eine kleine Wanne. Der Plan sieht vor, dass die Wand zu einem kleinen Raum, wo die Waschmaschine untergebracht werden kann, durchgebrochen wird. So kann Platz für eine begehbare Dusche geschaffen werden.
Die Ausstellung erklärt Raum für Raum anhand von Texten, Bildern und Plänen, welche Sanierungsmaßnahmen erforderlich sind und wie sie durchgeführt werden. Schreiner Arndt Baumann arbeitet seit fast 30 Jahren in der Fuggerei. In einer anderen Wohnung zeigt er, wie viel Detailarbeit in den Renovierungen steckt. Jedes Fenster sei ein Unikat, jede Tür sei anders. In der Wohnung wird das Badezimmer, das sehr klein war, in die Küche verlegt. "In der Fuggerei gibt es viele Gewölbeküchen, in denen keine Hängeschränke angebracht werden können. Deshalb werden Küchen oft bei großen Renovierungen in ein anderes Zimmer verlegt", erklärt Baumann. Umfangreiche Renovierungen würden einige Monate dauern. Oft werden nach einem Auszug kleine Arbeiten vorgezogen, damit diese Wohnung schnell wieder vermietet werden kann, so Baumann.
Anlässlich der Ausstellung gibt es eine besondere Weihnachtsaktion der Stadtsparkasse Augsburg (Haus der Stifter) für die Fuggerei-Förderstiftung. Bis zum 26. Dezember werden eingehende Spenden für die Renovierung von Wohnungen in der Fuggerei von der Stadtsparkasse Augsburg verdoppelt. Das freut Wolf-Dietrich Graf von Hundt, Administrator der Fuggerschen Stiftungen: "Aktuell benötigen sieben freigewordene Wohnungen umfangreiche Sanierungen. Jede Spende unterstützt das Ziel, diese Wohnungen schneller zu renovieren und neuen Bewohnern zugänglich zu machen." Die Instandhaltung der Fuggerei erfolgt seit ihrer Gründung ausschließlich durch Stiftungsmittel, ohne Steuermittel oder Zuschüsse der öffentlichen Hand. Pro Jahr könnten laut den Fuggerschen Stiftungen etwa zwei Komplett- und fünf Teilrenovierungen aus dem Stiftungsbudget finanziert werden. Fallen mehr Renovierungen an, als aus den eigenen Stiftungsmitteln aufgebracht werden könne, müssten Wohnungen vorübergehend leer bleiben.