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Region Augsburg
Raum Augsburg erlebt Corona-Comeback – warum Experten gelassen bleiben
Im Raum Augsburg ist das Coronavirus wieder stärker im Umlauf. Anlass zur Sorge ist das nicht, schwere Fälle sind selten. Trotzdem laufen Wintervorbereitungen.
Collage Corona.png       -  Im Raum Augsburg steigen die Corona-Zahlen tendenziell – darauf deuten unter anderem Abwasseruntersuchungen (Mitte) hin. Die Lage in der Uniklinik (rechts) ist aber entspannt.
Foto: Annette Zoepf, Peter Fastl, Silvio Wyszengrad | Im Raum Augsburg steigen die Corona-Zahlen tendenziell – darauf deuten unter anderem Abwasseruntersuchungen (Mitte) hin. Die Lage in der Uniklinik (rechts) ist aber entspannt.
Max Kramer, Stefan Krog
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:38 Uhr

Einzelne Relikte hat die Pandemie in Augsburg dann doch hinterlassen. In vielen Geschäften stehen Desinfektions-spender, manches Schild formuliert noch die Bitte um eineinhalb Meter Abstand, immer wieder tragen Fahrgäste in Bus oder Straßenbahn Maske. Und ja, auch die Sieben-Tage-Inzidenz gibt es noch. Sie liegt seit dem Frühjahr in Augsburg im einstelligen Bereich. Was sie über die aktuelle Corona-Lage in Augsburg aussagt? Wenig bis nichts, weil wenig bis nicht mehr getestet wird. Doch es gibt zwei Indikatoren, die Aufschluss geben. Und beide deuten darauf hin, dass das Virus derzeit im Raum Augsburg wieder stärker um sich greift. Mit welchen Folgen?

Eine Sommerwelle, wie sie die Region im vergangenen Jahr spürbar erlebte, ist 2023 ausgeblieben. Doch rund um den Beginn der Sommerferien änderte sich die Situation. An allen drei Abwasser-Messstellen in der Region – bayernweit sind es 24 – wurden wieder mehr Viren-Bestandteile nachgewiesen. Aktuellen Zahlen zufolge scheint sich der Aufwärtstrend in der Stadt Augsburg wieder etwas abgebremst zu haben, doch im Landkreis steigt die Virenbelastung weiter. In Königsbrunn waren die Zahlen zuletzt im Frühsommer höher, Stadtbergen erreichte bei aktuellen Messungen den höchsten Stand seit dem Frühjahr.

Expertinnen und Experten überrascht diese Entwicklung, die auch außerhalb der Region zu beobachten ist, nicht. Der Anstieg der Corona-Fallzahlen sei "erwartungsgemäß", sagt André Fuchs, Oberarzt in der Infektiologie am Uniklinikum Augsburg (UKA). Er verweist dabei auf das Ende der Sommerferien und den zwischenzeitlichen Wetterumschwung. Seit ungefähr Mitte August sei ein Anstieg von Patienten mit Atemwegserkrankungen zu beobachten. "Eine Coronainfektion ist bei diesen Patienten derzeit jedoch noch eine relativ seltene Diagnose, auch wenn die Zahlen langsam zu steigen scheinen."

Corona-Lage ist in Augsburger Krankenhäusern und Arztpraxen entspannt

An der grundsätzlichen Einschätzung, wie gefährlich das Virus inzwischen ist, hat sich in den vergangenen Monaten wenig geändert. Die Bevölkerung gilt durch Impfungen und durchgemachte Infektionen als gut geschützt. Nach Auskunft von Fuchs führt Covid-19 "glücklicherweise weiterhin in der deutlichen Mehrzahl der Fälle nur zu milden Symptomen", nicht selten verlaufe die Infektion symptomfrei. Ausdrücklich wegen Covid-19 müssten nur einzelne Patienten stationär aufgenommen werden, auf der Intensivstation gebe es derzeit keinen einzigen Fall. Von "zähen und teils schweren Verläufen" seien fast nur noch Patientinnen und Patienten mit "irgendeiner Form eines Immundefekts" betroffen. 

Auch in den Hausarztpraxen ist die Lage im Moment stabil, wie zuletzt Stefanie Berger, stellvertretende schwäbische Bezirksvorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes, gegenüber unserer Redaktion sagte. Sie betreibt eine Praxis in Thierhaupten (Landkreis Augsburg). Allerdings, sagt Berger, stelle auch sie fest, dass insgesamt wieder steigende Covid-Zahlen zu verzeichnen seien, "die wahrscheinlich nach Ende der Sommerferien nochmals ansteigen werden". Diese Einschätzung teilt Berger mit dem Augsburger Gesundheitsamt. Wie jedes Jahr sei im Herbst und Winter mit mehr Infektionen zu rechnen, darunter eben auch Corona, heißt es von dort. Die aktuellen Virusvarianten ließen bisher aber keine veränderte Krankheitsschwere erkennen. Für Besuche beim Arzt wegen einer Atemwegserkrankung seien bundesweit aktuell vor allem Erkältungsviren und Viren, die grippeähnliche Symptome auslösen, verantwortlich.

Vorbereitungen für ein "Corona-Comeback" im Winter laufen

Die Blicke richten sich auf die kälteren Monate, auch an der Uniklinik. "Insgesamt ist wieder mit einer steigenden Zahl stationär zu behandelnder Patienten mit Atemwegsinfektionen zu rechnen, wobei neben Covid-19 auch andere Erkrankungen wie Influenza und RSV eine Rolle spielen werden", sagt Fuchs. Welche Rolle möglicherweise neue Corona-Varianten spielen könnten, sei "derzeit noch nicht abzuschätzen". Eine eigene Arbeitsgruppe am UKA treffe jedoch gezielte Vorbereitungen für verschiedene Szenarien. "So könnte zum Beispiel eine Verschärfung der Schutzmaßnahmen notwendig werden, wenn eine Corona-Variante zirkulieren sollte, die wieder vermehrt zu schweren Krankheitsverläufen führt." Dieses Szenario zeichne sich aktuell nicht ab, im Fall der Fälle könne man aber reagieren – zum Beispiel mit verschärften Maskenregelungen, Quarantäne für Kontaktpersonen oder gezielte Untersuchungen in Risikobereichen.

Und dann ist da noch die Frage nach der Impfung. Ist sie noch notwendig? UKA-Infektiologe Fuchs verweist in diesem Zusammenhang auf die aktuelle Empfehlung der ständigen Impfkommission (Stiko). Demnach sei eine jährliche Auffrischungsimpfung für all jene ratsam, die zu einer Risikogruppe gehörten – also etwa über 60-Jährige, Bewohner und Personal in Pflegeeinrichtungen oder Personen mit Risikogrunderkrankungen. Für alle über 18-Jährigen ist demnach eine "Basisimmunität" durch mindestens drei Antigenkontakte – also Impfung oder Infektion – empfohlen. Diese Empfehlung halte er für "sinnvoll", sagt Experte Fuchs. (mit sast)

 
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