
Es ist ein Tag im Sommer 2022, als zwei Frauen nahe der MAN-Brücke eine Beobachtung machen. Sie sehen einen Mann, der aus seinem Auto aussteigt, einen gut gefüllten Beutel in der Hand. Ein paar Schritte, dann schleudert er das Behältnis in den fließenden Lech– und fährt fluchtartig Richtung Sebastianstraße davon. Die zwei Frauen reagieren hellwach und notieren das Kennzeichen. Schnell ist der Übeltäter ausgemacht. Es ist – ein Pizza-Lieferfahrer, der auf seiner Tour überschüssigen rohen Teig entsorgen wollte. "Wir haben dann im Fluss tatsächlich noch größere Teigbrocken feststellen können", sagt Siegfried Hartmann, Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben-Nord. Es ist einer der kuriosen Fälle, wie Menschen in Augsburg ihren Müll illegal entsorgen. Doch es gibt nicht nur solche.
Polizei erfasst Dutzende Fälle von illegaler Müllentsorgung in Augsburg
Grundsätzlich sind Kommunen – also die Stadt Augsburg– dafür zuständig, unrechtmäßig entsorgten Müll zu beseitigen oder beseitigen zu lassen. Die Polizei nimmt die entsprechenden Fälle auf, ermittelt nach Möglichkeit die Verantwortlichen und leitet die Ergebnisse dann an die Stadt weiter – auch zur Ahndung der Ordnungswidrigkeiten. Die Bußgelder beginnen im niedrigen zweistelligen Bereich– etwa für kleinere Abfälle wie Zigarettenschachteln – und können in die Tausende gehen, zum Beispiel für die Entsorgung schwerer Tierkadaver, großer Bauschuttmengen oder gar ganzer Fahrzeuge.
In Augsburg registriert die Polizei mehrere Dutzend solcher Fälle pro Jahr. Zwischen 2018 und 2020 lag die Zahl nach Auskunft eines Sprechers jeweils ungefähr zwischen 55 und 60, 2021 waren es etwa 65, im vergangenen Jahr mit 40 deutlich weniger. 2023 ist man noch einstellig. Die Fälle unterscheiden sich enorm, was auch an der Art der Erfassung liegt: So fällt etwa auch Sperrmüll in die Statistik, der "nur" zum falschen Zeitpunkt abgestellt, aber nicht absichtlich im öffentlichen Raum weggeworfen worden war.
Hohe Bußgelder drohen bei unrechtmäßiger Abfallentsorgung
Meistens stecken aber dann doch unlautere Motive dahinter. Polizeisprecher Hartmann: "Das reicht von der weggeworfenen Zigarettenkippe bis zum Schrottauto, das jemand nicht entsorgen will und dann auseinandergeschraubt am Straßenrand stehen lässt." Relativ häufig würden Waschmaschinen und Trockner an Elektromüll-Containern abgestellt, "Klassiker" seien auch Partymüll in Parks, Altreifen am Straßenrand und Bauschutt. Abgelagert werde der Müll "praktisch überall", häufig an Parkplätzen, Raststätten und Industriegebieten, aber auch entlang von Lech und Wertach. In fast allen Fällen seien die Vergehen Ordnungswidrigkeiten; Straftatbestände könnten zum Beispiel erreicht sein, wenn es um gefährliche Stoffe wie brennbare Flüssigkeiten gehe.
Ungeschoren kommen allerdings bei Weitem nicht alle Verantwortlichen davon – weil die Polizei oft unverhoffte Hilfe erhält: "Man darf nicht unterschätzen, wie sehr solche Umweltverschmutzungen auch die Bürger stören", sagt Hartmann. In sehr vielen Fällen bekomme man Meldungen aus der Bevölkerung, teils auch zusammen mit Fotos und Autokennzeichen. Manchmal gäben aber auch die Übeltäter selbst die entscheidenden Hinweise: "Wir hatten hier schon Fälle, da haben wir beim Müll alte AVV-Monatskarten mit Namen oder Pakete mit Adressaufklebern gefunden", sagt Hartmann. "So kann man schon draufkommen."