Für die Augsburger Frühjahrsausstellung, kurz afa, war es nach der zweijährigen Corona-Pause ein Neustart. Die deutlich abgespeckte afa wurde mit zwei anderen Messen kombiniert und zudem auf drei Veranstaltungstage reduziert. 27.500 Besucherinnen und Besucher kamen Anfang Februar. Mit diesem Ergebnis zeigten sich die Veranstalter zufrieden. Enttäuscht waren allerdings viele treue Gäste der afa. Aus ihrer Sicht hatte die Verbraucherschau wenig zu bieten. Droht der afa womöglich das Aus? Andernorts jedenfalls sind Verbrauchermessen bereits aus dem Programm gefallen.
Bei der afa 2023 wurden lediglich zwei Messehallen bespielt
Die Organisation der afa liegt in den Händen der Firma Afag Messen und Ausstellungen GmbH. Geschäftsführer sind die Cousins Thilo Könicke und Henning Könicke. Sie sagen, es sei richtig gewesen, die afa 2023 auszurichten: "Unser Ziel war es, sie als wichtige Plattform für die Region zu erhalten." Ein erneuter Ausfall wäre für 2024 eine schwierige Voraussetzung gewesen. Deshalb sei die Kooperation mit den Immobilientagen und der Automesse E-Volt eine gute Lösung und auch für die Zukunft eine Perspektive.
Eine vergleichbare Situation habe es 2019 gegeben. Die afa-Macher hatten damals entschieden, die Schau von neun auf fünf Tage zu verkürzen. Zudem wurde der Termin von April auf Anfang Februar verlegt. Dadurch habe man "neue attraktive und vor allem regionale Aussteller" gewonnen, so die Veranstalter.
Bei der afa 2023 waren lediglich zwei Hallen belegt, eine davon nicht einmal komplett. 2020 waren es sieben Hallen und das Freigelände. Das abgespeckte Angebot ärgerte in diesem Jahr viele Besucher, die zehn Euro für drei Messen zahlten. Wer mit dem Auto kam, zahlte weitere sieben Euro Parkgebühren. "Das ist nicht mehr meine afa", war nicht nur einmal zu hören. Thilo Könicke kontert: "Dass die afa 2023 nicht aus dem Stand wieder an den Erfolg und die Größe der afa 2020 anknüpfen kann, war allen Beteiligten klar." Das könne aktuell keine Veranstaltung, der Wiederaufbau von Messen benötige Zeit.
Bilanz der afa 2023 in Augsburg: Kleineres Angebot, hohe Parkgebühren
Die afa-Macher wollen "natürlich wieder zurück" zu besseren Tagen. Das Messe-Trio werde sich beim nächsten Mal größer und attraktiver präsentieren, verspricht Henning Könicke. Mittelfristig sei die Rückkehr zu alter Größe machbar. "In den kommenden Wochen und Monaten wird es unsere wichtigste Aufgabe sein, die Erkenntnisse aus 2023 zu analysieren und 2024 wieder auf Wachstum zu setzen", so Thilo Könicke. Bei manchem Kritikpunkt sei der Einfluss der Afag aber begrenzt: "Leider haben wir keinen Einfluss auf die Rahmenbedingungen wie zum Beispiel die Parkplatzsituation." Das Parkraummanagement liegt bei der Messe GmbH. Henning Könicke: "Wir werden versuchen, hier für unsere Besucher Verbesserungen zu erzielen."
Könickes sehen die afa nicht gefährdet: "Verbrauchermessen haben eine Zukunft in Deutschland– aber nur, wenn sie sich mit der Zeit entwickeln." Eine erfolgreiche Verbrauchermesse müsse umfassend und kompetent informieren. Sie müsse die Möglichkeit bieten, Neues auszuprobieren und Erlebniswerte bieten.
Keine Neuauflage der Messe Leben Wohnen Freizeit in Ulm
Im 80 Kilometer entfernten Ulm gab es jahrzehntelang die Verbrauchermesse Leben Wohnen Freizeit (LWF). Auch sie war lange Zeit ein Besuchermagnet. Zuletzt fand sie 2019 statt. Eine Neuauflage wird es nicht geben. Davon geht Ulms Messechef Jürgen Eilts aus. Die Corona-Pandemie habe ihren Teil dazu beigetragen, dass Verbrauchermessen von großen Herausforderungen stehen. "Viele Aussteller sind nicht mehr da", sagt Eilts. Zudem fehle vielfach das Personal. Firmen, die ausstellen möchten, können in der Regel nur noch ein Wochenende für einen Messeauftritt einplanen.
Messechef Eilts aus Ulm hat eine enge Verbindung zur afa, da er früher selbst in Augsburg gearbeitet hat. Die Entwicklung der Frühjahrsausstellung verfolgt er: "Mit blutet das Herz, denn die afa war immer ein Aushängeschild." Aus seiner Sicht werden es Verbrauchermessen künftig sehr schwer haben. Generell nehme das Messewesen aber wieder Fahrt auf: "Vor allem Spezialmessen laufen sehr gut."