Der politische Druck auf den Stadtjugendring (SJR) wächst. Es geht um die künftige Ausrichtung des Jugendfestivals Modular. Ein Verband aus der Augburger Musik- und Clubszene schlägt Alarm. Man mache sich große Sorgen um Modular, heißt es. Auch bei der Stadt Augsburg ist man über die Situation nicht glücklich. Es wird bereits jetzt davon gesprochen, einen runden Tisch einzuberufen.
Viel ist nach wie vor nicht bekannt, wie das abgespeckte Jugendfestival Modular im Jahr 2024 aussieht. Der SJR als Veranstalter möchte seine Planungen am Mittwoch im Kulturausschuss (Sitzung beginnt um 14.30 Uhr) präsentieren. Sicher ist, dass die Besucherzahl reduziert werden soll. Es bleibt bei drei Tagen am Pfingstwochenende. Bislang waren jeweils 11.000 Besucher pro Veranstaltungstag zugelassen. Modular war in diesem Jahr ausverkauft, insgesamt 33.000 Besucher waren da. Nun sollen es wohl 7000 Besucher am Tag sein, ist von mehreren Seiten zu hören. Rechnet sich das Jugendfestival dann noch?
Modular-Festival 2024: Stadtjugendring bekommt Zuschuss von der Stadt
Die Zahl der Besucher ist wegen des städtischen Zuschusses interessant. Die Stadt gibt 170.000 Euro im Jahr. Es sollten jedoch mindestens 8900 Plätze zur Verfügung stehen, so Kulturreferent Jürgen Enninger (Grüne). So steht es in der Vereinbarung mit dem Stadtjugendring. Die Laufzeit beträgt drei Jahre. In diesem Jahr schrieb Modular eine schwarze Null.
Ein Verband aus der Musik- und Jugendszene schlägt Alarm. "Wir halten die getroffenen Entscheidungen fachlich wie inhaltlich für falsch. Nach allem, was wir wissen, wird der planwirtschaftliche Ansatz des Festivals 2024 mit einer hohen Wahrscheinlichkeit das Ende des Modular bedeuten", heißt es. Die Club&Kulturkommission, kurz CUKK, vertritt die Interessen von 36 regionalen Club-, Konzert- und Kulturschaffenden. Deren Ziel ist es, Musik und Kultur in Augsburg unter besonderer Berücksichtigung der Live- und Clubszene in der Region und darüber hinaus zu fördern und weiterzuentwickeln.
Der SJR teilt die Einschätzung der Kommission nicht. Am Montag hieß es: "Die Ausgangslage unterscheidet sich nicht gravierend von den Jahren und Festivals zuvor." Man habe als Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Problemen zu kämpfen, "die bei Planung und Durchführung eines Festivals in der Größenordnung nicht gerade erleichternde Faktoren darstellen". Der SJR sei stolz auf das Geleistete im Jahr 2023. Die Planung für 2024 gehe weiter von der Perspektive aus, Modular langfristig unter Trägerschaft des SJR zu managen.
Modular: Der Stadtjugendring hat die Stadt Augsburg nicht groß eingebunden
Referent Enninger sagt, dass die Stadt bislang eher außen vor geblieben sei: "Der Stadtjugendring hat die Stadt, achdem eine Entscheidung im Vorstand des SJR ohne unsere Einbeziehung getroffen wurde, in Kenntnis gesetzt, bevor die Öffentlichkeit informiert wurde." Details seien der Stadt nicht genannt worden. "In Entscheidungsfindung und Abwägung des SJR wurde die Stadt darüber hinaus nicht einbezogen", so Enninger. Der Kulturausschuss sei der Ort, an dem der Jugendverband seine Handlungen und seine Planungen erklärt. Ein mündlicher Bericht ist vorgesehen. Im Gegensatz zu anderen Tagesordnungspunkten in öffentichen Sitzungen gibt es vorab kaum schriftliche Informationen. Modular werde sich weiterentwickeln, heißt es lapidar. Das Fest soll abgespeckt werden, um die Organisation besser zu stemmen. Als Datum ist der Termin von 17. bis 19. Mai vorgesehen. Es ist das Pfingstwochenende. Modular bleibt am Gaswerkgelände in Oberhausen.
Bei der Organisation von Modular im Jahr 2023 waren rund 500 ehrenamtliche Helfer aktiv. Der bisherige Festivalleiter Patrick Jung hat bereits aufgrund der anstehenden Änderungen angekündigt, dass er nicht mehr zur Verfügung stehe. Laut CUKK soll sich auch die technische Leitung zurückziehen. Irittiert ist die Club&Kulturkommission, weil nach ihren Worten der Vorverkaufsstart für das Festival 2024 wiederholt verschoben worden sei.
Die Vorstandsmitglieder Helena Gladen, Bernhard Klassen und Sebastian Karner kritisieren, dass der Stadtjugendring eine solche weitreichende Entscheidung allein getroffen habe: "Bei einem solch relevanten Projekt und weit über den SJR hinausgehenden Radius muss mehr und rechtzeitig gesprochen werden. Wir wären als CUKK jederzeit zu Gesprächen und Mithilfe bereit gewesen." In der Kommission wird ein dauerhaftes Aus des Festivals längst nicht mehr ausgeschlossen. Im Vorfeld der Kulturausschusssitzung sagt Karner: "Wir fordern den Kulturausschuss auf, die Planung des SJR kritisch zu hinterfragen. Verwaltung bis Stadtspitze stehen in der Verantwortung, alles Mögliche zu tun, um das Ende des Modular-Festivals abzuwenden."
Die Clubkommission macht Vorschläge für künftige Modular-Festival in Augsburg
Die Kommission fordert, dass der SJR das Festival in der bisher organisierten Form mindestens bis 2024 weiterführen soll. Zweiter Aspekt: Um zu retten, was noch zu retten ist, werde wohl ein erhebliches zusätzliches Engagement der Stadt und aller am Modular interessierten Bürger notwendig sein. Parallel sollten SJR, Stadt und mögliche beteiligte Personen gemeinsam versuchen, "berechtigte Herausforderungen des SJR zu klären und für 2025 zeitnah eine nachhaltige Lösung für das Modular zu finden".
Die Verantwortlichen des SJR betonen, dass sie nach der Sitzung des Kulturausschusses für Gespräche zur Verfügung stehen: "Wir stehen in Kontakt mit der Kulturkommission und arbeiten aktuell an einem Termin mit dem Kulturreferat und der Kulturkommission Ende der Woche." Im Kulturreferat wird das Schreiben der Kommission sehr ernst genommen: "Der offene Brief zeigt, wie wichtig das Festival für die Stadtgesellschaft ist." Er setze sich konstruktiv und kundig mit den Herausforderungen für die Zukunft des Festivals auseinander. Die Stadt werde diesen Impuls aufgreifen und die Beteiligten zeitnah zu einem runden Tisch einladen, um Lösungen zu erarbeiten.