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Augsburg
Stadt will den Mietanstieg in Augsburg bremsen
Die Differenz zwischen Mietspiegel und der vom Maklerverband IVD genannten Miethöhe bei Neuvermietungen ruft die Politik auf den Plan. Der Eigentümerverband reagiert verwundert.
_WYS1092.jpeg       -  Die Mieten in Augsburg sind am Steigen. Wie gut wirkt der Mietpreisspiegel der Stadt?
Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild) | Die Mieten in Augsburg sind am Steigen. Wie gut wirkt der Mietpreisspiegel der Stadt?
Stefan Krog
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:18 Uhr

CSU und Grüne möchten bei einem Wohnungswechsel eine bessere Beratung von Mietern durchs städtische Wohnungsamt hinsichtlich der Miethöhe prüfen. Man frage sich, wie es zu der Differenz von knapp 2,50 Euro zwischen der Basismiete aus dem offiziellen städtischen Mietspiegel von 9,28 Euro pro Quadratmeter und den aktuell verlangten Mietpreisen bei Neuvermietungen - der Immobilienverband IVD sprach zuletzt von 11,75 Euro pro Quadratmeter - kommen könne, so die Fraktionschefs in einem Prüfantrag. Gefordert wird ein Bericht von Sozialreferent Martin Schenkelberg (CSU). Darüber hinaus soll geprüft werden, ob ein so genanntes Mietenkataster in Augsburg möglich wäre, in dem alle Wohnungen und ihr aktueller Mietpreis registriert werden. Denkbar sei auch eine Mieten-Prüfstelle. Das Ziel sei, den Anstieg der Mieten etwas zu verlangsamen, heißt es in dem Koalitionsantrag.

Die 11,75 Euro, von denen der IVD spricht, liegen tatsächlich deutlich über dem Basiswert des städtischen Mietspiegels, der Auskunft darüber geben soll, welche Miete für welche Wohnung angemessen ist. Auch Immobilienportale wie immobilienscout24 oder immowelt gehen von Mietpreisangeboten von über elf Euro im Schnitt aus, wobei es sich hierbei um Angebotspreise handelt. Die städtische Wohnbaugruppe, die den Markt in Augsburg regelmäßig untersucht, kommt bei den frei angebotenen Mietwohnungen aber auch auf einen Anteil von über 50 Prozent, bei dem die Rechnung erst ab 13,50 Euro losgeht. In jedem Fall liegen die aktuell aufgerufenen Preise deutlich über dem, was der Mietspiegel für angemessen hält. 

Die 9,28 Euro Basismiete bilden nicht die Realmiete in Augsburg ab

Wichtig zu wissen ist aber, dass es sich bei der Basismiete von 9,28 Euro aus dem Mietspiegel um einen Grund-Rechenwert handelt, bei dem je nach Wohnungsausstattung noch Zu- und Abschläge einzurechnen sind. Das kann zu erheblichen Schwankungen führen. In nicht wenigen Fällen dürfte es sich eher um Zuschläge handeln, weil Wohnungen mit sehr einfacher Ausstattung, die zu einem Malus führt (z.B. Einzelöfen), tendenziell vom Markt verschwinden. Zudem dürfen Vermieter bei einer Neuvermietung gemäß der Mietpreisbremse den Mietspiegelbetrag um zehn Prozent überschreiten. Bei der Erstvermietung eines Neubaus sind sie gar nicht an den Mietspiegel gebunden. Dies erklärt zumindest einen Teil der Differenz zwischen Angebotspreisen und Mietspiegel. 

CSU und Grüne wollen aber auch der Frage nachgehen, ob sich alle Vermieter an den Mietpreisspiegel und die Mietpreisbremse halten. Der Mieterverein erklärte zuletzt, dass es für Mietinteressenten natürlich schwierig sei, einen Verstoß gegen die Mietpreisbremse bei der angebotenen Wohnung durch den Vermieter zu kritisieren, wenn sie weiter Chancen auf die Wohnung haben wollen. Insofern schlucke mancher Mieter wohl auch überzogene Vorstellungen. Seitens der Koalition heißt es, dass Eingriffe in den Mietmarkt sehr schwierig seien, man aber versuchen wolle, die Bürger zu schützen. Gegebenenfalls sollten sich Mieter erst seitens der Stadt beraten lassen, auch bei einem überzogenen Mietniveau den Vertrag abschließen und diesen hinterher angreifen. In jedem Fall könne man die Online-Funktion des Mietspiegels nutzen und mal nachschauen, wo man mit seiner Wohnung so liegt. 

Eigentümerverband: Wucher bei Neuvermietungen in Augsburg kaum ein Thema

Beim Eigentümerverband Haus&Grund reagiert man mit Verwunderung auf den Vorstoß aus dem Rathaus. Man müsse berücksichtigen, dass der Mietspiegel nicht nur bei Neubauten, sondern auch bei umfangreich sanierten Wohnungen nicht gelte, so Geschäftsführerin Gabriele Seidenspinner. Andernfalls seien die Kosten für eine Sanierung überhaupt nicht mehr hereinzuholen. Mietspiegel und aktuelle Neuvermietungspreise seien insofern nicht eins zu eins vergleichbar. "Und die überwiegende Mehrheit der Vermieter hält sich sehr wohl an den Augsburger Mietspiegel", betont Seidenspinner. Der Verband verweist darauf, dass es in Augsburg jedenfalls kaum Rückforderungsansprüche von Mietern gebe, weil vom Vermieter eine zu hohe Miete bei der Neuvermietung verlangt wurde. "Folglich scheint das anders als zum Beispiel in München oder Berlin lokal kein Thema zu sein", so Seidenspinner. 

Eine klare Absage gibt es auch zu den Überlegungen für ein Mietenkataster. Der Aufwand stehe in keinem Verhältnis zu einem etwaigen Nutzen. Statt statt eines neuen Beratungsangebots durch die Stadt, das auch entsprechende Kosten nach sich ziehe, sei es sinnvoll, die Zusammenarbeit mit sozialen Verbänden, die in dem Feld schon tätig sind, zu verbessern. Grundsätzlich verweist Seidenspinner beim Thema Mietsteigerungen auch auf die allgemeine Teuerung. Die Lebenshaltungskosten seien seit 2021 mit 13,2 Prozent deutlich stärker gestiegen als die Mieten gemäß Mietspiegel in Augsburg. 

 
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