Die Kahnfahrt in Augsburg befindet sich im Winterschlaf. Das ist nicht ungewöhnlich: In der kalten Jahreszeit geht niemand freiwillig im Boot aufs Wasser. Auch das Lokal am Ausflugsziel ist geschlossen. Der frühere Pächter Bela Balogh hat aufgehört. Der Vertrag mit der Stadt Augsburg, der das Areal gehört, wurde beendet. Die Kahnfahrt erfindet sich im Jahr 2024 neu. Erstmals wird die Regio Augsburg Tourismus das Management übernehmen. Die Vorbereitungen laufen. Tourismusdirektor Götz Beck informiert auf Anfrage, welche Pläne vorliegen. Klar ist schon jetzt: Gäste werden sich umstellen müssen.
Im Mai finden die Kahnfahrt-Festspiele in Augsburg statt
"Ab Mai beginnen die Kahnfahrt-Festspiele", sagt Götz Beck. Die Veranstaltung fand auch im Vorjahr statt. Mit Booten geht es hinaus auf die Seebühne zwischen Oblatterwall und der Franziskanerbrücke das Gewässer. Man trifft dort auch Bertolt Brecht, Elias Holl und Karl Albert Gollwitzer.
Zum Start der Festspiele sollen ein Kiosk-Betrieb und der Bootsverleih funktionieren. Die Öffnungszeiten würden noch festgelegt, man werde allerdings witterungsbedingt entscheiden. Bei Regen ist kein Betrieb. "Das entspricht dem Vorgehen bei einem Biergarten", sagt Beck.
In der Vergangenheit hatte der Kahnfahrt-Pächter Bootsverleih und Lokal betrieben. Die Stadt Augsburg hatte angekündigt, dass die Regio den Bootsverleih übernehmen soll. Noch sei der Vertrag nicht unterschrieben, sagt der Tourismusdirektor: "Wir erarbeiten gerade mit der Stadt einen Überlassungsvertrag."
Ein Konzept, das auf vier Säulen beruht, wurde ausgearbeitet. Die Gastronomie ist vorerst auf lediglich 60 Personen begrenzt. Mehr Gäste sind auf dem Kahnfahrt-Gelände nicht zugelassen. Es gibt einen Kiosk mit Getränken und kleinen Speisen. Beim Bootsverleih soll sich an den Vorgaben nichts verändern, dafür sind künftig auch Veranstaltungen auf dem Gelände geplant.
Ausbaufähig ist das, was die Regio als "Kahnfahrt-Themen" beschreibt: Beck: "Geplant ist, dass die Themen an und um die Kahnfahrt stärker besetzt werden." Man wolle einen digitalen Brecht-Rundgang entwickeln, bei dem an verschiedenen Stationen Schauspieler und Fachleute das Leben von Brecht erzählen. Enden werde dieser Stadtrundgang an der Kahnfahrt. Dort wird die Kindheit und Jugendzeit von Brecht im Rahmen einer App als sogenannte "Augmented Reality", also "erweiterte Realität" aufbereitet. Reale und digitale Welt werden hier miteinander verknüpft, Zuschauer können dies zum Beispiel über einen Bildschirm sehen. "Des Weiteren wollen wir das Thema Wasser und Unesco-Wassermanagement-System erlebbar machen."
Auch der Fünffingerlesturm spielt im Konzept für Kahnfahrt eine Rolle
Tourismusdirektor Beck hat aber nicht allein die Kahnfahrt im Blick: "Wichtig ist uns auch die temporäre Öffnung der Einrichtungen um die Kahnfahrt wie Stadtmauer, Wasserturm, Fünffingerlesturm und die Bastion, die von der Bürgergilde betreut wird." Angedacht seien Führungen am Wochenende, um die hohe Aufenthaltsqualität der Jakobervorstadt sichtbar und erlebbar zu machen.