Irgendwie werden wohl alle unterkommen, die in diesen Tagen zum ersten Mal oder wieder in Augsburg landen. Das Sommersemester 2023 hat gerade begonnen, ein neues Kapitel an Hochschule und Uni für Tausende Menschen. Für viele Studierende geht dieser Start aber mit einer Herausforderung einher: ein Zimmer zu finden, zu bekommen – und zahlen zu können. Wer keinen Platz in einem öffentlich geförderten - und deshalb bezahlbaren - Wohnheim gefunden hat, greift häufig auf WG-Zimmer zurück. Von einer "günstigen" Alternative kann dabei aber längst nicht mehr die Rede sein. Die Ergebnisse, die eine aktuelle Studie für Augsburg liefert, sind eindeutig.
Das Moses Mendelssohn Institut (MMI) und das Portal wg-gesucht.de haben für eine Untersuchung von WG-Zimmer-Preisen 94 Hochschul-Standorte in den Blick genommen. Deutschlandweit kostet ein übliches WG-Zimmer demnach durchschnittlich inklusive Nebenkosten 458 Euro pro Monat – und damit 23 Euro mehr als noch vor einem halben Jahr zu Beginn des Wintersemesters. "Spitzenreiter" ist, wenig überraschend, München. Für ein WG-Zimmer dort müssen inzwischen 720 Euro bezahlt werden, auf Rang zwei folgt Berlin mit 640 Euro. Und Augsburg?
Studie: Preise für WG-Zimmer in Augsburg steigen deutlich
Ist, zumindest im Vergleich dazu, günstig. Der Preis für ein WG-Zimmer liegt der Untersuchung zufolge bei 440 Euro monatlich. Damit sei Augsburg "kein besonders teures Pflaster", sagt Stefan Brauckmann, Geschäftsführender Direktor am MMI, und verweist auf den Bundes-Durchschnitt. "Dennoch ist es kaum noch möglich, ein Zimmer unter der BAföG-Wohnkostenpauschale zu finden." Die Pauschale für Studierende, die ihr Studium nicht selbst finanzieren können und nicht mehr im Elternhaus leben, wurde Mitte 2022 von 325 auf 360 Euro erhöht.
Gerade im zeitlichen Verlauf zeigt sich, dass sich die Lage zunehmend angespannt hat. Blieb das Preisniveau für WG-Zimmer von 2013 bis 2016 bei leichten Schwankungen einigermaßen konstant, gingen die Preise seitdem kontinuierlich nach oben - um rund 40 Prozent. Allein im Vergleich zum vergangenen Semester - dem Wintersemester 2022/2023 - stiegen die durchschnittlichen Kosten demnach um 20 Euro, also rund fünf Prozent. "Die Dynamik deutlicher Preissteigerungen hat sich bisher noch nicht abgeschwächt", kommentiert Brauckmann die Entwicklung. Es brauche "dringend zusätzliche finanzielle Unterstützung für Studierende, die außerhalb des Elternhauses wohnen." Die kürzlich gewährte Energiekosten-Pauschale von rund 200 Euro habe bei vielen Studierenden "nur einen sehr kurzfristigen Effekt".
Wohnungsmarkt ist in vielen bayerischen Städten angespannt
Zwei Drittel der Studierenden wohnen laut MMI weder bei Eltern oder Verwandten noch in einem öffentlich geförderten Wohnheim. Dass die Suche nach einem WG-Zimmer schwieriger wird, hängt auch mit einer weiteren Entwicklung zusammen. "Auf dem freien Markt werden Wohngemeinschaften mittlerweile auch stärker von jüngeren Berufstätigen und älteren Mietern der Generation 60+ nachgefragt", erklärt Annegret Mülbaier, Sprecherin von wg-gesucht.de.
"Denn WGs sind für viele die einzige Möglichkeit, in guter Lage und zu einem angemessenen Preis zu wohnen.“ Dadurch steige der Druck für Studierende "immer weiter". Erschwerend hinzu komme für viele angehende Akademikerinnen und Akademiker der Zeitdruck, der durch teils späte Studienplatzvergabe entstehe.
Abgesehen von München liegt Augsburg im Vergleich der bayerischen Universitätsstädte im Durchschnitt. Während sich das Preisniveau in Passau (425 Euro, Preissteigerung seit 2013: 42 Prozent), Bamberg (400 Euro, 33 Prozent), Würzburg (400 Euro, 27 Prozent) und Nürnberg (425 Euro, 33 Prozent) etwas unter Augsburger Verhältnissen bewegt, liegt es in Rosenheim (450 Euro), Ingolstadt (465 Euro) und Erlangen (450 Euro, Preissteigerung seit 2013: 29 Prozent) etwas darüber.
So sieht der Miet- und Wohnungsmarkt in Augsburg derzeit aus
Der Miet- und Wohnungsmarkt in Augsburg ist seit Jahren angespannt, der Mieterverein schlug zuletzt im Herbst wegen außergewöhnlich vieler Mieterhöhungen und gestiegener Energiepreise Alarm. Nach Einschätzung des Immobilien- und Maklerverbands IVD ist aktuell für eine Bestandswohnung bei der Neuvermietung eine Miete von bis zu 11,55 Euro pro Quadratmeter realistisch, bei einem Neubau sind es bis zu 13,10 Euro. Bei Kaufpreisen zeichnet sich seit vergangenem Herbst eine Trendwende ab, verschiedene Agenturen beobachten in Augsburg Rückgänge. Als Grund dafür gelten unter anderem gestiegene Zinsen.