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Augsburg
Das Unesco-Welterbe in Augsburg führt noch immer ein Schattendasein
Durchschnittlich 70 Personen am Tag besuchen die Welterbe-Infostelle in Augsburg. Für die Stadt ist die Zahl nicht entscheidend. Eine teure Marketingkampagne lehnt sie ab.
Unesco-Welterbe       -  Wie soll das Unesco-Welterbe im Jahr 2023 beworben werden? Ausstellung im städtischen Verwaltungsgebäude
Foto: Silvio Wyszengrad | Wie soll das Unesco-Welterbe im Jahr 2023 beworben werden? Ausstellung im städtischen Verwaltungsgebäude
Michael Hörmann
 |  aktualisiert: 11.03.2024 13:28 Uhr

Wann wurde die Stadt Augsburg zum Unesco-Welterbe ernannt? Wie viele Stätten sind es, die die Bedeutung der historischen Wasserwirtschaft hervorheben? Es gibt wohl nur wenige Menschen, die die beiden Fragen aus dem Stegreif richtig beantworten. Das Thema ist weiterhin wenig präsent. Im Juli 2019 wurde das weltweit einzigartige Wassermanagement-System von Augsburg zum Unesco-Welterbe ernannt. Insgesamt 22 Objekte der Technik, Industriearchäologie, Architektur und bildenden Kunst aus über 2000 Jahren Stadtgeschichte zählen zur Welterbestätte. Daran hat sich nichts geändert. Die Stadt Augsburg möchte das Welterbe in diesem Jahr stärker ins Bewusstsein rücken. Eine teure Kampagne ist nicht vorgesehen. Dies sei nicht der Auftrag der Stadt, sagt Kulturreferent Jürgen Enninger (Grüne).

Unesco: 22 Welterbestätten gibt es in Augsburg und der Region

Zu den 22 Welterbestätten zählen mittelalterliche Kanäle und Wasserwerke aus der frühen Neuzeit, drei Renaissance-Brunnen ebenso wie die Kanustrecke am Eiskanal. Nicht alle befinden im Stadtgebiet Augsburg. Einige Welterbestätten sind zudem für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, einzelne Gebäude haben lediglich an ausgewählten Tagen geöffnet. Wer sich über das Wassermanagement-System informieren möchte, hat mitten in der Stadt eine Anlaufstation. 

Im städtischen Verwaltungsgebäude am Rathausplatz gibt es im Erdgeschoss auf 100 Quadratmetern eine Informationsstelle. Montags ist sie geschlossen. An anderen Tagen ist tagsüber geöffnet. Aus Sicht des städtischen Welterbe-Büros, das im Kulturreferat angesiedelt ist, wird der "Wasserladen", wie er von Außenstehenden auch schon mal genannt wurde, gut besucht. Was dabei nicht überrascht: An Wochenenden, in den Ferien sowie den Sommermonaten ist die Besucherzahl deutlich höher wie an einem regnerischen Tag unter der Woche. Im Vorjahr kamen seit Mai im Schnitt 1700 Besucherinnen und Besucher pro Monat. Auf die Öffnungstage umgerechnet, sind es knapp 70 Personen täglich.

Referent Enninger nennt die Besucherzahl nach der Corona-Pause "recht beachtlich, auch wenn sicherlich Luft nach oben besteht". Aus dem Welterbe-Büro, dessen früherer Leiter Ulrich Müllegger in den Ruhestand gegangen ist, wird darauf hingewiesen, dass Besucherzahlen nicht der wichtigste Faktor seien. Die Stadt habe sich verpflichtet, das zum Unesco-Weltkulturerbe erklärte Augsburger Wassermanagement-System zu schützen, zu bewahren und es zu vermitteln. Dies passiere erfolgreich, sagt Enninger: "Der Titel ist deshalb nicht als Kampagne zu verstehen."Es gehe darum, das Erbe der Menschheit für zukünftige Generationen zu erhalten und kulturelles Verständnis über Grenzen hinweg zu fördern. Enninger betont ebenfalls den Aspekt der Nachhaltigkeit. Zur künftigen Führungsperson ist zu hören, dass die Person gefunden sei. Sie komme von außen und stehe derzeit in einem festen Vertragsverhältnis. Zudem muss der Stadtrat dem Vorschlag noch zustimmen. Davon sei auszugehen, heißt es. 

Der Etat im Welterbe-Büro beträgt 290.000 Euro – ohne Personalkosten

Städtisches Geld für Marketingaktivitäten, die die Bekanntheit des Welterbe-Standorts Augsburg steigern könnten, ist nicht vorgesehen. Der Gesamtetat im Welterbe-Büro beträgt insgesamt 290.000 Euro. Personalkosten sind nicht enthalten. Es gebe kein separates Marketingbudget. Die Verantwortlichen verweisen darauf, dass der Erhalt der Welterbestätten an oberster Stelle stehe. "Das einzigartige Erbe des Wassermanagement-Systems und das damit verbundene Wissen um Wasser stellen eine große Verpflichtung für die Stadt Augsburg dar", so Enninger. Im Zentrum des Managements der Welterbestätte stünden daher Sicherung und Erhaltdes Systems mit allen Bestandteilen.

Betont wird, dass das Welterbe-Büro im Namen der Stadt an vielen Kooperationen weltweit engagiert und beteiligt sei. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Welterbestätten sei Augsburgs Welterbe weit über die Stadtgrenzen bekannt. Aktionen vor Ort sollen dazu beitragen, das Interesse bei der Bevölkerung zu wecken. Das Water-and-Sound-Festival, die Wasservogelparade und die Stelen an den Welterbeobjekten werden genannt. Gearbeitet wird ferner daran, das Thema Wasserwirtschaft in schulische Lehrpläne einzubinden.

Was an Veranstaltungen im Jahr 2023 geplant ist

Zusätzliche Veranstaltungen im Jahr 2023 sind vorgesehen. Neben bereits stattfindenden Führungen, Vorträgen und Audiowalks plant das Welterbe-Büro anlässlich des Weltwassertags am 22. März eine Vortragsreihe im März. Beteiligt ist das Welterbe-Büro an der Eröffnung des neuen Umweltbildungszentrums am Botanischen Garten in Augsburg. Der Welterbe-Tag findet am 4. Juni mit Programm am Rathausplatz statt. Das Water-and-Sound-Festival rundet im August die Sommerveranstaltungen ab. Für die Wintermonate befinden sich Aktionen in Planung, teilt das Welterbe-Büro mit. 

 
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