zurück
Augsburg
Darum gibt es im neuen Augsburger Bahnhofstunnel keine Geschäfte
Mit der Eröffnung des neuen Bahnhofstunnels sind Geschäfte aus Containern ins Hauptgebäude zurückgekehrt. Das lief nicht reibungslos. Eines war von Beginn an klar.
AF__WYSbahhbeh_028.jpg       -  Für viele ein gewöhnungsbedürftiger Anblick: Im neuen Augsburger Bahnhofstunnel gibt keine Geschäfte. Das hat Gründe.
Foto: Silvio Wyszengrad | Für viele ein gewöhnungsbedürftiger Anblick: Im neuen Augsburger Bahnhofstunnel gibt keine Geschäfte. Das hat Gründe.
Andrea Wenzel
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:22 Uhr

Im Mai 2017 ist Yorma's wegen des Bahnhofsumbaus aus der Bahnhofshalle in einen Container auf dem Vorplatz umgezogen – ebenso wie eine Bäckerei, ein Presseshop und das Reisecenter der Bahn. Die Geschäfte kehrten Ende 2023 zurück ins Hauptgebäude. Nicht alles lief dabei rund. Dass es im Tunnel zu den Gleisen im Gegensatz zu anderen Bahnhöfen keine Läden gibt, war dagegen von Beginn an klar und hat seinen Grund. Im angrenzenden Helio verschwindet unterdessen ein Leerstand.

Ungemütlich ist es in diesen Tagen in der neu renovierten Bahnhofshalle am Hauptbahnhof. "Eine Türe zu Gleis eins schließt nicht, es zieht deshalb und ist saukalt", beklagt Rainer Wintergerst, Inhaber der Buchhandlung in der Bahnhofshalle. Seit Tagen würde sich niemand um das Problem kümmern. "Die Kommunikation zwischen den Stadtwerken und der Bahn, wer hier zuständig ist, scheint nicht reibungslos zu klappen", meint er. Mit Folgen fürs Personal, das die niedrigen Temperaturen aushalten müsse. Wenige Meter weiter, bei Yorma's und der Bäckerei Balletshofer, tragen die Beschäftigten dicke Jacken und teils auch Schals.

Neuer Bahnhofstunnel: Yorma's betreibt zwei Verkaufsstellen am Hbf

Die defekte Türe ist nicht das Einzige, was bei der Rückkehr der Geschäfte aus dem Container ins Bahnhofsgebäude holprig lief. Weil es keinen Telefon- und Internetanschluss gab, war bei Balletshofer zunächst keine Kartenzahlung möglich. "Das hat sich im Umsatz niedergeschlagen", so Christian Balletshofer. Bei Yorma's hat man bewusst darauf verzichtet, die Küche gleichzeitig mit den anderen Geschäften ans Stromnetz anschließen zu lassen, um eine Überlastung zu verhindern. "Wir haben diesbezüglich andernorts so unsere Erfahrungen gemacht", sagt Prokuristin Ramona Eberl. Yorma's betrieb daher zunächst die Küche im Container weiter und versorgte von dort aus die neue Verkaufsfläche. Das sei kein Nachteil gewesen: "Wir haben festgestellt, dass die Kundinnen und Kunden beide Anlaufstellen annehmen, und bleiben daher auch noch im Container, bis die Stadt ihn abbaut." Personal sei für den Doppeleinsatz vorhanden. 

Insgesamt freuen sich die Geschäftsinhaber aber, dass sie nun wieder auf ihre regulären Verkaufsflächen im Bahnhofsgebäude zurückgekehrt sind. Obwohl die Schilder an den Containern immer noch auf den Seiteneingang verwiesen und das Reisecenter der Bahn noch immer im Container sitze, kämen die Menschen durch die Bahnhofshalle, sagt Wintergerst. Auch Christian Balletshofer glaubt nach anfänglichen Startschwierigkeiten an eine positive Entwicklung. Dass es – wie an anderen großen Bahnhöfen – keine Geschäfte im Tunnel zu den Gleisen gibt, findet er sinnvoll. "Ich denke, dafür ist der Augsburger Bahnhof nicht frequentiert genug", sagt Balletshofer. Die Deutsche Bahn teilt mit: "Es war im Konzept von Anfang an geplant, die Geschäfte im Empfangsgebäude unterzubringen und hier die entsprechenden Flächen herzurichten. Auch sind im Zwischengeschoss am Augsburger Hauptbahnhof aus Brandschutzgründen keine Geschäfte zulässig."

Ins Helio am Hauptbahnhof Augsburg zieht bald ein neuer Gastrobetrieb

Neue Geschäfte und Gastroangebote soll es dagegen bald im angrenzenden Helio geben. Der lange anhaltende Leerstand, den die Insolvenz eines Asia-Restaurants ausgelöst hat, wird nun nachbesetzt. "Es wird wieder ein Gastronomiebetrieb sein", so Helio-Sprecher Stephan Heimbach. Konkreter wollte er noch nicht werden, die Eröffnung werde aber noch dauern. Die Fläche ist die mit Abstand größte im Erdgeschoss des Centers und erstreckt sich vom Haupteingang bis zum Ausgang zu Gleis eins. Dort steht ebenfalls schon lange ein zweiter Laden leer. Hier führe man, ebenso wie für eine sehr kleine Fläche in der Mitte des Centers, konkrete Gespräche mit potenziellen Nachmietern, sagt Heimbach. Dies gelte auch für die noch immer freien Flächen im ersten Stock, die der Auszug einer Bowlingbahn hinterlassen hat. Zunächst war kommuniziert worden, dass man sich auch hier Büros vorstellen könne. Nach aktuellem Stand, so Heimbach, sei aber auch eine weitere publikumsnahe Nutzung denkbar. Ins Detail wollte er auch hier nicht gehen.

Grundsätzlich sieht Heimbach die Eröffnung des Bahnhofstunnels und die Inbetriebnahme der Bahnhofshalle als durchweg positives Signal für das Helio. Man erwarte sich hiervon viele positive Effekte. Diese sieht man bereits beim Mieter Rewe. "Es gibt einen spürbaren Frequenzgewinn, der sicherlich auf die Tunneleröffnung zurückzuführen ist", so eine Sprecherin. Man sei mit dem Markt zufrieden. Auch Georg Schneider von der gleichnamigen Bäckerei schätzt den Standort. Er betreibt nach der Übernahme der Bäckerei Rager auch deren Filiale im Helio. "Von unserer Seite spricht nichts gegen eine Fortführung dieses Standortes", so Schneider.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bahnhofsumbauten
Bäckereien und Konditoreien
Deutsche Bahn AG
Geschäfte
Hauptbahnhöfe
Rewe Gruppe
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen