Es war ein Ende mit Ansage: Im September hatte sich die Betreiberin des Cafés im Alten Stadtbad, Anna Gaßner, mit einem Hilferuf an die Stadt gewandt. Die Schließung der Sauna im Alten Stadtbad werde für sie zu existenziellen Ausfällen führen. Ein halbes Jahr später sind ihre Ängste Realität geworden: Im Mai muss sie Café und Wellnessbereich schließen. Die Angestellten und Aushilfen verlieren ihren Job.
Rund 70 Prozent ihrer Einnahmen machte Anna Gaßner normalerweise mit den Saunagästen. Neben dem Café betreibt die 66-Jährige seit 28 Jahren auch den Wellnessbereich im Alten Stadtbad. Eines ihrer Geschäftsmodelle waren Wellnesstage mit Essen, Getränken und beispielsweise Massage. Drei Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie vier Masseure hatte sie beschäftigt.
Die Stadt hatte betont, die Schließung der Sauna im Alten Stadtbad erfolge nicht vorrangig wegen der durch den Ukraine-Krieg gestiegenen Energiekosten. Man wollte generell den Energieverbrauch drosseln, so das Sport- und Bäderamt. Daran änderte auch der Hilferuf aus dem Café und ein Unterstützungsbrief der Freunde des Alten Stadtbades nichts. Angesichts der rasant steigenden Kosten müsse man handeln, mit der Sauna treffe man verhältnismäßig weniger Menschen als mit einem geschlossenen Hallenbad, argumentierte im September Sportreferent Jürgen Enninger.
Café schließt: Corona und Energiekrise waren zu viel
Die Entscheidung kam für Anna Gaßner zur Unzeit . "Erst Corona und dann die Energiekrise mit der Saunaschließung - ich kann einfach nicht mehr", sagt sie. Natürlich habe sie schon länger an Ruhestand gedacht - doch so habe sie sich den Abschied nicht vorgestellt. Man habe alles versucht, um mit den Schwimmbadbesuchern weiter zu machen - doch das Geschäft rechne sich nicht mehr. Auch das Vorgehen der Stadt, die Wassertemperatur in dem hauptsächlich von Senioren besuchten Schwimmbad auf 25 Grad zu senken, habe viele Gäste gekostet. "Das Klientel dort ist 80 plus," betont die Café-Betreiberin. Es sei erfreulich, dass die Stadt im November die Temperatur wieder auf 27 Grad angehoben habe - doch da hätten sich viele Gäste schon endgültig von dem Bad verabschiedet gehabt.
Zum Ende der Wintersaison, im Mai 2023, endet nun also die Ära Gaßner im Alten Stadtbad. "Die Gastronomie wird öffentlich ausgeschrieben, um möglichst eine breite Interessengruppe zu erreichen und einen geeigneten Nachfolger oder eine geeignete Nachfolgerin zu finden", sagt Sportreferent Enninger. Weil die Pächterin des Cafés auch Pächterin des Wellnessbereichs ist, müsse auch dieser ausgeschrieben werden. "Wir gehen davon aus, auch für den Wellnessbereich gute Bewerbungen zu erhalten", betont der Referent.
Weniger angenehm ist die Ausschreibung für die Masseurinnen und Therapeuten, die aktuell ihre Räume in Untermiete bei Anna Gaßner haben. Denn sie stehen mit einem Mal vor dem Nichts und können nur hoffen, bei der Ausschreibung wieder zum Zug zu kommen, sagt Kosmetikerin Franziska Heinkel, die Tochter von Gaßner. Heinkel hatte 2019 den Wellnessbereich in Untermiete von ihrer Mutter übernommen und wünscht sich, auch künftig dort für die Gäste da sein zu dürfen. "Ich hänge gerade ziemlich in der Luft ", sagt sie. Sollte sie den Zuschlag von der Stadt bekommen, will sie zunächst eine Masseurin übernehmen. "Wenn die Sauna wieder aufmacht, können es auch zwei oder drei Masseurinnen werden", so Heinkel.
Die Untermieterinnen im Altem Stadtbad hängen derzeit in der Luft
Genauso in der Luft hängt Heilpraktikerin Ingrid Schiffelholz, die ihre Praxisräume ebenso in Untermiete im Alten Stadtbad hat. "Ich habe ehrlich gesagt keinen Plan B", sagt die Heilpraktikerin, die bislang neben ihrer Gesundheitsarbeit auch als Masseurin im Wellnessbereich einspringt. "Es kann doch nicht sein, dass wir jetzt alle unsere Praxen ausräumen müssen, nur um dann kurz darauf wieder einzuziehen, falls wir den Zuschlag bekommen", sagt sie. Schiffelholz hofft, dass auch die Stadt Augsburg so schnell wie möglich die Sauna wieder öffnet. "Es wurde ja damit argumentiert, dass auch München alle Saunen geschlossen hat - doch dort sind sie längst wieder offen", sagt sie. Tatsächlich hatte die Landeshauptstadt vier ihrer Saunen im Oktober trotz Energiekrise wieder aufgemacht. "Ich merke, dass weniger Menschen ins Alte Stadtbad kommen, weil die Sauna zu ist", sagt Schiffelholz.
Zumindest im Schwimmbereich seien die Zahlen aber sogar besser als vor Corona, sagt Sportreferent Enninger. So hätten 2019 genau 20.765 Menschen das Schwimmbad genutzt - 2022 waren es 25.326. Er glaubt auch nicht, dass die neuen Preise in Bad und Sauna zu Abwanderungen beispielsweise ins Umland führen werden. Künftig kostet der Einzeleintritt in die Sauna 12 Euro (4 Stunden), dazu kommen 4,50 Euro Schwimmbad-Eintritt, die zusätzlich entrichtet werden müssen. Der Kurztarif wurde gestrichen. Die Zahlen zeigten, dass die Nachfrage zunehme - von einer Abwanderung könne keine Rede sein, so der Referent.